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Naturnahe Gestaltung von Wohnquartieren

Mehr Bienen und Falter in der Stadt

Das Projekt “Treffpunkt Vielfalt - Naturnahe Gestaltung von Wohnquartieren“ setzt auf das ökologische Potenzial von Freiflächen im Wohnungsbau. Bereits seit 2017 wird das Vorhaben im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Gemeinsam mit drei Wohnungsbaugenossenschaften verwandelten sich im Rahmen des Projektes Außenflächen mit tristem Einheitsgrün in lebendige Orte für Mensch und Natur. So entstanden in vier Berliner Stadtbezirken fünf naturnahe Modellflächen mit insgesamt 6.000 Quadratmetern.

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Das Projekt “Treffpunkt Vielfalt - Naturnahe Gestaltung von Wohnquartieren“ setzt auf das ökologische Potenzial von Freiflächen im Wohnungsbau.
Das Projekt “Treffpunkt Vielfalt - Naturnahe Gestaltung von Wohnquartieren“ setzt auf das ökologische Potenzial von Freiflächen im Wohnungsbau.Stiftung für Mensch und Umwelt
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Große Höfe in den Ortsteilen Köpenick und Lübars, weites Abstandsgrün in Reinickendorf, klassische Vorgärten in Neukölln und ein Innenhof in Spandau wurden in den Jahren 2017 – 2021 umgestaltet.

Nicht nur die Anwohnerschaft freut sich über die neuen Außenflächen. Besonders Insekten und damit viele andere Tiere profitieren von den naturnahen Grünflächen nachweislich. Insektenkundler begleiten das Projekt von Beginn an. Tierökologische Untersuchungen zu Wildbienen und Schmetterlingen verdeutlichen den Zuwachs der Artenvielfalt.

In den Naturgärten von “Treffpunkt Vielfalt“ konnten knapp 100 Wildbienenarten (!) nachgewiesen werden. Auf der umgestalteten Fläche in Berlin-Reinickendorf etwa finden wir sechs Mal so viele Arten, wie auf dem benachbarten klassischen Abstandsgrün. Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt eine Zunahme zwischen 48 – 320% mehr Wildbienenarten. Die Zahlen der fleißigen Bestäuber haben sich somit seit dem Projektbeginn auf allen Modellflächen vervielfacht.

Unter den nachgewiesenen Wildbienen finden sich neben Allerweltsarten auch bedrohte Arten. Die in Berlin gefährdete Felsspalten-Wollbiene wurde in mehreren Jahren beobachtet. Auf den Projektflächen findet sie ausreichend Erdritzen, Felsspalten und Mauerfugen für ihren Nestbau. Gleich mehrere stark gefährdete Schmalbienen-Arten finden die für sie nötigen mageren Böden als Nistplätze vor. Sogar die vom Aussterben bedrohte Zweifarbige Schneckenhausbiene nutzt den Strukturreichtum der Naturgärten. Besonders erfreulich ist, dass in jedem Jahr neue Arten nachgewiesen werden, die den Insektenfachleuten in den Vorjahren noch nicht ins Netz gingen.

Auch die Beobachtungen der Tagfalter geben Anlass zur Freude: Hauhechel-Bläulinge beim Ablegen ihrer Eier am Hornklee im Spandauer Innenhof oder Wiesenvögelchen und Perlmuttfalter auf blütenreichem Abstandsgrün zeugen von der neuen Lebensqualität.

„Wir haben festgestellt, dass sowohl Artenzahl, als auch Individuendichten schon nach kurzer Zeit zunehmen: Ein toller Erfolg für unsere Insekten!“ resümiert Dr. Oliver Schmitz von der Entomologischen Gesellschaft ORION-Berlin, zuständig für die Kartierung der Tagfalter. Besonders erfreulich ist es laut dem Schmetterlingskundler, dass sich die Tagfalter auf den Flächen reproduzieren. Die Tiere besuchen die Flächen also nicht nur, um Nektar zu saugen, sondern nutzen sie als geeignete Nistplätze für ihren Nachwuchs.
Damit die Flächen so lebenswert bleiben, brauchen sie eine fachgerechte naturnahe Pflege. Seit der Fertigstellung werden gemeinsame Pflegegänge mit den zuständigen GärtnerInnen durchgeführt. Aus diesen Erfahrungen wurden Pflegepläne und Schulungsmodule entwickelt, die den verantwortlichen Pflegefirmen helfen die Vielfalt der Pflanzen und Tiere zu bewahren.

Auch wenn sich der Artenschwund und die Naturverarmung der letzten Jahrzehnte nicht ungeschehen machen lassen, so zeigt das Projekt, wie sich selbst in der Stadt neue Lebensräume gestalten lassen und gleichzeitig die Lebensqualität der Menschen im Quartier gesteigert werden kann. Bunte Vielfalt und urbane Nähe schließen sich also nicht aus. Es braucht nur etwas Mut und Gestaltungswille – Nachmachen erwünscht.

Mehr Infos inkl. Projektfilme unter http://www.treffpunkt-vielfalt.de

Interessenten an der in diesem Frühjahr fertig gestellte Schulungseinheit für GaLaBau und Planer melden sich gerne bei der Stiftung (jentzsch@stiftung-mensch-umwelt.de).

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