Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Schmitz’ Sternstunden

Polizeieinsatz

Im letzten Frühjahr kartiere ich im Vorfeld für eine Baustelle am Rande einer Ortschaft das Vorkommen von Amphibien. Auf meine Beurteilung hin werden die Maßnahmen für den Umbau einer Brücke abgestimmt.

von fs erschienen am 28.10.2024
Artikel teilen:

Zum Kartieren von Amphibien gehört auch das nächtliche Verhören sowie das Ableuchten der Laichgewässer. Ich fahre also an einem kühlen Märznachmittag ins Untersuchungsgebiet. Ich habe mich mit warmen Klamotten, einer starken Taschenlampe und heißem Tee in meiner Thermoskanne auf eine lange Nacht vorbereitet. Mir sind solche Termine eher unheimlich – nicht, dass ich grundsätzlich unter Angst im Dunkeln leide. Aber ganz allein in einem unbekannten Gebiet – zwischen einer Ortschaft und ein paar Weihern, die an einen finsteren Wald angrenzen – da kann ich mir schönere Orte vorstellen, um den Abend zu verbringen. Beispielsweise auf meinem Sofa im hellen Wohnzimmer, vor dem brennenden Kamin.

Aber bekanntlich ist das Leben kein Wunschkonzert und die Arbeit muss erledigt werden. Also steige ich aus dem Auto, schultere meinen Rucksack und stecke zur Sicherheit noch eine weitere, helle Taschenlampe in meine Jackentasche, damit ich, falls eine Taschenlampe versagt, nicht in völliger Dunkelheit herumirren muss.

Es ist Neumond und die Nacht stockdunkel. Ich erledige meine Aufgabe und wandere um die Weiher herum, verharre immer wieder, um zu lauschen und lasse den Kegel meiner Lampe über die Wasserfläche streifen. Gegen 23 Uhr schließe ich meine Untersuchungen ab und laufe zum Auto zurück. Kurz bevor ich mein Fahrzeug erreiche sehe ich Blaulicht, dass von der Ortschaft her leuchtet. „Da wird doch nichts passiert sein,“ denke ich mir, verstaue Taschenlampe und Rucksack im Kofferraum und steige ein, um nach Hause zu fahren.

Doch dazu kommt es nicht: das Blaulicht nähert sich meinem Parkplatz, die Beamten steigen aus und kommen auf mich zu. Ich lasse das Fenster runter. „Guten Abend, was machen Sie hier?“ fragt mich der ältere der beiden Herren. „Amphibien kartieren, guten Abend, warum?“

„Sie tun was?“ schaut er mich irritiert an. Ich erkläre ihm, was ich hier aus welchem Grund mache. Da sieht er mich an, als würde er überlegen, ob ein Drogentest angebracht ist. Während ich mich noch wundere, was die beiden um diese Uhrzeit hier wollen, da klärt mich der jüngere der Beiden auch schon auf: „Wir sind alarmiert worden, weil eine aufmerksame Bürgerin einen verunfallten Wagen gemeldet hat. Von den Weihern hier sind SOS-Signale gesendet worden. Haben Sie etwas gemerkt?“

Ich muss grinsen. „Das waren keine SOS-Signale, das war meine Taschenlampe.“ Um meine Aussage zu bestätigen, will ich die Taschenlampe aus meiner Jackentasche ziehen.

„Stopp!“ schreit da der andere. „Nehmen Sie die Hand von der Tasche weg und verlassen Sie sofort den Wagen!“

Ich bin total perplex, fühle mich wie in einem schlechten Film, tue aber, wie mir befohlen, während ich versuche, den Beamten zu erklären, dass ich ihnen nur meine Lampe zeigen wollte.

Das Ende vom Lied – beziehungsweise der langen Nacht: Mein Erste Hilfe-Kasten ist abgelaufen, mein Warndreieck unauffindbar und ich fahre an diesem Abend mit null Promille, aber einer Erkenntnis nach Hause: „Hüte dich vor aufmerksamen Bürgerinnen und dienstbeflissenen Beamten!“

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren