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Schmitz' Sternstunden

Wie macht man die Umweltbauüberwachung glücklich?

Beim Transfer von naturschutzfachlichen Zielen in die praktische Umsetzung gibt es so manchen Stolperstein. Da treffen Welten aufeinander: Planer und Praktiker, Frauen und Männer, Artenschützer und handfeste Baggerfahrer – und alle denkbaren Schattierungen dazwischen. Missverständnisse sind programmiert, allein schon aufgrund der unterschiedlichen Sprachwelten. Franziska Schmitz spricht beide Sprachen: Sie ist Landschaftsgärtnerin und Landschaftsplanerin. Hier berichtet sie über die Sternstunden in ihrer Arbeit als Umweltbaubegleiterin.
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Heute ist die Bauanlaufbesprechung für ein neues Projekt. Ich erscheine überpünktlich, seriös gekleidet und gut vorbereitet – denn ich habe die Unterlagen ausnahmsweise mal rechtzeitig erhalten. Tatsächlich wurde ich freiwillig eingeladen und bin nicht „vergessen“ worden. Gerne passiert es bei diesen Besprechungen, dass das leicht lästige Thema „Umwelt“ schnell zu Anfang der Veranstaltung abgearbeitet wird und anschließend die Umweltbauüberwachung freundlich, aber auch bestimmt in den „frühen Feierabend“ verabschiedet wird, denn „die weiteren Themen sind für Sie ja nicht interessant“. Doch in diesem Fall kennt und schätzt die Projektleitung mich und meine Arbeit.

Ich suche mir einen Platz, setze mich, und plaudere mit den Anwesenden. Mein Ziel ist, erst einmal das Eis brechen, schließlich werde ich kontrollierend mit auf der Baustelle stehen und aus Erfahrung weiß ich: Das schmeckt nicht jedem!

Die Besprechung tröpfelt vor sich hin – die Themen werden Punkt für Punkt abgearbeitet, reine Routine. Als es zum Punkt „Baueinrichtungsfläche“ kommt, werde ich hellhörig: An dieser Stelle wird der Naturschutz gerne – bestimmt nur aus Unwissenheit – überrannt.

Die Baufirma erläutert selbstsicher: „Ja, könnte knapp werden mit der ursprünglich geplanten Fläche, aber kein Problem, breiten wir uns halt ein bisschen (auf einer Grünfläche) aus, alles mit dem Landwirt schon besprochen.“ Ich hole Luft, um anzusetzen, doch schon zuckt es zu meiner Rechten und der Projektleiter fällt dem Bauleiter ins Wort: „Frau Schmitz, bitte Ihre Meinung!“ Meine Chance! Nun erkläre ich den beiden Herren, dass sie sich zwar eine privatrechtliche Genehmigung durch die Absprache mit dem betreffenden Landwirt geholt haben, aber die Punkte Artenschutz, Naturschutz und vor allem die Eingriffsregelung übersehen haben. Denn die Bilanzierung der Fläche geschieht ja schon bei der Erstellung des landschaftspflegerischen Begleitplans, der bei einer Erweiterung angepasst und von der Behörde abgesegnet werden muss. Die Gesichter werden länger, der Punkt wird vertagt mit der Zusage, nochmal über die Notwendigkeit einer größeren Fläche nachzudenken.

Was ich aber mitnehme von dem Tag, ist, dass manch ein Projektleiter den Naturschutz nicht hinten anstellt. Dieser hat verstanden: Wenn die Umweltbauüberwachende mitreden darf, klappt’s auch mit dem reibungslosen Baustellenablauf.

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