Eine Problemfeldanalyse des urbanen Naturschutzes
Abstracts
Um die negativen Folgen des Biodiversitätsverlustes zu begrenzen, engagiert sich die Initiative „Bunte Wiese Tübingen“ für die Förderung der Artenvielfalt im Stadtgebiet. Dazu wurden ausgewählte Rasenflächen durch Mahdreduzierung in artenreiche Wiesen umgewandelt. Der Erfolg dieser Maßnahmen konnte aus entomofaunistischer und floristischer Sicht bestätigt werden.
Um eine erfolgreiche und langanhaltende Etablierung derartiger Projekte im direkten Wohn-und Arbeitsumfeld der Bevölkerung zu erreichen, wurde der gesamte Schriftverkehr (elektronische Post, Pressenachrichten, Protokolle) der Initiative aus den Jahren 2010 bis 2016 zu einem umfangreichen Textkorpus zusammengeführt und hinsichtlich des Konfliktpotenzials analysiert. Dabei wurden die einzelnen Textfragmente mit Hilfe der Grounded Theory Methodologie zu verschiedenen Themenfeldern verdichtet.
Diese Analyse konnte die folgenden Problemfelder abgrenzen: (1) allgemeine Fragen zu Durchführung und Methoden; (2) Überaktivität; (3) Sorgen und Bedenken; (4) Abwertung von Engagement; (5) gestalterisches Natur- und Weltbild; (6) monetäre Fragen und Planung.
Dies zeigt, dass es einer stetigen Aufklärung bedarf, um Naturschutzmaßnahmen in der Stadt mit Erfolg zu krönen. Diese Umweltbildungsmaßnahmen müssen das Ziel eines Biodiversitäts mainstreamings haben, so dass der Schutz der biologischen Vielfalt, in enger Anlehnung an Konzepte zur Einsparung von Energie, Wasser und zur Trennung von Müll, zu einem festen Bestandteil des alltäglichen, menschlichen Handelns wird.
Analysis of problem areas in urban nature conservation – Correspondence and media response of a project in the city of Tübingen
The initiative “Bunte Wiese Tübingen” (colourful meadow Tübingen) campaigns for species diversity protection in the urban area of Tübingen to lessen the negative impacts of biodiversity loss. The project instigated the reduction of the intense maintenance of selected lawns scattered all over the city into a twice-a-year programme in order to establish colourful meadows. The success of the measures could be confirmed by entomological and botanical studies.
The implementation of successful and sustainable projects into the living and working environment of residents needs the consideration of their opinion. Therefore the study analysed the whole written communication of the initiative (e-mails, public media, protocols) using the Grounded Theory Methodology (GTM) to find out possible tensions.
The analysis identified different topics of possible concern: 1. General questions concerning implementation and methodology; 2. Hyperactivity; 3. Fears; 4. Devaluation of engagement; 5. Creative idea of nature; 6. Monetary concerns.
The results show that a continuous flow of information is needed to make environmental protection in urban areas successful. The environmental education must follow the idea of biodiversity mainstreaming, which means that the protection of biodiversity needs to be integrated in daily human life as firmly as “saving water”, “energy conservation” and “separating waste”.
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1 Einleitung
Das Verschwinden biologischer Taxa wie Arten oder Unterarten ist eine natürliche Erscheinung evolutionärer Prozesse; dennoch besitzt die gegenwärtige, durch den Menschen verursachte, beschleunigte Aussterberate von mindestens 7 000 Arten pro Jahr die Dimension einer seltenen Massenextinktion (Betz2011). Im Gegensatz zu früheren Massenaussterben sind beim aktuellen Prozess Menschen als vernunft- und moralfähige Wesen rechenschafts- und verantwortungspflichtig für die Folgen ihres Handelns bzw. Unterlassens (Potthast1999).
Der anthropogen bedingte Verlust der biologischen Vielfalt hat daher weltweit eine Reihe von Aktionsplänen ins Leben gerufen ( www.cbd.int/2011-2020/ ), die mit unterschiedlichem Erfolg und mit verschiedenartiger Reichweite entgegenzusteuern versuchen (CBD2014,Deci & Flaste1995). Die Dimensionen dieser Vorhaben reichen vom planetarischen bis zum lokalen Fokus. So gibt es seitens der Vereinten Nationen globale Handlungsempfehlungen, und große Nichtregierungsorganisationen (NGOs) praktizieren weltweit Schutzmaßnahmen. Aber auch kleine Initiativen können vieles bewirken (Buth & Mau2007,Weber & Christophersen2002). Diese finden sich zum Beispiel in den sogenannten Dekadeprojekten gebündelt ( www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/aktuelle-projekte-beitraege/ ).
