Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Handbuch

Artenschutz im Rohstoffabbau

Durch die Gewinnung von Rohstoffen wie Sand und Gips werden Lebensräume stark verändert. Doch gerade für seltene Arten können in Gewinnungsstätten auch wichtige neue Lebensräume entstehen. Um diese potenziellen Lebensräume besser zu entwickeln, haben Forschende im Dialog mit der Baustoffbranche ein Konzept für ein ganzheitliches Biodiversitätsmanagement erarbeitet. Das Handbuch soll Rohstoffunternehmen dabei unterstützen, Artenschutzmaßnahmen zu planen, umzusetzen und zu evaluieren.

von IÖW/Redaktion erschienen am 03.02.2025
Lebensräume, Zielarten und Biodiversitätsmonitoring in einem fiktiven Steinbruch © IÖW/Universität Münster/Daniela Leitner 2025 im Projekt GiBBS
Artikel teilen:

„Bei der Gewinnung von Sand, Kies, Kalkstein oder Gips greifen Unternehmen in die Landschaft ein. Dabei geht immer etwas verloren, doch für die Biodiversität kann es trotzdem ein Gewinn sein: Neue, karge Lebensräume entstehen, die für sogenannte Pionierarten überlebenswichtig sind“, sagt Prof. Dr. Christoph Scherber, stellvertretender Generaldirektor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) in Bonn.

So leben in diesen Pionierlebensräumen etwa Arten wie der Flussregenpfeifer oder die Blauflügelige Sandschrecke. In Baggerlöchern bilden sich Tümpel, in denen Kreuz- und Wechselkröten laichen. Vögel wie Uferschwalben nisten in Abbruchkanten. Solche Arten finden in Deutschland immer seltener geeignete Lebensräume. Aus diesem Grund kann die Baustoffbranche für ihren Schutz eine wichtige Rolle spielen. Forschende des LIB und der Universität Münster haben die Artenvielfalt in zwölf verschiedenen Gewinnungsstätten untersucht. Ihr Ergebnis: Mehr als 1.200 Pflanzen-, Vogel-, Insekten-, Amphibien- und Reptilienarten konnten sie bei den beteiligten Standorten dokumentieren.

Biodiversität fördern statt verhindern

„Einige Unternehmen sind bereits sehr engagiert und schaffen aktiv Lebensräume für seltene Arten. Andere sind hingegen zurückhaltend, weil sie eine Beeinträchtigung ihrer Betriebsabläufe oder Konflikte mit Naturschutzbehörden befürchten. Teilweise versuchen sie deshalb zu verhindern, dass sich gefährdete Arten ansiedeln“, erklärt Anneli Heinrich. Sie ist Wirtschaftsingenieurin und leitete am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) das Projekt GiBBS. „Wir haben Unternehmen, Branchen- und Naturschutzverbände sowie Naturschutzbehörden an einen Tisch gebracht, um konstruktive Lösungsansätze zu finden. Gleichzeitig hat das IÖW in sieben Unternehmen erforscht, welche Hürden es gibt und welche Strategien funktionieren.“ Das Team erarbeitete praktikable Lösungen, damit Unternehmen aller Größen im laufenden Betrieb die Artenvielfalt fördern können. Dabei geht es um freiwillige Maßnahmen, mit denen sich Unternehmen als verantwortungsbewusste Akteure positionieren können – in der Öffentlichkeit, bei Naturschutzbehörden und Geschäftspartnern.

Eine Aufgabe für das ganze Unternehmen

Das GiBBS-Handbuch denkt alle Unternehmensebenen mit – von der Leitung bis zu den Baggerfahrenden. „Die Baustoffbranche setzt sich schon seit vielen Jahren für den Artenschutz in Gewinnungsstätten ein. Neu ist: Das Handbuch bietet konkrete Hinweise und Tipps, wie biodiversitätsfördernde Maßnahmen in die Unternehmensabläufe effizient und kostenorientiert eingebunden werden können“, betont Ivonne Arenz vom Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO). Konkret heißt das: Schutz und Förderung der Biodiversität sollte Teil der Unternehmensstrategie werden. Sowohl der internationale Konzern als auch das kleine Familienunternehmen können klar formulieren, was sie für den Artenschutz erreichen wollen. Dabei sollten die eigenen Flächen im Fokus stehen, sodass externe Kompensation nur eine geringe Rolle spielt. Das Handbuch schlägt Gremien und Formate vor, um die Aktivitäten auf Unternehmens- und Standortebene zu koordinieren.

„Maßnahmen zum Biodiversitätsschutz müssen den aktiven Betrieb nicht einschränken und auch nicht zwingend teuer sein“, ergänzt der Ökonom Patrick Schöpflin vom IÖW. „Wichtig ist, möglichst verschiedene relevante Lebensräume zu erhalten oder zu schaffen und dort entsprechende Brut- und Ruhezeiten zu beachten.“

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren