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Schmitz’ Sternstunden

Tierischer Baustopp

Eine meiner ältesten Freundinnen, Sabine, ist die Leiterin eines Kindergartens. Das alte Gebäude wurde über zwei Jahre lang saniert. Eine nervenaufreibende Zeit für Kinder, Kindergärtnerinnen und Eltern. Nun stehen die Außenanlagen an. Viele neue Spielgeräte sollen aufgebaut werden, alle Beteiligten freuen sich, dass nun endlich ein Ende in Sicht ist. Die Kinder müssen in der Zeit im Haus bleiben, doch die Ausführungen sollen innerhalb der nächsten zwei Monate abgeschlossen sein. Sabine ist zuversichtlich und freut sich, die Kinder bald wieder draußen spielen lassen zu können.

von fs erschienen am 19.07.2024
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Eines Abends ruft mich Sabine verzweifelt an. „Franziska, du glaubst nicht, was heute passiert ist, es ist unfassbar! Die Naturschutzbehörde war bei uns und hat die Arbeiten einstellen lassen!“ Ich bin irritiert. Mir war nicht bewusst, dass die Behörde irgendwie in die Baustelle eingebunden war. Auf dem Gelände liegt weder ein schützenswerter Baumbestand noch ein Biotop. Es ist direkt in eine sehr moderne Siedlung aus „schicken“ Privatgärten eingebettet.

„Wieso denn das, was ist passiert?“, wundere ich mich. „Herr Mayer von der Behörde meinte, es hätte einen Anruf von einer besorgten Bürgerin gegeben. Sie hätte gesehen, dass Frösche auf der Fläche zwischen den Baumaschinen sind. Und tatsächlich: in dem Bereich wo das große Klettergerüst aufgebaut werden soll, war doch so lehmiger Batz. Die Firma hat eine Sickerpackung aus groben Steinen eingebaut, damit das Wasser ablaufen kann. Jetzt hat es das ganze Wochenende geregnet und die Sickerpackung stand voll mit Wasser. Der Planer war da und meinte kein Problem, weil oben noch eine weitere Schotterpackung aufgebaut wird – das hätte er mit bedacht. Und plötzlich sitzen da drinnen Frösche! Wir sollen den Bau nun einstellen, bis geklärt ist, ob die Frösche da gelaicht haben.“

Ich kann mir nicht erklären, wo die Tiere herkommen sollen, da die angrenzenden Gärten aufgeräumt und tierunfreundlich sind. Und auf der Fläche selber ist kein einziger Fleck mehr grün. Die Laichzeit ist eigentlich auch rum. Ich verspreche ihr, obwohl ich mit der Baustelle nichts zu tun habe, mich gleich am nächsten Tag mit der Behörde in Verbindung zu setzten, um ihr zu helfen.

Tatsächlich stoße ich bei Herrn Mayer auf offene Ohren, denn auch er findet die Situation höchst mysteriös. Wir treffen uns am nächsten Morgen, um die Sache zu begutachten. Wir finden keinen Laich im Wasser und die Frösche sind weg. Die Bauarbeiten können also weitergehen.

Am nächsten Tag wiederholt sich das Schauspiel abermals und Herr Mayer wird wieder anonym informiert.

„Was hältst du von einer Pyjamaparty im Kindergarten heute Nacht? Nur du und ich?“, frage ich Sabine, als sie mich anruft und informiert. Da sie sich denken kann, was ich vorhabe, ist sie sofort einverstanden. Als die Putzkolonne das Gebäude verlassen hat, schleichen wir uns leise in das Haus und setzten uns im Dunkeln vor das Fenster des „Tatorts“. Plötzlich erhaschen wir auf der anderen Grundstücksseite eine Bewegung an der Hecke. Eine Gestalt schleicht sich mit Regenschirm und einem Eimer zu der Wasserfläche, öffnet den Deckel und heraus springen drei Frösche. Während ich Fotos mit meiner Handykamera mache, die Tür öffne und die Dame von nebenan stelle, ruft Sabine die Polizei.

Offenbar meinte die neu zugezogene Nachbarin, sie könnte die – wie sie später sagen wird – nervtötenden Gören durch diese Aktion vertreiben. Nun hat sie eine Anzeige am Hals, der Bau kann weitergehen.

Sabine teilt mir übrigens noch mit, dass die Gruppe in dem Raum, in dem wir genächtigt haben, treffenderweise „die Frösche“ heißt.

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