Zu Beginn der Dekade der biologischen Vielfalt gründete sich in der Universitätsstadt Tübingen (Baden-Württemberg) eine Initiative zur Verbesserung der biologischen Vielfalt auf innerstädtischen Grünflächen. Sie besteht aus Studierenden und Mitarbeitenden der Universität sowie weiteren Interessierten (Unterweger&Braun2015). Die Initiative „Bunte Wiese“ engagiert sich als Mini-NGO (Nicht-Regierungs-Organisation), d.h. als loser Zusammenschluss engagierter Menschen, die sich auf regionaler Ebene für den urbanen Naturschutz einsetzen und diese Idee auch im überregionalen Raum bekannt machen. Hier erlernen vor allem Studierende die grundlegenden Arbeitsmethoden eines überregional agierenden Naturschutzverbandes am Beispiel eines kleinräumigen Projektes, welches das Potenzial zur überregionalen Anwendung hat und daher auch an anderen Standorten etabliert werden kann. Die Initiative „Bunte Wiese“ versucht, durch Verhandlungen, Kooperationen, Öffentlichkeitsarbeit und Maßnahmen vor Ort die innerstädtischen Grünflächen naturschutzfachlich aufzuwerten und diese von artenarmen Stadtrasen zu vielfältigen, naturnahen und artenreichen Wiesen umzugestalten (Unterwegeret al. 2013, 2015). Diese Arbeit verlief in den letzten sieben Jahren sehr produktiv und erfolgreich (Beispiele in Abb. 1 bis 3).
Die räumliche Nähe und die fachliche Rückendeckung durch Arbeitsgruppen der Universität ermöglichten der Initiative die wissenschaftliche Begleitung solcher Projekte. So konnten in den vergangenen Jahren ökologische Studien zur Wirksamkeit der von der Initiative geforderten und umgesetzten Maßnahmen durchgeführt werden. Die Reduktion der Mahd als Mittel zur Steigerung der pflanzlichen und tierischen Vielfalt wurde in diesen Arbeiten untersucht. Mit einem Schwerpunkt auf die Insektenvielfalt wurden die Auswirkungen der Mahdextensivierung auf Käfer (Adeet al. 2012), Wildbienen (Wastianet al.2016), Wanzen (Unterwegeret al.2017), Heuschrecken (Hiller & Betz2014) und Schmetterlinge (Krickeet al. 2014) untersucht. Die Ergebnisse wurden publiziert und zeigen ausnahmslos positive Effekte für die Arten- und Individuenzahlen auf den neu entstandenen, naturnahen Wiesen im Stadtgebiet.
Aktivitäten im Bereich des Biodiversitäts- und Klimaschutzes bergen für die Engagierten stets die Gefahr des Konfliktes (Knall2006). Zwar zeigenKowariket al.(2016), dass viele Studien für einen gewünschten Wandel der Pflege des öffentlichen Grüns sprechen und oftmals nur finanzielle und planerische Hürden zu überwinden sind, dennoch kann städtischer Naturschutz durchaus in einem Spannungsfeld zwischen Nutzungsanliegen und Schutzzielen liegen.
Aus dieser Erfahrung heraus kann sich ein möglicher Konflikt verstärken, wenn (A) wissenschaftliche oder ideelle Ziele so hoch angesetzt sind, dass sie einer Konfliktabwägung entzogen werden und/oder wenn (B) falsche Annahmen über Bedürfnisse und Vorbehalte der Nutzungsanlieger getroffen werden, weil diese auf eher einseitigen Vermutungen beruhen oder auf Rücksprache mit den Anliegern verzichtet wird.
Die Selbstevaluierung von NGOs ist ein bisher vernachlässigter Mechanismus zur Steigerung der Wirksamkeit, der Transparenz und der Akzeptanz. Methoden zur Evaluierung und der fehlende Druck scheinen ein Hauptargument für diese fehlende Reflexion zu sein (Sen1987).
In der vorliegenden Arbeit wird eine Analyse der bisherigen Aktionen der Initiative „Bunte Wiese“ durchgeführt, welche auf Basis ihrer gesamten Korrespondenz eventuelle Problemfelder aufdeckt und diese mit bisherigen Vorstellungen eines möglichen Konfliktpotenzials abgleicht.
