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Editorial

Der Kopf ist rund…

Fragen des Klimawandels und seiner vielschichtigen Folgen rücken mehr und mehr auch in die Fachdiskussionen des Naturschutzes vor. Und das ist richtig, denn ein „Weiter so“ wie bisher kann es auch hier nicht geben. Nun werfen in Veränderung begriffene Kenngrößen des Klimas nicht alle aktuell verfolgten Ziele und Strategien des Naturschutzes über den Haufen.

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Aber dieser Prozess des Klimawandels erfordert, all diese kritisch zu überprüfen und weiterzuentwickeln – vor allem hinsichtlich der Notwendigkeit, der Dynamik des Klimas auch eine stärker prozessorientierte Gesamtstrategie des Naturschutzes und der Landschaftsplanung gegenüber zu stellen. Denn Arten und Biotope, aber auch die Erbringer der vielfältigen Ökosystemdienstleistungen müssen in die Lage versetzt werden, sich den Veränderungen raumzeitlich anzupassen.

In bisher keiner Ausgabe von Naturschutz und Landschaftsplanung hat sich das Thema Klimawandel so umfangreich widergespiegelt wie dieser, sei es in den Hauptbeiträgen, den aktuellen Meldungen oder den Tagungsberichten. Und das, obwohl dieses kein spezifisches Themenheft darstellt.

Neubürger in Flora und Fauna verändern Biozönosen – schon vor 15 Jahren hat unser Fachredaktions-Mitglied Dr. Jürgen Ott in dieser Zeitschrift anhand konkreter Untersuchungen gefragt: Zeigt die Ausbreitung der Feuerlibelle in Deutschland eine Klimaveränderung an? Lange schon können wir das bejahen. Was das aber für Folgen hat, ist eine hoch diverse Fragestellung. Zum Beispiel: Wer haftet für Folgeschäden von Neozoen? Das beurteilt ein interdisziplinäres Autorenteam in der vorliegenden Ausgabe am Beispiel des Asiatischen Marienkäfers, einer invasiven Art, die zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Gewächshäusern eingeführt wurde (Seite 133). Wenn der Wein plötzlich nicht mehr mundet, könnte er der Urheber sein.

Der Fokus auf Verursacher des Klimawandels weitet sich stetig von den Emissionen fossiler Brennstoffe auch auf die Landnutzung: Welche Relevanz Ökosysteme, Biotope und deren Nutzung für Aufnahme, Rückhaltung und Freisetzung von Treibhausgasen haben, fasst der zweite Hauptbeitrag zusammen (Seite 138). Und er leitet anhand einer Fallstudie im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue Konsequenzen für den Naturschutz ab. Nebenbei bemerkt: Solche Modellstudien und die nachfolgende Erprobung in der ­Praxis sind prioritäre Aufgabe unserer Großschutzgebiete, die sie noch viel zu wenig erfüllen – wie auch ein Papier des BfN (siehe Seite 153) nahelegt.

Wenn Arten verschwinden, so hat das auch ökonomische Wirkungen. Das hat die TEEB-Studie – wir berichteten – erfreulich deutlich gemacht. Aber welchen ökonomischen Wert haben Vögel? „Wie teuer ist ein Blaukehlchen?“ fragt der dritte Hauptbeitrag (Seite 147) – ein diskussionsfähiger neuer Versuch nach Frederic Vesters Buch „Der Wert eines Vogels“ vor fast 25 Jahren.

Der Kopf rund, damit das Denken seine Richtung wechseln kann, so 1922 der französische Schriftsteller, Maler und Grafiker Francis Picabia. Vergessen wir nicht, immer wieder kritisch zu hinterfragen: Sind unsere Visionen, Ziele und Maßnahmen zielführend? Ist ihre Wirksamkeit verbesserbar? Wachsende Kenntnisse der Klimafolgenforschung bieten mehr als genug Anlässe zu fragen, aktuelle Ereignisse ebenso: der Sandsturm von Rostock, der Ruf nach mehr Erneuerbaren nach Fukushima, alternative Energiepflanzen und Vieles mehr. Blättern Sie mal im Heft!

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