Nachhaltiges Landmanagement
Neue Lösungen und Handlungsstrategien für ein nachhaltiges Landmanagement – diese stehen im Mittelpunkt des neuen BMBF-Förderschwerpunkts „Nachhaltiges Landmanagement“. Dazu fand die Auftaktveranstaltung in Bonn-Bad Godesberg statt.
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Die Folgen des Klimawandels, Urbanisierungsprozesse sowie schwankende Weltagrar- und Energiemärkte rücken die Nutzung von Landoberfläche und natürlichen Ressourcen wieder vermehrt ins öffentliche Bewusstsein. Rohstoffwirtschaft, Ernährungssicherheit, Energieversorgung sowie Umwelt- und Klimaschutz stehen dabei oftmals global wie regional im Konflikt zueinander. Dies erfordert ein langfristig angelegtes Landmanagement, das weit über klassische Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft oder Stadtplanung hinausgeht. Einzubinden sind Aspekte wie Biodiversität, regionale Wertschöpfung, Energie- und Stoffströme, Stadt-Land-Beziehungen und Fragen der Lebensqualität. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft sind angehalten, angesichts dieser Herausforderungen neue Lösungen zu finden. Daher rief das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“ ins Leben.
Die Maßnahme ist derzeit in zwei Module unterteilt, die jeweils von einem wissenschaftlichen Begleitvorhaben unterstützt werden: Modul A beschäftigt sich im globalen Maßstab mit den Wechselwirkungen und Interdependenzen zwischen Landmanagement, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen. Modul B sucht auf nationaler Ebene nach innovativen Systemlösungen für ein nachhaltiges Landmanagement. In beiden Modulen erarbeiten Wissenschaftler in einer Vielzahl von Verbundprojekten unterschiedlicher thematischer Ausrichtungen Lösungsvorschläge für die beschriebenen Herausforderungen. Die Ansätze sind inter- und transdisziplinär ausgerichtet und werden am Beispiel ausgewählter Untersuchungsregionen entwickelt, die anschließend eine Übertragbarkeit auf andere Regionen ermöglichen sollen.
Zur Auftaktveranstaltung der Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“ in Bonn-Bad Godesberg trafen sich über 180 Vertreter(innen) aus Wissenschaft und Praxis. Dabei gewannen sie einen Überblick über die Inhalte und Organisation der geförderten bzw. zur Förderung vorgesehenen Verbundprojekte sowie weiterer Aktivitäten der Fördermaßnahme.
In der Begrüßung zur Auftaktveranstaltung skizzierte Ministerialrat Wilfried Kraus (Bundesministerium für Bildung und Forschung) die globalen und nationalen Herausforderungen für ein nachhaltiges Landmanagement. Diese ergeben sich vor allem aus bestehenden Nutzungskonkurrenzen (z.B. zwischen Nahrungsmittelproduktion, Energieversorgung, Ausbreitung urbaner Lebensräume, Erhalt ökosystemarer Dienstleistungen) einerseits und den Folgen des Klimawandels, der demographischen Entwicklung und des Strukturwandels andererseits. Grundlegende Ziele der Fördermaßnahme seien die Schaffung von Wissens- und Entscheidungsgrundlagen sowie die Bereitstellung von Handlungsstrategien, Technologien und Systemlösungen für ein nachhaltiges Landmanagement. Die Fördermaßnahme sei Teil des BMBF-Rahmenprogramms Forschung für Nachhaltige Entwicklungen (FONA). Als wesentliche Ziele der Maßnahme betonte Kraus die Übertragbarkeit und Umsetzung der Erkenntnisse in die Praxis. Ein fach-, branchen- bzw. sektorübergreifender Ansatz (Interdisziplinarität) bilde ebenso wie die Einbindung der Akteurs- und Entscheidungsebene (Transdisziplinarität) wesentliche Voraussetzungen für die Erreichung der Zielsetzungen im „Nachhaltigen Landmanagement“.