2 Material und Methoden
Die Initiative „Bunte Wiese“ bemüht sich seit ihrer Gründung im Jahr 2010 um eine vielgestaltige Öffentlichkeitsarbeit (Unterweger & Braun2015,Unterwegeret al. 2015). Neben internen Vorarbeiten, die eine Umstellung der Pflege von Rasenflächen hin zu naturnahen Wiesen ermöglichten, bietet die Initiative für unterschiedliche Adressaten (Gemeinden, Planer, Privatpersonen) Umweltbildung und Informationen an. Diese Informationen führten in den vergangenen fünf Jahren zu umfangreichen Rückmeldungen, die der vorliegenden Auswertung zu Grunde liegen.
Dieser Datensatz wurde zu einem umfangreichen Textkorpus zusammengeführt und analysiert. Dabei wurden die einzelnen Texte mit Hilfe der Grounded Theory Methodologie (GTM) (Glaser & Strauss1967,Strausset al.1996) zu verschiedenen Themenfeldern interessierender Phänomene, sogenannten „Konzepten“, verdichtet (Textkasten 1). In einem ersten Auswertungsschritt wurden interessante wiederkehrende Muster, Meinungen und Denkrichtungen identifiziert, mit welchen man in einem zweiten Schritt differenzierter an das empirische Material herantreten kann: „ Die Daten werden dahingehend ausgewertet, inwieweit sie Indikatoren des interessierenden Phänomens enthalten. Ziel der ersten Auswertung sind auswertungstechnisch gesehen Kodes bzw. inhaltliche Konzepte, die sich unmittelbar auf die Daten beziehen “ (Böhm1994). Durch immer feinere Analyse und iterative Verdichtung dieser Kodes werden die Konzepte weiter durch im Material gefundene Aspekte angereichert und somit „ differenzierter, zahlreicher und abstrakter “ (ebd.). Diesen Prozess bezeichnet man als Kodieren, und die differenzierten Konzepte werden schließlich als „Kategorien“ bezeichnet.
Diese Auswertungsmethode, die sozusagen die Daten selbst sprechen lässt, ermöglicht eine möglichst unvoreingenommene Erfassung von Problemfeldern. Dabei wird explizit nicht theorie- bzw. hypothesengeleitet an das empirische Material herangetreten, sondern es werden im Gegenteil mögliche theoretische Erklärungen am Material selbst entwickelt (Abduktion). Durch eine derartige Analyse der Korrespondenz können somit zusätzliche, vielleicht bisher übersehene Konflikt- und Gefahrenquellen erkannt und transparent gemacht werden.
3 Ergebnisse
Die Analyse der Korrespondenz der „Bunten Wiese“ konnte die folgenden Problemfelder abgrenzen: (1) allgemeine Fragen zur Durchführung und Methodenunsicherheit; (2) Überaktivität; (3) Sorgen und Bedenken; (4) Abwertung von Engagement; (5) gestalterisches Natur- und Weltbild; (6) monetäre Fragen und Planung.
Diese Themenfelder stellen Herausforderungen der Arbeit der Initiative dar. Da es sich bei der Initiative „Bunte Wiese“ um eine wachsende Mini-NGO handelt, muss neben der fachlichen und argumentativen Fundiertheit von Anfang an auf solche Schwierigkeiten geachtet werden, um den Erfolg und die Effizienz der Maßnahmen zu verbessern. Sicherlich sind einige dieser Problemfelder auch für andere Initiativen gültig und können daher für die Naturschutzarbeit verallgemeinert werden.
Noch immer bieten Wiesen und eine naturnahe extensive Gestaltung von Gärten und Grünflächen ein großes Potenzial für Vorurteile. Faulheit und fehlende soziale Konformität sind für viele Stadtbewohner zu vermeidende Attribute, was sie in der Stadt zu einer intensiven Pflege von Grünflächen motivieren könnte (Abb. 4). So werden Rasen oft nur gemäht, weil „man es so macht“. Das Geräusch des Rasenmähers liegt dabei gleichsam als mahnender Donner in der Luft, und oft multipliziert sich die Anzahl der brummenden Mäher, sobald ein Mäher im Wohnviertel damit begonnen hat.
