Neue Wildnis und einzigartige Natur der Kellerwald-Region gesichert
Mit dem Abschluss desNaturschutzgroßprojekts „Kellerwald-Region“ ist jetzt eine einzigartigeLandschaft und ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen von bundesweiterBedeutung langfristig gesichert. Zugleich wurden in dem 12.635 Hektar großen Fördergebiet die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass neueWildnis entsteht. Damit ist die Umsetzungsphase des Vorhabens im Förderprogramm „chance.natur“ nach fast zehn Jahren abgeschlossen.
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Zielwar es, die Region mit ihren ausgedehnten Buchenwäldern, mit Kleinmooren,Feuchtwäldern, Bachwiesentälern und einer kleinbäuerlichenKulturlandschaft zu schützen und weiterzuentwickeln. Rund 6,7 MillionenEuro wurden dafür aufgewandt. Die Finanzierung erfolgte maßgeblich durchdas Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln desBundesumweltministeriums, weiterhin waren das Land Hessen und derZweckverband Naturpark Kellerwald-Edersee beteiligt.
„Das Naturschutzgroßprojekt konnte die regionale Entwicklung desbestehenden Nationalparks Kellerwald-Edersee erfolgreich unterstützen: ImNationalpark und an den Ederseesteilhängen zeigt der Schutz dernatürlichen Prozesse bereits Wirkung und neue Wildnis entsteht. So istjetzt im Kerngebiet ‚Steilhänge nördlich des Edersees‘ mit seinenUrwaldrelikten, naturnahen Hangwäldern und trocken-warmen Lebensräumenein Naturerbe von einzigartigem Wert gesichert“, sagt BfN-PräsidentinProf. Beate Jessel. „Der gesamte Naturpark hat sich zu einerBuchenwald-Modellregion entwickelt, mit der wir dem ´Fünf-Prozent-Ziel`für ungenutzte Wälder näher kommen, das sich der Bund mit der NationalenStrategie zur biologischen Vielfalt gesetzt hat“, bilanziert Jessel.Altbäume, die vielen Tieren wertvolle Lebensräume bieten, werden künftigverstärkt im Wald erhalten bleiben und der natürlichen Entwicklungüberlassen.
Der Zweckverbandsvorsitzende des Naturparks Kellerwald-Edersee, LandratDr. Reinhard Kubat weist auf einen besonderen Erfolg des Projekts hin:„Das Praxismodell ‚Arche-Region‘ hat durch die innovative Zusammenarbeitvon Naturschutz, Landbewirtschaftung, dem Verein Arche-Region Kellerwald,der Stadt Frankenau und der nachhaltigen Regionalentwicklung frühzeitigfür überregionale Aufmerksamkeit und Anerkennung gesorgt. Mit der‚Arche-Region‘ ist es gelungen, im Umfeld des Nationalparks gemeinsam mitLandwirten und Naturschutzvertretern verlässliche Bedingungen für einehohe Tier- und Pflanzenvielfalt in der Kulturlandschaft zu schaffen“,betont er. In dem Projekt wird mit alten Haustierrassen wie dem BraunenBergschaf oder dem Hinterwälder-Rind Grünland naturschonendbewirtschaftet und so ein direkt ökonomisch wirksamer Naturtourismusbeispielhaft mit wirkungsvoller Umweltbildung verknüpft. Insgesamt 110Hektar Fläche wurden dafür erworben und über Pachtverträge mit speziellan die Naturschutzziele angepassten Bewirtschaftungsweisen an dieLandnutzer vergeben. „Bereits in der Umsetzungsphase konnte dadurch inder Region mit Gewinn gewirtschaftet werden“, resümiert Kubat.
Konkrete Maßnahmen im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes umfasstenbeispielsweise die Freistellung und Pflege von Trittsteinen undWanderrouten bedrohter Arten. Weiterhin wurden gebietsfremde Nadelhölzerentfernt, sodass sich natürliche Waldgesellschaften wieder entwickeln undvernetzen können und sich auch das größte hessischePfingstnelken-Vorkommen wieder stabilisieren kann. In überregionalbedeutsamen Bächen entfernte man Barrieren, damit diese von Tieren wiederbesser durchwandert werden können. In der Pflegezone des Nationalparkswurden schützenswerte Magerrasen und Heiden durch Nadelholzentnahme,Schafbeweidung und Plaggenhieb erhalten.
Mit der Gründung des Landschaftspflegeverbandes Waldeck-Frankenberg durchdas Hessische Umweltministerium, das Regierungspräsidium Kassel und denLandkreis Waldeck-Frankenberg konnte man einen weiteren Begleiter für dieNachhaltigkeit des Naturschutzgroßprojektes gewinnen. Zwecks Absicherungder Projekterfolge und zur Übernahme der entstandenenFolgeverpflichtungen hatten die Beteiligten schon frühzeitig einebeispielhafte Folgesicherungs-Konzeption aufgestellt, die von allengetragen wird. Die positive Entwicklung in der Kellerwald-Region kannsomit erfolgreich fortgeführt werden.
Hintergrund „chance.natur“
Mit dem Programm „chance.natur“ verfolgt die Bundesregierung das Ziel, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern. Bislang wurden 80 Naturschutzgroßprojekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 3.700 Quadratkilometern gefördert. Dafür hat der Bund seit 1979 rund 500 Millionen Euro bereitgestellt. Derzeit stehen jährlich 14 Millionen Euro für den Erhalt und die Optimierung bundesweit bedeutender Natur- und Kulturlandschaften zur Verfügung.
Das Land Hessen ist neben dem abgeschlossenen NGP „Kellerwald-Region“ aktuell an zwei weiteren Naturschutzgroßprojekten beteiligt. Dabei handelt es sich zum einen um das NGP „Vogelsberg“ und zum anderen um das NGP „Grünes Band Eichsfeld-Werratal“.
Weitere Informationen unter: https://www.bfn.de/foerderung/naturschutzgrossprojekt.html
Weitere Informationen zum Naturschutzgroßprojekt „Kellerwald-Region“
Das im Süden des Naturparks gelegene Kerngebiet „Hoher Keller“ zeichnetsich durch Buchenwälder unterschiedlicher Ausprägungen im Komplex mitnaturnahen Bächen, Feuchtwäldern, Kleinmooren, Felsklippen, Blockhaldenund Felsheiden aus. Als Lebensraum für die Pflanzen- und Tierwelt ist dieKellerwald-Region von herausragender Bedeutung. Zahlreiche bundesweitstark gefährdete Arten wie Raubwürger, Rebhuhn, Große Bartfledermaus,Schlingnatter oder das Bachneunauge leben in dem Gebiet. Durch dasNaturschutzgroßprojekt konnten schutzwürdige Teile der Natur undLandschaft vor Ort erfolgreich wieder hergestellt und weiterentwickeltwerden.
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee ist Bestandteil des umfassenden gleichnamigen Naturparks. In der ersten Förderphase des Naturschutzgroßprojekts wurde von 2005 bis2008 zunächst ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt. Darananschließend folgte von Oktober 2009 bis Dezember 2018 dieUmsetzungsphase (Förderphase II). Insgesamt 6,7 Millionen Euro wurden zurUmsetzung des Projektes aufgewandt. Die Projektkosten sind zu 65 Prozentdurch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln desBundesumweltministeriums, zu einem Viertel vom Land Hessen (HMUELV) undzu 10 Prozent vom Zweckverband Naturpark Kellerwald-Edersee finanziertworden.
Weitere Informationen: https://www.naturschutzgrossprojekt-kellerwald.de
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