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In den Sand vergraben oder gegenhalten?

Mit guten Argumenten mehr Optimismus aufbauen

Halbzeit der UN-Dekade zur Wiederherstellung der Natur 2021–2030: Hat sie etwas bewirkt? Auf internationaler politischer Ebene gab es vor allem zwei Meilensteine: Im Dezember 2022 verabschiedete die UN-Biodiversitätskonferenz (COP 15) in Montreal den Globalen Biodiversitätsrahmen mit 23 konkreten Zielen bis 2030. Dazu zählt das „30×30-Ziel“: Wiederherstellung von 30 % aller degradierten Ökosysteme weltweit bis 2030. Und 2024 passierte die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur nach langer Zitterpartie das Parlament.

von Eckhard Jedicke erschienen am 31.12.2025
© privat
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Und doch hat die Naturschutz- und Umweltpolitik seither auf die Bremse getreten, ja mehr noch: Sie gibt Vollgas im Rückwärtsgang. Gerät die UN-Dekade statt einem Jahrzehnt der Umsetzung gar in eine Phase der Deregulierung und des Substanzabbaus mühsam erreichter Ziele und Instrumente? Die Diskrepanz zwischen Ambition politisch vereinbarter (für das Überleben der Menschheit bitter notwendiger) Ziele und tagespolitischer Realität könnte kaum größer sein.

Die Standards fallen

Unter dem Vorwand des Bürokratieabbaus und der Beschleunigung von Infrastrukturprojekten wurden Beteiligungsrechte beschnitten und Artenschutzprüfungen standardisiert, oft bis zur fachlichen Unkenntlichkeit. Die Prämisse „Vorrang für Infrastruktur“ hebelte zunehmend den integrativen Ansatz der Landschaftsplanung aus. Die über Jahrzehnte erstrittenen kleinen, positiven Wirkungen der ersten Säule in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU wurden geschliffen. Der Ausblick auf die nächste Förderperiode lässt Schlimmstes befürchten. Im Klimaschutz sieht es keinen Deut besser aus. Und knappe öffentliche Kassen führen zu Kürzungen bei vermeintlichen Randthemen wie Naturschutz und Bildung. Populismus siegt auf Kosten der Lebensbedürfnisse künftiger Generationen.

Wie kann da ein adäquates Motto für das neue Jahr und die zweite Halbzeit der UN-Dekade lauten? Eingraben in den Sand wie eine Kreuzkröte oder ein Ameisenlöwe – zurückziehen, weil wir ja doch nichts erreichen, weil alle Mühe umsonst ist? Nein, bitte nicht, ganz im Gegenteil: Wir Planerinnen, Naturschützer, Ökologinnen und Berater müssen fachlich dagegenhalten, lauter werden, aber auch gängige Lehrmeinungen und Arbeitsweisen kritisch hinterfragen.

  • Dagegenhalten: Die Antwort auf Fake News und Populismus muss gegenteilig wirken – überzeugen mit der Kraft guter, wissenschaftlich fundierter Argumente. Gefragt sind klare Analysen, wie unsere Zukunft verspielt wird, aber noch mehr positiv geframte Narrative: Wie gelingt eine Transformation mit welchen positiven Wirkungen und Synergien?
  • Lauter werden: Kommunikation auf allen Kanälen, auch den sozialen Medien, und die gemeinsame Suche nach übereinstimmenden Zielen mit anderen Akteursgruppen in der Landschaft und Gesellschaft müssen Natur und Landschaft eine deutlicher hörbare Stimme als bisher geben.
  • Kritisch hinterfragen: Nicht immer sind unsere Ziele und Maßnahmen noch zeitgemäß und wirksam. In diesem Heft fragen wir beispielsweise, ob die Empfehlung des Hochschnitts auf Wiesen wirklich zielführend ist.

Gute Beispiele motivieren

Es gibt sie, die guten Beispiele für wirksamen Naturschutz, für gelungene Wiederherstellungsprojekte und Kooperationen mit innovativen Betrieben der Landwirtschaft. Vielleicht sollten wir neben der notwendigen fachpolitischen und wissenschaftlichen Arbeit auf übergeordneten Ebenen vor allem die Kraft der Kommunen nutzen und vor Ort Projekte einer Best respektive Next Practice zu schaffen. Sie könnten Schule machen und die zweite Hälfte der UN-Dekade vielleicht doch noch zu einem Erfolg führen!

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