Die Erlangung von Aufmerksamkeit in den Medien und den verschiedenen Genres ist ein wichtiges Mittel für die Unterstützung der Arbeit der „Bunten Wiese“. Karikaturen schaffen dabei eine übergeordnete Relevanz (Abb. 5), da durch diese Form der Pressemitteilung mögliche Defizite der eigenen Arbeit überzeichnet werden. Satire kommt damit einer ihrer Hauptfunktionen nach und liefert gute Ansatzpunkte für Diskussionen. Durch die kritische Analyse dieser Darstellungen können daher Optimierungen für zukünftige Projekte vorgenommen werden.
Die ausführliche Dokumentation des Textkorpus‘ mit Quellenbezügen und Aufbereitung für die Ergebnisse finden sich im elektronischen Anhang dieser Veröffentlichung ( www.nul-online.de , Webcode 2231).
4 Auswertung und Diskussion
4.1 Themenfeld 1: allgemeine Fragen zur Durchführung und Methodenunsicherheit
Wie den Kommentaren zu entnehmen ist, spielen Aspekte der generellen Umsetzung und Entwicklung von anthropogen wenig beeinflusster Natur im urbanen Bereich eine bedeutende Rolle. Diese sind das am einfachsten zu lösende Problem bei Naturschutzmaßnahmen. Durch eine fundierte Öffentlichkeitsarbeit und genaue Praxisanleitungen können derartige Fragen bereits im Vorfeld geklärt werden. So ist es besonders wichtig, nachahmbare Vorbilder zu schaffen, welche die Einfachheit der Aktionen demonstrieren und durch ihr positives Erscheinungsbild zur Nachahmung einladen.
4.2 Themenfeld 2: Überaktivität
Zum einen stellt die Überbewertung der Notwendigkeit aktiv durch den Menschen eingebrachter Pflegemaßnahmen ein Problem für wenig bzw. kaum gestaltete Natur im Stadt- und dörflichen Raum dar. Dabei spielt das Bedürfnis nach aktivem Handeln eine zentrale Rolle. Wie die Auswertung des vorliegenden Materials zeigt, herrscht ein Primat des „Schaffens“ vor. Naturschutz durch weitgehendes (es wird ja weiter gemäht, aber deutlich weniger) Laufenlassen scheint wenig salonfähig bzw. im öffentlichen Bewusstsein angekommen zu sein. Dies könnte psychologisch erklärt werden: NachBandura & McClelland(1977) ist es ein Grundbedürfnis des Menschen, die Dinge, die ihn umgeben, aktiv zu kontrollieren (Kontrollbedürfnis).Ryan & Deci(2000) undDeci & Flaste(1995) definieren zudem u.a. Kompetenz(-erleben) bzw. Wirksamkeit als ein psychologisches Grundbedürfnis und verstehen darunter das Gefühl, durch sein Handeln zielgesteuert und effektiv auf als wichtig erkannte Dinge einzuwirken und dadurch seine Umwelt aktiv zu gestalten und diese Gestaltung wahrnehmen zu können (Ryan & Deci2000). Das führt unter anderem dazu, dass sich viele Menschen mit dem Verständnis für einen passiven Naturschutz eher schwer tun.
Zum anderen geht es um Effektivität. Während die Zahl der Freizeitnaturwissenschaftler(innen) in den letzten Jahren stark abnahm, steigt die Zahl derer an, welche eine aktive Rolle im Naturschutz leisten möchten. Dabei steht das praktische Handeln im Vordergrund. Die meisten Menschen, welche Insekten und Pflanzen bestimmen und somit den Wert und die Veränderungen in der freien Natur wahrnehmen, sind mittlerweile akademisch gebildete oder anderweitig geschulte Experten. Die Zahl der Hobbybotaniker und -entomologen ist in den letzten dreißig Jahren drastisch eingebrochen (Blank2003, Entomologentag 1991,Heinitz & Oertner2005). Auf der anderen Seite wird praktischer Naturschutz vorwiegend auf Habitatpflege und -hege reduziert. Der Spaß an der Nutzung effizienter Maschinen ist weit verbreitet und ein Hauptgrund für die Überpflege des öffentlichen Grüns.
