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Editorial | Eckhard Jedicke

Naturschutz muss sich auch politisch artikulieren: Jetzt die Weichen für die Bundestagswahl 2021 stellen

An konsequenter Umsetzung des Naturschutzes hapert es ganz gewaltig – nicht primär an kritischen Analysen und ambitionierten politischen Zielen. Das ist gewiss keine neue Erkenntnis, sondern eine Binsenweisheit. Aber was muss geschehen, damit die rasant wachsenden substanziellen Verluste der Schutzgüter, nicht allein der Biodiversität, gebremst, gestoppt und umgekehrt werden? In der aktuellen Ausgabe von Naturschutz und Landschaftsplanung publizieren wir ein Memorandum des Bundesverbands Beruflicher Naturschutz (BBN). Es zeigt auf, was in den nächsten zehn Jahren geschehen muss, um das Ruder herumzureißen. Prof. Klaus Werk, Mitglied im Herausgeberbeirat unserer Zeitschrift und stellvertretender Vorsitzender der berufsständischen Organisation, und Barbara Bernard haben dieses Papier über Monate entwickelt und mit Fachleuten aus der Berufspraxis diskutiert.

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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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In einem Jahr wird gewählt

Ein Hauptanlass: In ziemlich genau einem Jahr wird der 20. Bundestag gewählt. Naturschutz muss auch politisch handeln und seine Anliegen – die nicht Partikular-, sondern Gemeinwohlinteressen widerspiegeln – in die Parteien und die politischen Gremien hineintragen. In dieser Gewissheit artikuliert der BBN realistische Anforderungen. Das ist Aufgabe und Pflicht nicht nur für NGOs, sondern für Wissenschaft und Praxis zugleich. Die gerade publizierten Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums und Bundesamtes für Naturschutz stärken diesen Anliegen erneut den Rücken: Neun von zehn Befragten sagen, dass die biologische Vielfalt in der Natur ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität fördert. Wesentliche Indikatoren zeigen gegenüber der letzten Befragung vor zwei Jahren eine deutliche Steigerung: So nahm die geäußerte Verhaltensbereitschaft der unter 30-Jährigen von 48 auf 65 % zu. Das ist ein klarer Handlungsauftrag an die Politik – Parteien, die das nicht adäquat berücksichtigen, werden die Quittung auf dem Wahlschein erhalten.

Deutschland-Tourismus als Motor

Die letzten Monate dominierte naturgemäß die Corona-Pandemie die politische Debatte und den Alltag. So wie auch hier die Menschen nun beginnen, leichtfertig zu werden und die Maske nicht oder nur als Halsschmuck tragen, so zeigt sich auch bei Natur- und Umweltthemen eine Abstumpfung. Aber die Probleme sind allerorts sichtbar – sei es die Trockenheit mit lokal ausgerufenem Wassernotstand und allerorten sterbenden Bäumen (nicht nur Fichten und Kiefern), seien es lokale Starkregenereignisse und Überschwemmungen. Corona verändert auch die Landschaftsnutzung – städtische Freiräume haben nach dem Lockdown eine gestiegene Bedeutung erlangt, die Bevölkerung drängt nach draußen. Gleiches gilt für den inländischen Tourismus: Selten waren Nord- und Ostseeküste, Alpen und Voralpen, Schwarzwald und Sächsische Schweiz so begehrte Ziele. Die Süddeutsche Zeitung konstatiert gar ein „ganz neues Urlaubsgefühl“ durch den Boom des Inlandstourismus. Für Natur und Landschaft ist das Gefahr und Chance zugleich: Es gilt, eine nachhaltige Ressourcennutzung zu entwickeln. Das liegt auch im Interesse der Erholungssuchenden selbst: Sie suchen ganz sicher keine (agro-)industriell überprägte, strukturarme oder zersiedelte, von Verkehrsinfrastruktur zerschnittene und verlärmte Landschaft. Noch einmal eine Zahl aus der Naturbewusstseinsstudie: 97 % der Befragten stimmen der Aussage zu, dass wir die Natur nur so nutzen dürfen, dass dies auch für kommende Generationen im gleichen Umfang möglich ist. „Zeit zu handeln“ überschreiben die beruflichen Naturschützer ihr Memorandum. Schaffen sie es jetzt endlich, ausreichend zu motivieren? Unterstützer sind gesucht!

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