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Schmitz’ Sternstunden

Die Arbeit nicht ernst genommen

Ich lerne Ernst während des Studiums kennen. Die Landschaftsarchitektur spaltet sich an unserer Hochschule in zwei Fachbereiche: Da ist zum einen die Landschaftsplanung, die sich schwerpunktmäßig mit Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft beschäftigt, und zum anderen die Freiraumplanung, die sich mit unbebauten Flächen im urbanen Raum befasst. Während uns Landschaftsplanern ein „Ökotouch“ nachgesagt wird, sind die Freiraumplaner Snobs in unseren Augen. Freundschaften entstehen trotzdem, aber einen habe ich von Anfang an „gefressen“: Ernst aus München, der sich für etwas Besseres hält und uns „Käferzähler“ ignoriert.

von Franziska Schmitz erschienen am 20.03.2025
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Die Jahre vergehen und ich bin nicht traurig, dass sich Ernsts und meine Wege nicht mehr kreuzen. Er ist ein wichtiger Projektleiter in einem berühmten Büro in München geworden. Und ich bin bekanntlich dem „Käferzählen“ treu geblieben und Umweltbaubegleiterin geworden. Eines Tages klingelt mein Handy und ein Polier einer früheren Baustelle ist dran. Ich freue mich über seinen Anruf, denn wir haben uns immer gut verstanden, bin aber auch erstaunt. Nach abgeschlossenen Projekten reißt der Kontakt zu den Beteiligten für gewöhnlich ab.

„Hallo Franziska, jetzt habe ich mir gedacht, ich ruf dich mal an, vielleicht hast du einen Rat für mich.“ Wie sich herausstellt, ist auf seiner derzeitigen Baustelle ein Umweltbaubegleiter eingesetzt, mit dem die Zusammenarbeit sehr kompliziert ist. Er ist äußerst schlecht zu erreichen, kommt selten auf die Baustelle und gibt keine Berichte bei der Projektleitung ab. Nun ist es soweit gekommen, dass sich Marco, der Polier, schon mehr in der Rolle des Umweltbaubegleiters sieht.

„Auf unserer BE-Fläche habe ich Eidechsen gesehen. Ich habe noch mit niemandem außer dir darüber geredet. Wenn ich fies wäre, würde ich es einfach ignorieren. Aber bei der Arbeit mit dir habe ich gelernt, dass es echt tolle Tiere sind und es auch zu ernsten Problemen mit den Behörden kommen kann, wenn man nicht auf sie achtet. Ich habe gleich versucht, den Umweltbaubegleiter zu erreichen, auf seinem Bürofestnetz, auf seinem Handy, per E-Mail, er meldet sich nicht zurück. Was soll ich denn nur tun?“

„Was ist denn das für ein Vogel, als Umweltbaubegleitung musst du in einem laufenden Projekt erreichbar sein oder einen Vertreter haben. Wie heißt der Typ denn, kenn ich den?“

„Ach das ist so ein feiner Pinsel aus München, ich weiß gar nicht, was der überhaupt mit Natur am Hut hat. Besser wäre der mit seinen schwarzen schicken Klamotten und seinem roten Schal als Oberarchitekt bei einem von den Groß-Projekten in der Innenstadt aufgehoben.“

„Der heißt aber nicht Ernst Meyer, oder?“ „Ach du kennst ihn?“

Man trifft sich immer zweimal – heißt es. Ich kann kaum glauben, dass der schicke Ernst nun anscheinend auch Käferzähler geworden ist. Sollte er einen Bock bei einem seiner tollen Projekte geschossen haben und nun versuchen, in dieser Branche Fuß zu fassen? Mit dem richtigen „Ernst“ scheint er ja nicht bei der Sache zu sein.

So leid es mir für das Projekt und Marco tut: Ich kann ihm nur raten, sich an seinen Projektleiter und notfalls gemeinsam mit ihm an die Umweltbehörde zu wenden. Wenn im Nachhinein keine Berichte abgegeben sind, wenn doch mal achtsame Bürger auf die Eidechsen aufmerksam werden, dann ist der Ärger groß. Dann ist es besser, Ernst aus seiner Pflicht zu entheben und einen neuen Umweltbaubegleiter zu benennen.

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