Aus naturschutzfachlicher Sicht sollte der Einsatz von Maschinen jedoch stark reduziert und darauf geachtet werden, dass der Arbeitsaufwand stets zur Flächengröße passt (Unterweger2014,Wieland1984). Die Art der Mahd wirkt sich direkt auf die Insekten- und Pflanzendiversität von Grünflächen aus (van de Poel & Zehm2014). Einen ihrer regionalen Ursprünge mag dieses Pflichtbewusstsein zur Manipulation der häuslichen Umwelt bereits 1492 haben, als in Stuttgart die Kehrwoche verpflichtend wurde (Unseld1994). Im 17. Jahrhundert, mit der Einführung von Kirchenkonventen, wurden diese Pflichten stark erweitert und von Pfarrer und Vogt überwacht. Bemerkenswert ist es, dass trotz Luthers Fokussierung auf Gnade, Glaube und Schrift auch in protestantischen Gebieten die „Erdenarbeit zur Erlangung von Himmelslohne“ eine zentrale Rolle spielt. Neben religiösen Nachteilen wurden auch drastische irdische Strafen (Enteignung, Militärdienst) verordnet, sobald man nicht im Gemeindesinn tatkräftigen Einfluss auf sein natürliches Umfeld ausübte (Unseld1994,Unterweger & Unterweger1995).
4.3 Themenfeld 3: Sorgen und Bedenken
In diesen Analysen konnten Stellungnahmen zusammengeführt werden, welche auf Ängste oder Befürchtungen hinweisen und sich in zwei große Blöcke gliedern, nämlich sozial- und naturbezogener Art. Erstere beziehen sich auf die eigene soziale Stellung (z.B. in der Nachbarschaft oder im sozialen, wirtschaftlichen Umfeld). Dabei sind sowohl die Befürchtungen zur Veränderung von Konventionen als auch die Folgen eines veränderten Grünflächenbildes wichtig. Auch hier werden wiederum grundlegende psychologische Bedürfnisse des Menschen – jene der sozialen Eingebundenheit bzw. Erfahrung von Zugehörigkeit und der Wunsch nach Wertschätzung durch andere – tangiert. So kann, soziologisch betrachtet, eine „bunte Wiese“ gar als Distinktionsmechanismus genutzt werden (Herabblicken auf die „verwilderte Wiese“ in Abgrenzung zum eigenen, gepflegten Rasen – oder umgekehrt). Ein unterschiedliches Ästhetik-Empfinden kann somit bewusst zur sozialen Abgrenzung genutzt werden (Bourdieu1982).
Die naturbedingten Ängste beziehen sich auf unbekannte und anscheinend unberechenbare Veränderungen und Bedrohungen in einer Umwelt, in der ein Mehr an Natur zugelassen wird. Auch hier lässt sich die unterschwellige Sorge vor einem Kontrollverlust als Ursache vermuten.
Beide Formen der Befürchtungen sind ein Thema für Aufklärungsbestrebungen. Es gilt sie abzubauen, will man Renaturierung nicht gegen den Willen der Bevölkerung durchführen. Projekte, die dies bewirken, müssen bereits in der Kinder- und Jugendarbeit angeboten werden. Da Wertemuster und ästhetisches Empfinden sowohl angeboren als auch geprägt sind (Herrmann2011), sollte die Prägephase darauf hinwirken, dass Neutralität und Akzeptanz bei der graduellen Bewertung von Naturphänomenen überwiegen. Die Tatsache, dass Kunst und Architektur in verschiedenen Kontexten und Zeiten unterschiedlich bewertet werden (Herrmann2011), kann auf die ungestörten Ökosysteme nicht angewendet werden, da Natur als Erscheinung in Bezug auf den Menschen als zeitlos anzusehen ist.
Sozialen Ängsten ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, da sich hier die wohl gravierendsten Probleme einer Handlungsveränderung ergeben. Das Unterbrechen von Scheintraditionen, das Aufbrechen kultureller Praxis im Sinne einer geistigen Programmierung ist ein Schlüssel zum Erfolg. Sie bedarf einer entsprechenden Aufklärung, die nicht leicht zu bewerkstelligen ist und auf Widerstände stößt, da die Veränderung von Gewohnheiten von den meisten Menschen als bedrohlich angesehen und daher (zunächst) abgewehrt wird.
4.4 Themenfeld 4: die Abwertung von Engagement
Wie Karikaturen und schriftliche Dokumente zeigen, neigen einige Akteure dazu, die Arbeit von fachfremden Interessengruppen oder das Engagement in ihnen unbekannten Bereichen ins Lächerliche zu ziehen oder Fehlschläge und Missgeschicke als wunden Punkt besonders zu betonen. Diese Verballhornung stellt jedoch bei ausreichendem Fachwissen und ausreichender Überzeugung kein Problem dar, da es in der Regel besser ist, unterschätzt als überschätzt zu werden. So sind die meisten Punkte einer möglichen sachlichen oder ideologischen Kritisierbarkeit und einer unreflektierten bzw. unsachlichen Diffamierung meist argumentativ leicht zu entkräften.
