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Schmitz' Sternstunden

Wiederholungstäter

Auf einer Waldlichtung soll eine kleine Brücke erneuert werden. Dafür müssen Eidechsen „vergrämt“, also vertrieben, werden. Die Vor-Ort-Besprechung für die Baustelle findet im Winter statt. Auf der Lichtung liegt noch besonders viel Schnee, es ist eisig kalt und relativ schattig. Ich kann mir zu der Zeit beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier – wie in den Voruntersuchungen beschrieben – von Zauneidechsen nur so wimmeln soll. Wir sprechen den Stand des Reptilienschutzzaunes und die Vorgehensweise der Vergrämung ab.

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Schwierigkeiten sehe ich zu der Zeit keine. Die Fläche ist relativ überschaubar, die Dauer der Baustelle auf wenige Wochen im Sommer begrenzt. Ich beschließe, in größeren Abständen den Zaun und die dazugehörige Mahd zu kontrollieren und mit dem eigentlichen Abfangen der Eidechsen zwei Wochen vor Baubeginn zu starten. „Gewiss werden nur wenige Tiere auf der kleinen Fläche anzutreffen sein. Kein Problem – easy,“ denke ich.

Einige Wochen später beginne ich mit dem Abfangen. Das Wetter ist perfekt, es ist warm, aber nicht zu heiß und trocken, die Jahreszeit stimmt. Auf der Fläche treffe ich tatsächlich bald auf ein schönes, großes Männchen mit einem auffälligen Fleck hinter seinem Kopfansatz. Ich bekomme es rasch zu fassen. Für die Dokumentation ist ein Fotoshooting des Herrn von sämtlichen Seiten nötig. Begeistert zeigt er sich nicht, aber ich kann ihn anschließend beruhigt auf die andere Seite des Zaunes entlassen. Ich finde, wie erwartet, erstmal wirklich kein weiteres Tier.

Doch beim zweiten Durchgang treffe ich auf ein weiteres Männchen. Ich wiederhole die Prozedur, und denke mir, „Ach, schau an, bestimmt Verwandtschaft, der hat ja auch so einen interessanten Fleck am Nacken.“ Das Ganze wiederholt sich noch ein weiteres Mal – so dass ich mir denke: „Komisch. Drei annähernd gleich aussehende Männchen? Auf einer so kleinen Fläche?“ Als ich vermeintliches Männchen Nummer drei fotografiert habe und auf die andere Seite entlasse, verstecke ich mich im Schatten eines Baumes und beobachte das Tier.

Ich glaube, meinen Augen nicht zu trauen. Der Herr überquert nach einiger Zeit zügig den 50 cm breiten gemähten Streifen vorm Reptilienschutzzaun, zögert kurz, um dann mit etwas Schwung die Zaunbarriere zu überqueren. Das gelingt ihm, ohne dass Pflanzen als Kletterhilfe am Zaun emporgewachsen sind.

„Da schau an“, denke ich mir. „So ein Schlawiner.“ Das habe ich noch nicht gesehen, zumal die Zäune extra glatt sind, um ein Überklettern unmöglich zu machen. Tatsächlich finde ich im Verlauf des Absammelns kaum andere Tiere – und die, die ich finde, bleiben im Gegensatz zu diesem renitenten kleinen Kerl anständig und ohne Fluchtversuch auf der ihnen zugewiesenen Seite. Das eine Männchen werde ich aber während der folgenden zwei Wochen noch mehrfach antreffen – und umsetzen, bis ich mich kurz vor Baubeginn entschließe, es weiter weg zu tragen, wo ich es dann aussetze.

Mein persönliches, wenn auch nicht ganz ernst gemeintes Fazit? Hat man so einen kleinen Bergsteiger in seiner Eidechsenpopulation, erreicht man die gewünschte Fangquote recht leicht.

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