GNF sieht biologische Vielfalt bedroht
Der Global Nature Fund (GNF) hat den internationalen Tag der Biologischen Vielfalt genutzt, um auf den schlechten Zustand der Biodiversität der aquatischen Biotope in Deutschland hinzuweisen. So seien sieben von zehn Seen sind in unzureichendem ökologischen Zustand, zwei Drittel aller Lebensräume in Gewässern, Mooren und Feuchtgebieten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Dazu fänden sich hunderte von Süßwassertierarten.
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Zum Tag der Biologischen Vielfalt forderte Thomas Schaefer, Leiter Naturschutz beim GNF, konsequentes Handeln von der Politik. „Es gibt kaum Anzeichen, dass es hier bergauf geht“, fasste er, die Einschätzungen zusammen. Viele Fachleute sehen für über die Hälfte der bedrohten Unterwasserlebensräume keine günstige Prognose.
Die Bundesrepublik hatte sich bereits im Jahr 2000 verpflichtet, die EU-Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen und eigentlich bis 2015 alle Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand" zu versetzen. Die Frist wurde inzwischen bis 2027 verlängert. Vor allem Nährstoffeinträge und hocheffiziente Gifte aus der Landwirtschaft machen der Fauna und Flora unter Wasser den Garaus. „Zwei Drittel der Zeit zwischen 2000 und 2027 sind verstrichen. Doch statt aktiv am ökologischen Zustand zu arbeiten, sitzt die Bundesregierung EU-Vertragsverletzungsverfahren zur Düngemittelverordnung aus und akzeptiert die flächendeckende Verklappung von Mist und Gülle auf unseren Feldern, Wiesen und Weiden,“ so Schaefer. Es gehe dabei nicht um die Düngung von Lebensmitteln, wehrt sich Schaefer gegen gängige Schönrednereien, sondern um die Entsorgung von Kot und Urin aus der Massentierproduktion.
Weitere Belastungen für die Biologische Vielfalt unter Wasser sieht das 2009 gegründete „Netzwerk Lebendige Seen“ auch im Besatz durch ungeeignete Fischarten. Angler und Fischer sind oft als einzige im Naturschutz aktiv, so der GNF, die Bewirtschaftung nicht generell problematisch. Unsachgemäßer Besatz, etwa durch Karpfen, kann trotzdem große Schäden an Lebensräumen unter Wasser verursachen. Die Bedrohungen durch Mikroplastik, Medikamente und Hormone als Gifte und hormonell wirksame Stoffe für aquatische Lebewesen sind noch nicht vollends verstanden und die Auswirkungen heute kaum absehbar. Sicher sind sich die Naturschützer, dass die Politik zu spät und zu langsam reagiert, um diesen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen.
Das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland kürt jedes Jahr den „Lebendigen See des Jahres“, um auf die Seen als wertvolle Ökosysteme und einzigartige Naturschätze aufmerksam zu machen. Zu den „Lebendigen Seen 2018“ wurden die Oberschwäbischen Seen und Weiher ernannt.
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