Sicherlich sollte aber bei der Projektrealisierung stets ein Augenmerk darauf gerichtet sein, dass zynische und populistische, scherzhafte, z.T. aber auch delegitimierende Ausführungen zum Naturschutz auch dann, wenn sie wissenschaftlich leicht zu entkräften sind, bei manchen Personengruppen hochgradig wirksam sind. Neben Fachwissen und dem Wissen darüber, wie man dieses in einem aufklärenden Sinne einsetzen kann (Stichwort „Umweltbildung“), ist eine gewisse Selbstironie sicher nicht falsch. Ein humorvoller Umgang mit „veräppelnden“ Darstellungen wird auch vom Gegenüber wesentlich besser aufgenommen als eine beleidigte Reaktion, welche eher als „Straßensperre“ für die weitere Kommunikation wirken kann.
4.5 Themenfeld 5: gestalterisches Natur- und Weltbild
Dass Natur- und Artenschutz noch immer eine besondere Rolle in der gesellschaftlichen Debatte einnehmen, zeigt sich in der Korrespondenz der „Bunten Wiese“. So werden Naturschutzziele als Partialgruppeninteressen angesehen und zum Teil auf (partei)politische Richtungen reduziert. Vielfach wird ein Engagement für Nachhaltigkeit und biologische Vielfalt allerdings auch aufgrund mangelnden Interesses oder anderer politischer Orientierung abgelehnt. Ein Mainstreaming von Natur- und Artenschutzgedanken tut daher Not. Das heißt, dass diese nicht länger als Nebensächlichkeiten behandelt werden, sondern ähnlich wie das Sparen von Wasser oder die Einsparung von Energie ein Begleiter der täglichen Handlungen werden.
Dass Natur mittlerweile auch ein Konsumgut geworden ist, zeigen verschiedene Studien (Pütsch2006). So wird Natur meist zweigeteilt. Zum einen spielt die konsumierbare und nutzbare Natur eine Rolle. Diese zeigt sich in Form von exklusiven Urlaubszielen, Naturerlebnisangeboten und einer Vielzahl von Hobbies. Auf der anderen Seite steht die Natur als Grundausstattung der Erde mit der gesamten Vielfalt ihrer Ökosystemfunktionen. Oft wird die Natur nur auf die erste Form der Wahrnehmung reduziert und die Vielfalt der Funktionen, Dienstleistungen und Bereitstellungen außer Acht gelassen. Spannend ist auch die ideologische Verortung von Naturschutzbemühungen. Dies zeigt eindrücklich folgenden Polemik aus einem wichtigen Blatt des Landwirtschaftssektors: „ ... erst wenn das letzte Feld enteignet und der letzte Hof gestorben ist, dann werden die Grünen merken, dass man den Wolf nicht essen kann .“ (top-Agrar, 20.04.2015).
Diese Anspielung auf die durch die Umweltbewegung seit den 1970er-Jahren bekannt gewordene „Weissagung“, die den Cree-Indianern zugeschrieben wird, bedient sich in unübersehbarer Weise einiger Begriffsfelder aus dem (Anti-)Kommunismus und setzt diese politisch falsch und populistisch in Verbindung mit der Partei der Grünen. Auch in der Arbeit der „Bunten Wiese“ spielte es immer wieder eine Rolle, dass sie auf eine bestimmte parlamentarische Partei bezogen verortet wurde. Der Klima- und Biodiversitätsschutz sollten jedoch als gesellschaftliche Grunderfordernisse angesehen werden. Daher ist es wichtig, dass Schutzinitiativen überparteilich arbeiten und ihr Wissen ideologiefrei und dem Fachwissen verpflichtet einbringen.
