Pflanzenbestimmung per App liefert Daten
Forschende des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena und der Technischen Universität Ilmenau zeigen, dass Pflanzenbeobachtungen, die mit Pflanzenbestimmungs-Apps wie Flora Incognita gesammelt werden, Aussagen über die Entwicklungsstadien von Pflanzen zulassen - sowohl kleinräumig als auch europaweit.
von MPI/Red erschienen am 18.04.2024Viele Pflanzen der gemäßigten Breiten durchlaufen jedes Jahr den gleichen Zyklus von Blüte, Blattaustrieb, Fruchtbildung, Laubfärbung und Laubabwurf. Der wiederkehrende Ablauf dieser Ereignisse wird als Phänologie bezeichnet und ist eng mit den vorherrschenden lokalen klimatischen Bedingungen verknüpft. Klimaänderungen beeinflussen diese Entwicklungserscheinungen und verschiedene Pflanzenarten reagieren unterschiedlich auf Veränderungen wie das Eintreten eines zeitigeren Frühlings.
Dies hat Konsequenzen für natürliche Nahrungsketten, aber auch für den Zeitpunkt bestimmter Arbeitsschritte in der Landwirtschaft. Ökologisch gesehen kann es dazu führen, dass Pflanzen bereits blühen, aber die bestäubenden Insekten noch nicht geschlüpft oder aktiv sind. Aufgrund der Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, ist es von großer Bedeutung, die Pflanzenphänologie möglichst vieler Arten auf großen Flächen und über lange Zeiträume zu dokumentieren. Traditionell wird das phänologische Monitoring, z.B. vom Deutschen Wetterdienst (DWD), mithilfe von geschulten Freiwilligen durchgeführt. Die Zahl dieser Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ist allerdings seit Jahren stark rückläufig. Ein weiterer limitierender Faktor ist, dass solche Datenerhebungen in der Regel auf bestimmte Länder, Regionen und Pflanzenarten beschränkt sind.
In zwei neuen Forschungsarbeiten konnten Forschende des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie (MPI-BGC) in Jena und der Technischen Universität Ilmenau zeigen, dass Pflanzenbestimmungen mit kostenlosen Smartphone-Apps wie Flora Incognita oder Meldedaten aus Plattformen wie iNaturalist Unterschiede in der Phänologie von Pflanzenarten abbilden können und damit als neue, wachsende Datenquelle für weitere Forschungsfragen sehr gut geeignet sind.
In einer neuen Publikation zeigen die Forschenden, dass die Beobachtungsmuster von Flora Incognita für einige Arten sehr gut mit denen des Deutschen Wetterdienstes übereinstimmen. Registriert der DWD zum Beispiel einen früheren Blühbeginn des Holunders in einem Jahr im Vergleich zum Vorjahr, so findet sich diese Verschiebung auch in den Bestimmungsanfragen bei Flora Incognita wieder. Denn sobald Pflanzen zu blühen beginnen, fallen sie Interessierten ins Auge und die Bestimmungsanfragen steigen stark an.
In einer zweiten Publikation zeigen die Forschenden, dass Smartphone-Beobachtungen vieler Pflanzenarten bekannte überregionale phänologische Muster widerspiegeln, zum Beispiel das spätere Blühen von Arten in Nord- und Osteuropa oder in Abhängigkeit von der Geländehöhe.
Die Ergebnisse beider Forschungsarbeiten zeigen, dass neue Datenquellen wie Bestimmungs-Apps und Meldeplattformen mehr können, als die individuelle Neugier zu befriedigen: Sie stellen eine verlässliche Quelle für räumliche und zeitliche Vorkommen von Pflanzenarten dar und ermöglichen Forschung zu unterschiedlichen Fragestellungen.
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