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Editorial | Eckhard Jedicke

Die Chancen der Corona-Krise nutzen: Nachhaltige Geschäftsmodelle nach dem Shutdown

In jeder Krise steckt eine Chance. Gewiss: Ein strahlend blauer Himmel ohne Kondensstreifen der Flugzeuge, staufreie Straßen trotz eines Dieselpreises von ungekannten 99,9 ct pro Liter, verringerter Konsum – diese Zeichen könnte man vielleicht als Gewinn für Natur und Umwelt werten. Doch wirklich freuen kann sich darüber niemand, der Preis ist zu hoch und auch nicht nachhaltig: Der weitgehende Stillstand der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens führt zu enormen Problemen, die wir alle mehr oder minder spüren (werden). Es ist richtig, wenn der Staat rasch und unbürokratisch bei der Rettung von Existenzen hilft. Zugleich aber muss das Nachdenken einsetzen, wie eine besser zukunftsfähige, nachhaltige Wirtschaft gestaltet werden kann. Das ist eine der Chancen der Corona-Krise.
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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Geht nicht, gibt's nicht!

Ein Weiter-so-wie-bisher mag das Einfachste sein. Die finanziellen Summen, die jetzt kurzfristig bewegt werden, zeigen eines: EinGeht nicht! als Totschlag-Argument gegen unbequeme Neuerungen gibt's künftig nicht mehr so einfach. Auch unpopuläre, im übertragenen Sinne schmerzhafte Kursänderungen können gesellschaftlich akzeptiert werden, wenn ihre Notwendigkeit verstanden wird. Das Umweltbundesamt weist aktuell darauf hin, dass „die Auswirkungen der Erderhitzung, die viel zu hohen Ressourcenverbräuche, die weit über die planetaren Belastungsgrenzen gehen, die schwindende Artenvielfalt ... die noch viel größeren Herausforderungen für unsere Zivilisation“ in der aktuellen Zeit nicht aus den Augen verloren werden dürften. Und weiter: „Die aktuelle Corona-Krise bietet die einmalige Chance, die aktuellen Geschäftsmodelle zu überdenken und den wirtschaftlichen Neuanfang nachhaltiger und zukunftsfähiger zu gestalten.“ Zum Beispiel so: Ein Bündnis von 54 Organisationen hat Anfang April ein Bilanzpapier vorgelegt, das auf die Krisenanfälligkeit des auf den Weltmarkt orientierten Ernährungs- und Agrarsystems hinweist. Es fordert eine grundlegende Neuorientierung der Agrar-, Klima- und Bioökonomiepolitik mit mehr Kohärenz der Politik und einer stärkeren Berücksichtigung der Agrarökologie.

Weichenstellungen liegen auf Eis

Deutschland hat die Chance, mit Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft am 1. Juli die Weichen zu stellen. Aber im Gegenteil: Vielerorts stehen die Zeichen auf Rückschritt – wie wir auch in diesem Heft zeigen: Manche Akteure missbrauchen Corona für Lobbying, um den Green Deal der EU-Kommissionspräsidentin abzuwenden und Maßnahmen der Düngeverordnung hinauszuzögern; die neue Biodiversitätsstrategie der EU, die neue GAP und die Farm-to-fork-Strategie verzögern sich (Seite 218 f.). Wie wichtig ein besserer Naturschutz ist, zeigen auch Studien, dass schrumpfende Lebensräume und damit einhergehende Verhaltensveränderungen von Tieren zum Risiko der Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen beitragen (Seite 213).

Vegetationsdynamik, Flussdynamik, Buchenwälder

Coronafrei hingegen sind die Themen der drei Hauptbeiträge: Die erste Studie zeigt, wie stark sich die Vegetation über 32 Jahre in einem Auenwald der Pfälzer Rheinaue verändert. Im zweiten Beitrag wird deutlich, wie wichtig eine natürliche Flussdynamik in alpinen Flussökosystemen wirkt, um gefährdete Heuschreckenarten und damit charakteristische Lebensgemeinschaften in FFH-Lebensraumtypen zu erhalten – da gibt es Synergien mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Und Beitrag drei wertet Daten des alternativen Waldzustandsberichts aus, um eine Rote Liste der Buchenwälder zu entwickeln – für deren weltweiten Erhalt wir in der Verantwortung stehen.

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