4.6 Themenfeld 6: monetäre Fragen und Planung
Diese Inhaltsanalyse zeigt, dass neben sozialen, ideologischen und umweltbezogenen Bedenken auch das monetäre Bewusstsein eine wichtige Rolle bei der Steigerung der Akzeptabilität extensiv gemähter Wiesen im urbanen und z.T. dörflichen Bereich spielen. So werden oft finanzielle und andere am Menschen direkt messbare Größen (Arbeitszeit, Zahl der Unterstützer, Pflegeaufwand) in den Diskussionen als Argumente gegen Veränderungen und mehr Natur eingesetzt. Dabei spielen Pflegeaufwand, historische Bau- und Planungskosten sowie der Nutzungswandel eine bedeutende Rolle, um gegen eine Reduktion der intensiv gestaltenden Eingriffe auf Grünflächen zu argumentieren. Dieses Themenfeld schließt sich somit eng an das vorherige an und zeigt die noch fehlende Verknüpfung von verschiedenen messbaren Werten (Arbeitszeit, Geld, Pflegeintensität) mit Pflegeformen, die vordergründig ein anderes Bild darstellen als das mit diesen Werten verknüpfte.
Die Monetarisierung von Natur und Schutzbestrebungen ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Dennoch erscheint eine ökonomische Bewertung von wenig beeinflusster Stadtnatur nötig, um zu zeigen, dass eine Reduktion der aktiven Beeinflussung und Bearbeitung von Naturschutzflächen durch den Menschen keine Abwertung bedeutet. Wenn es humanorientierte Parameter sind, mit denen in der heutigen Gesellschaft die Wertigkeit einer Sache oder einer Handlung angezeigt werden muss, um Akzeptanz und Unterstützung zu finden, dann gilt es – nicht kritiklos, aber dennoch – den Wert und Nutzen solcher Initiativen auch in dieser Sprache darzustellen.
5 Schlussbemerkungen
Naturschutz auf wenig beeinflussten Flächen in der Stadt (verbunden mit der Förderung biologischer Vielfalt) kann dann besser gelingen, wenn die kommunikativen und wertbezogenen Fragen in systematischer Weise genauso bearbeitet werden wie die naturwissenschaftlichen und planerischen.
Anhand des Beispiels „Projekt Bunte Wiese“ ergaben sich folgende Anknüpfungspunkte für die praktische Umsetzung:
- Naturschutz erfordert praktische und ideelle Maßnahmen, um möglichen Ängsten und Vorbehalten in der Umsetzung durch Vorbilder und Ideen zu begegnen.
- Natur braucht Raum und Zeit zur Entfaltung. Überaktivität und der Wunsch nach Bearbeitung stehen dem gegenüber. Genuss und Beobachtung sollten eingeübt werden, um allzu aktive Manipulationen zu reduzieren.
- Der Wert und die Schönheit von Natur, die oft nur durch vordergründige Aufgabe von bestimmten menschlichen Werten (Fleiß, gärtnerisches Engagement) erzielt werden können, müssen so vermittelt werden, dass Sorgen und Bedenken bezüglich der scheinbar geschmälerten eigenen Rolle in Gesellschaft und Natur gemindert werden.
- Das Beobachten von Pflanzen und Tieren in ihren Lebensräumen und der Schutz dieser müssen gesellschaftlich aufgewertet werden, so dass dies für einen größeren Teil der Bevölkerung als attraktiv angesehen und geachtet wird.
- Natur- und Artenschutz sind Aktivitäten für eine nachhaltige Entwicklung. Ähnlich wie das Einsparen von Energie und Wasser ist auch das (methodisch und kommunikativ) abgesicherte Wiederansiedeln oder Erhalten von Pflanzen- und Tierpopulationen als privates Ziel zu fördern.
- Natur ist wertvoll. Die Wertschöpfung der Umwelt sollte auf verschiedenen Ebenen (monetär, gesundheitlich, funktionell, aber eben auch jenseits allen direkten Nutzens) vermittelt werden.
- Durch verschiedene, angepasste Maßnahmen kann die Akzeptanz und Etablierung von mehr wilder Natur in der Stadt gelingen. Ein Modell zur flächigen Einführung von natürlichen Wiesen ist oft kein Problem der praktischen Umsetzung, sondern eine Frage der menschlichen Einstellung und des Willens zu einem Miteinander von Kultur und Natur bzw. von Naturerhaltung als einer kulturellen Praxis.
