Der Tragödie zweiter Teil

„Mensch, Hansi, das ist aber schön, dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir denn?“, frage ich ihn und wundere mich darüber, keine der obligatorischen Zigaretten in seiner Hand zu sehen.

„Schlechten Leuten geht es immer gut. Ich habe eine neue Freundin, für die ich mir das Rauchen abgewöhnt habe. Ich rauche schon seit drei Monaten nicht mehr!“ Stolz schaut er mich an.

„Respekt! Wie hast du denn das geschafft? Ich bin stolz auf dich. Wir haben übrigens bald wieder eine Baustelle zusammen – mit Frau Rottenmeier, die wird über dein Nicht-Rauchen auch begeistert sein!“

„Das war doch diese verspannte Frau von der Umweltbehörde? Puh, hoffentlich fange ich da nicht wieder das Rauchen an.“ Sagts, greift in seine Hosentasche und zieht ein Bonbon heraus, das er sich schnell in den Mund steckt. „Aha, Ersatzbefriedigung“, denke ich mir. Als ich aus dem Augenwinkel sehe, dass das Bonbonpapierchen auf den Boden segelt, hebe ich kurz die Augenbraue, sage aber nichts dazu und verabschiede mich von Hansi.

Einige Wochen später komme ich auf die angekündigte Baustelle. Die Arbeiten haben bereits begonnen und ich treffe mich mit Frau Rottenmeier für eine Besprechung. Da höre ich bereits beim Aussteigen aus meinem Auto die durchdringende Stimme der Umweltdame: „Frau Schmitz, ich bin begeistert. Wir haben ja wieder den Baggerfahrer vom letzten Mal, der mich mit seiner Zigarettensucht ganz wahnsinnig gemacht hat. Stellen Sie sich vor, er hat sich das Rauchen abgewöhnt, er hat es mir gerade erzählt! Da werden wir wohl keine Probleme mehr wegen Kippenstummeln auf dem Boden bekommen. Weil – unter uns gesagt – er ist schon ein sehr guter Baggerfahrer, der sein Handwerk versteht. Nur eben das Rauchen…“

Ich freue mich, dass der Start dieses mal mit den Beiden so gut verlaufen ist. Frau Rottenmeier, der Projektleiter und ich machen unsere Runde über die Baustelle. Es gibt nichts zu monieren, schön, wenn es einfach so flutscht! Als wir mit unserer Besprechung fertig sind, möchte Frau Rottenmeier sich noch von ihrem neuen Freund verabschieden und geht strahlend auf den Bagger zu. Aus der Ferne sehe ich, dass irgendwas um den Bagger verstreut liegt und mir schwant Schreckliches. Doch es ist zu spät, Frau Rottenmeier hat es schon entdeckt und faucht Hansi böse an: „Wie sieht es denn hier aus? Sie können doch nicht Ihre ganzen Bonbonpapierchen auf den Boden schmeißen! Nichts gelernt! Unverzüglich aus dem Bagger steigen und aufräumen. Sofort!“

Ich schaue dem geknickten Hansi in die Augen und schüttele langsam mit dem Kopf. So schnell können frische Freundschaften enden.