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Aussterbeschuld in Kalkmagerrasen

Studie liefert Hinweise für zeitverzögertes Artensterben

Infolge des Landnutzungswandels haben Kalkmagerrasen seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Europa massive Flächenverluste erlitten. Obwohl sie durch die Verabschiedung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie im Jahr 1992 europaweit geschützt sind, ist der Fortbestand der Magerrasen und ihrer Biodiversität vielerorts weiterhin gefährdet. Es gibt vermehrt wissenschaftliche Belege dafür, dass Arten zeitverzögert auf eine Habitatfragmentierung reagieren. Dieses Phänomen wird als „Aussterbeschuld“ bezeichnet und stellt Naturschutzpraktiker vor neue Herausforderungen. In einer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Biological Conservation" ( NuL4196 ) wurde untersucht, ob die rezente Artenvielfalt von Pflanzen, Tagfaltern und Heuschrecken besser durch die historische oder durch die aktuelle Flächengröße und Konnektivität von Kalkmagerrasen erklärt wird.
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Kalkmagerrasen mit Blühaspekt der Kugel-Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) in der Eifel.
Kalkmagerrasen mit Blühaspekt der Kugel-Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) in der Eifel. Thomas Fartmann
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In der Studie konnte gezeigt werden, dass die Flächengröße und Konnektivität der untersuchten Habitatfragmente in der Eifel zwischen 1970 und 1990 stark abgenommen haben; nach 1990 hat sich der Verlust an Magerrasenfläche und Konnektivität dagegen deutlich verlangsamt. Die heutige Pflanzen- und Tagfalterdiversität konnte besser durch die historische Flächengröße/Konnektivität der Habitate erklärt werden als durch die aktuelle Landschaftskomposition. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass zahlreiche Arten – trotz des aktuell guten Erhaltungszustands der Kalkmagerrasen im Untersuchungsgebiet – zeitverzögert aussterben dürften. Es kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass die Artenvielfalt ohne die intensivierten Schutzbemühungen seit Beginn der 1990er-Jahre bereits jetzt auf einem deutlich niedrigeren Niveau wäre.

Im Gegensatz zu Pflanzen und Tagfaltern scheinen Heuschrecken etwas weniger sensibel auf die Habitatfragmentierung zu reagieren und eher von einer hohen Habitatqualität abzuhängen. Um einen zukünftigen Rückgang der Artenvielfalt in Kalkmagerrasen zu verhindern, sollten möglichst großflächige Magerrasen traditionell bewirtschaftet werden. Darüber hinaus können Renaturierungsmaßnahmen dazu beitragen, die Ausbreitung von Arten und den Fortbestand der Biodiversität der Kalkmagerrasen langfristig sicherzustellen. Die Studie wurde durch ein Promotionsstipendium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.

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