- Naturschutz wird häufig an die staatliche Naturschutzverwaltung sowie Naturschutzverbände „delegiert“. Dem gegenüber sollte die Idee eines „gemeinschaftlichen Naturschutzes“ stärker entwickelt werden. Dieser könnte vor allem im urbanen Bereich darin bestehen, dass Bürgerinnen und Bürger in Kooperation mit städtischen Verwaltungsstellen öffentliche wie private Grünflächen aus den üblicherweise praktizierten intensiven Mähregimen (klassische Rasenpflege) herausnehmen und durch aufwachsende naturnahe Wiesen (mit nur maximal zweimal jährlicher Mahd) ersetzen. Hierdurch würde die Identifikation der Stadtbevölkerung mit „ihrer Natur“ gestärkt und die Motivation zur Durchführung von Naturschutzmaßnahmen im eigenen Umfeld befördert.
Literatur
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Textkasten 1:
Methodisches Vorgehen zur Identifikation und inhaltlichen Beschreibung der Themenfelder mit Hilfe der Grounded-Theory-Methode (GTM)
(in Anlehnung anGlaser & Strauss1967,Strausset al. 1996).
1. Schritt: Identifikation von (sensibilisierenden) Konzepten:
Meinungen und Denkmuster, die unter einem gemeinsamen Themenfeld zusammengefasst werden können, wurden als erste Ordnungsheuristik für die Auswertung der Aussagen ausfindig gemacht.
Beispiele: Umsetzungsfragen, Kritikäußerung, Beschreibung von Motivation, Ängsten und Sorgen
2. Schritt: sukzessive Verdichtung der Aussagen durch deren Paraphrase und Kodierung; Clustern der Kodes zu inhaltlichen Konzepten:
Inhaltlich ähnliche Aussagen wurden mit Kodes („Überschriften“, die sich daran orientieren, was hier wie geäußert wird) versehen, unter die sie sich einordnen lassen. Dadurch entsteht eine Ordnung, die inhaltlich durch weitere „Funde“ iterativ anwächst. Es entstehen inhaltliche Konzepte.
Beispiel für Kodes: (a) hohe Anerkennung eines aktiven Gestaltens der Umwelt für den Umweltschutz; (b) Wahrnehmung: aktive Bearbeitung als Steigerung des Nutzens für den Menschen, (c) geäußerter Wunsch, handelnd aktiv zu sein für den Umweltschutz
Beispiel für ein inhaltliches Konzept: Wunsch nach aktivem Handeln
3. Schritt: weitere Verdichtung der inhaltlichen Konzepte zu differenzierten Konzepten (Kategorien):
Die inhaltlichen Konzepte, die zunächst einen vorläufigen Charakter haben, wurden durch die wiederholte Überprüfung am weiter ausdifferenzierten Material und schließlich als Kategorie benannt. Im Bericht bildeten die Kategorien dann die identifizierten Themenfelder. Die zuvor erfolgten Schritte erlaubten dabei die differenzierte Beschreibung dieser Themenfelder.
Beispiel für eine Kategorie: „Überaktivität“ (im Text: Themenfeld 2)
Kontakt
Philipp Unterweger bearbeitet seit 2014 ein Forschungsprojekt zur Akzeptanz, Ästhetik und Ökologie urbaner Naturschutzmaßnahmen. Er ist Gründungsmitglied der Initiative Bunte Wiese (2010) und studierte zwischen 2007 und 2014 Germanistik und Biologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
> philipp.unterweger@uni-tuebingen.de
Nicolas Schrode ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung GAB München. 2005-2009 Studium der Soziologie, Sozialpsychologie und Politologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2010 bei der GAB in der berufspädagogischen Praxisforschung sowie der Bildungskonzeptentwicklung und -evaluation tätig. Seit 2012 Lehrbeauftragter an der Alanus Hochschule Alfter und der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.
Thomas Potthast, Biologe und Philosoph, ist Professor für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften sowie Sprecher des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen. Nach Studium in Freiburg und Promotion in Tübingen PostDoc am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin und Humboldt-Stipendiat an der University of Madison-Wisconsin (Dept. History of Science und Institute for Environmental Studies).
Oliver Betz arbeitet seit 2004 als Professor für Evolutionsbiologie der Invertebraten an der Eberhard-Karls- Universität Tübingen. 1983 bis 1990 Studium der Biologie an der TU Braunschweig und der Philipps-Universität Marburg. Promotion 1994 im Fach Zoologie an der Universität Bayreuth; zwischen 1995 und 2004 wissenschaftlicher Assistent an der Christian-Albrechts-Universität Kiel; dort Habilitation 2002 in den Fächern Zoologie und Ökologie. 1999-2001 Auslandsaufenthalt am Field Museum of Natural History (Chicago, USA).
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