Im Anschluss skizzierte Prof. Dr. Rainer Danielzyk (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH Dortmund) die Herausforderungen eines nachhaltigen Landmanagements in Europa aus wissenschaftlicher Sicht. Bereits mit Blick auf die demographischen Herausforderungen (Bevölkerungsabnahme, Alterung, Internationalisierung, Individualisierung) betonte er, dass es in der Landnutzung eine große Vielfalt möglicher Entwicklungsmuster gebe. Veränderungen in der Landnutzung hingen von vielen Faktoren ab. Als wichtige ökonomische Triebfeder nannte Danielzyk den verschärften Standortwettbewerb. Die Deregulierung der Märkte, sinkende Transport-, Informations- und Transaktionskosten, kürzere Produktlebenszyklen, höhere Forschungs- und Entwicklungsintensität sowie politisch initiierte Wettbewerbe zwängen Regionen und Kommunen, sich im globalen und regionalen Wettbewerb zu behaupten, nicht immer zu Gunsten einer nachhaltigen Landnutzung. Zudem zeige sich, dass bestehende Instrumente zur Regulierung der Flächeninanspruchnahme nicht ausreichend seien. So sollten planerische Leitbilder durch fiskalische Anreize bzw. monetäre Bewertungsinstrumente ergänzt werden, um die Steuerungswirkung bei Flächennutzungen zu erhöhen.
Axel Welge, Hauptreferent für Umwelt und Wirtschaft des Deutschen Städtetages, beschrieb aus Sicht der Praxis wesentliche Eckpunkte für ein nachhaltiges Landmanagement. Eine Herausforderung liege darin, die Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr zu reduzieren. Entwicklungen wie der demographische Wandel sowie steigende Infrastruktur- und Energiekosten können genutzt werden, um eine nachhaltige und vor allem bestandsorientierte Siedlungsentwicklung (d.h. Innen- vor Außenentwicklung) zu befördern. Lösungsansätze für ein nachhaltiges Landmanagement müssten ein Bündel von Maßnahmen umfassen, welche die Belange der Raumordnung, der Wirtschafts-, Siedlungs-, Verkehrs- und Umweltpolitik sowie des Steuerrechts integrativ berücksichtigen.
Prof. Dr. Ralf Seppelt (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH, Leipzig, Wissenschaftliches Koordinierungs- und Begleitvorhaben, Modul A) skizzierte die internationalen Perspektiven für ein nachhaltiges Landmanagement im globalen Wandel. Aus weltweiter Sicht resultierten die Herausforderungen insbesondere aus der Tatsache, dass eine Vielzahl an Einflussfaktoren den Nutzungsdruck auf die limitierte Ressource Fläche erhöhe. Dazu zählten insbesondere Bevölkerungswachstum, Klimawandel sowie Urbanisierung und Globalisierung. Zugleich seien für eine globale nachhaltige Nutzung von Land Fragen nach der Prioritätensetzung und globaler Gerechtigkeit zu beantworten.
Die regionalen Perspektiven eines nachhaltigen Landmanagements verdeutlichte Prof. Dr. Klaus Müller (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. Müncheberg, Wissenschaftliches Begleitvorhaben, Modul B). Auch in Deutschland und Europa führten Triebkräfte wie Klimawandel, wirtschaftliche Nachfrage, Energiepolitik sowie (Sub-)Urbanisierungs- und Schrumpfungsprozesse zu verstärkten Landnutzungskonkurrenzen. Dazu zählten sowohl Konflikte zwischen verschiedenen Nutzungsarten (z.B. Landwirtschaft versus Siedlung und Infrastruktur) als auch innerhalb eines Nutzungstyps („Tank oder Teller“). Es komme zu einer Zunahme räumlicher Disparitäten, da großräumigen Angleichungen in Europa starke regionale Differenzierungen gegenüber stünden. Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, sei es notwendig, die Ursachen und Folgen von Landnutzungskonflikten zu er- und vermitteln. Lokale und regionale Probleme müssten über inter- und transdisziplinäre Ansätze mithilfe von Kommunikation, Partizipation und Akzeptanz bewältigt werden.
Der zweite Veranstaltungstag stand im Zeichen der beiden Module der Fördermaßnahme. Dabei stellten sich zum einen die jeweiligen wissenschaftlichen Begleitvorhaben vor, zum anderen wurde verbundübergreifend inhaltlich gearbeitet und diskutiert. Dabei konnten Querschnittsthemen identifiziert werden, die es den Projekten ermöglichen, in Kooperation mit anderen Verbünden Synergien zu identifizieren und einen zusätzlichen Mehrwert für ein nachhaltiges Landmanagement zu schaffen. Dafür bietet sich zukünftig auch eine modulübergreifende Zusammenarbeit an.
Informationen zur BMBF-Fördermaßnahme und deren Auftaktveranstaltung finden sich unter http://www.nachhaltiges-landmanagement.de.
Informationen: Jana Zscheischler, Nachhaltiges Landmanagement, Wissenschaftliches Begleitvorhaben (Modul B), Institut für Sozioökonomie, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg, Eberswalder Straße 84, D-15374 Müncheberg, E-Mail Jana.Zscheischler@zalf.de .
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