Grünland grasgrün statt bunt und artenreich: Öko-Landbau allein genügt für die Biodiversität nicht
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Dunkelgrüne Maßnahmen essenziell
Im ersten Hauptbeitrag gehen wir der Frage nach, wie wertvoll das Grünland des ökologischen Landbaus in Bayern für den Naturschutz ist. Das Resultat: Es kommt darauf an, was man vergleicht. Im Mittel ist ökologisch bewirtschaftetes Grünland artenreicher als konventionell genutztes, aber kaum artenreicher als der bayerische Durchschnitt. Das liegt daran, dass Flächen mit Agrarumweltmaßnahmen, die die Bewirtschaftungsintensität reduzieren, bei dem Vergleich ausgeklammert wurden. Sie erhöhen die Artenvielfalt unabhängig davon, ob ökologisch oder konventionell gewirtschaftet wird. Das heißt, wichtiger noch sind dunkelgrüne, besonders wirksame Agrarumweltmaßnahmen. Beim Vergleich einzelner Flächen kann die Vielfalt auf Öko-Grünland durchaus geringer sein als auf konventionellen Flächen, weil die Begrenzung des Tierbestands im Öko-Landbau für den Gesamtbetrieb, nicht die einzelne Fläche gilt. Da kann der Biodiversitätsaspekt auf Einzelflächen zugunsten der Produktion auch mal verdrängt werden.
Öko-Landbau: ja, aber nicht allein
Was bedeutet das für die Agrarpolitik? Ökologischer Landbau ist eine wichtige Maßnahme auch für die Erreichung von Naturschutzzielen. Aber neben ihm müssen weitere Förderangebote stehen, die auch für die Öko-Betriebe attraktiv sein müssen, was in finanzieller Hinsicht derzeit nicht immer der Fall ist. Und es müssen alternative Grünlandnutzungen verstärkt gefördert werden, insbesondere großflächig betriebene Extensiv-Weidesysteme. Hier liegt der zentrale Schlüssel, um dem Insektensterben und anderen Umweltproblemen der Landwirtschaft wirksam zu begegnen. Dort einen grundlegenden Wandel jetzt anzustoßen, haben gerade erst 3.600 europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefordert. Und eine europäische BürgerinitiativeBienen und Bauern retten hat sich zum Ziel gesetzt, eine Million Unterschriften zu sammeln und so die Europäische Kommission zu zwingen, sich mit der Problematik zu befassen. Die Initiative arbeitet gegen die industrialisierte Landwirtschaft und für einen Systemwechsel (www.savebeesandfarmers.eu). Derzeit ist nicht zuletzt auch diese agrarpolitische Diskussion durch die Corona-Pandemie weiter verzögert. So wird das bestehende, allseits kritisierte Fördersystem über 2020 noch deutlich länger fortgeschrieben.
Klimaregulation in Städten
Multiple Ökosystemleistungen urbaner Räume und hier vor allem der Grünen Infrastruktur sind für Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen besonders wichtig. In diesem Kontext analysiert der zweite Hauptbeitrag die Fachliteratur hinsichtlich der Frage, welche Leistungen die aktuelle Forschung in Europa untersucht. Die lokale Klimaregulation steht hier im Mittelpunkt, denn diese ist in Zeiten des Klimawandels stark spürbar. Oft handelt es sich dabei um relativ kleine Flächen, die einer extrem hohen Nachfrage unterliegen. Erfassungen und Bewertungen verständlich und nachvollziehbar anzulegen, ist für die langfristige Erhaltung und planerische Entwicklung der Grünen Infrastruktur daher besonders wertvoll.
Und noch etwas ist in diesen Tagen wichtig: Bleiben Sie gesund!
- User_MTE5ODc5NQ 30.03.2020 18:05Das Editorial und insbesondere sein Titel geben einen faschen Eindruck der Ergebnisse des Fachartikels im Heft wieder (Mayer, Heinz & Kuhn): Grasgrün waren die Ökoflächen nämlich nicht, sondern bunter. Das Editorial schmälert so den im Artikel dezidiert nachgewiesenen Mehrwert ökologisch bewirtschafteten Grünlandes bezüglich Artenvielfalt, Kräuter- und Leguminosenanteil (Blütenangebot!) und anderer für den Naturhaushalt im Grünland wichtiger Parameter im Vergleich zu konventionell intensiv und halbintensiv bewirtschaftetem Grünland. Dass die Artenzahlen und Anteile gefährdeter Arten in noch extensiveren Agrarumweltmaßnahmen höher sind, ist unbedingt wünschenswert. Das liegt aber daran, dass die artenreichsten Bestände mit solchen Maßnahmen vor allem erhalten werden und Betriebe für ihre artenreichsten Flächen solche AUM beantragen. In NRW und Niedersachsen werden die sehr extensiven Grünland-AUM auch von Ökobetrieben durchgeführt, das ist vermutlich in Bayern auch so. Der Artikel kommt sogar zu dem Schluss, dass im Ökogrünland die mittlere Artenzahl, die Zahl der Kennarten für artenreiches Grünland und der Leguminosenanteil innerhalb von 5 Jahren angestiegen sind (s. 3.4). Da im Ökolandbau bei vergleichsweise niedrigerem Nährstoffinput trotzdem genug Grundfutter innerhalb des Betriebes erwirtschaftet werden muss, tendiert das Normalgrünland dort zur Ausmagerung, was Raum für Kräuter, Leguminosen und mehr Insekten schafft. Schade, dass das Editorial diese Leistungen nicht ins rechte Licht rückt, auch wenn die Absicht, trotz dieser Leistungen zusätzliche Grünland-AUM zu fordern natürlich richtig ist. Dr. Bettina Frieben, Kompetenzzentrum Ökolandbau NiedersachsenAntworten
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