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Editorial | Eckhard Jedicke

Landschaftsentwicklung systemisch betrachten

In Kulturlandschaften – in sich gleichartigen Ausschnitten der Geosphäre mit vorherrschender Nutzfunktion – trifft eine große Zahl von sektoralen Interessen vielfältiger Einzelakteure aufeinander. Fachliche Anforderungen an Schutz und Entwicklung der einzelnen Schutzgüter und ihrer Wechselwirkungen zu definieren, divergierende Ziele zu identifizieren, einen Interessenausgleich herbeizuführen: So lauten wesentliche Ziele der Landschaftsplanung. Ein anspruchsvoller Auftrag, dessen Lösung bis heute nicht befriedigend, fachlich ausreichend gelingt. Liegt das vielleicht auch daran, dass die Aufgaben viel zu komplex sind, um sektoral und mit einfachen Instrumenten, wie sie in der Praxis vorherrschen, gelöst zu werden?
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Prof. Dr. Eckhard Jedicke
Prof. Dr. Eckhard JedickeDr. Moustafa Selim
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Systemarchitektur als neues Berufsfeld

Am Beispiel von Großprojekten der Verkehrsinfrastruktur greifen wir diese Fragestellung in einer abstrakten Betrachtung auf: Wie kann die Systemtheorie helfen, die Komplexität technischer, ökologischer, ökonomischer und sozialer Dimensionen besser als bisher in den Griff zu bekommen? Eine neue Autobahnstrecke ist kein isoliertes Bauwerk, sondern muss in seinem Landschaftsumfeld als Gesamtsystem betrachtet werden. Neu sollte die Rolle einer Systemarchitektin, eines Systemarchitekten in die Planung eingeführt werden: Ihre Aufgabe wäre, das Gesamtsystem „Straße und Landschaft“ im fortlaufenden Planungsprozess wiederholt zu modellieren, die sukzessive Konkretisierung der Teilplanungen zu koordinieren und somit nicht zuletzt die Zufriedenheit der Beteiligten mit dem Projekterfolg zu erhöhen. Damit könnten mehr Naturschutz und eine schnellere Projektrealisierung erreicht werden – möglicherweise eine wirkungsvolle Alternative zu dem soeben in Berlin vorgelegten Entwurf des Maßnahmenvorbereitungsgesetzes. Dahinter steht das Ziel der schnelleren Genehmigung von Verkehrsbauten. Er wird in Umweltververbänden als rechtswidrig kritisiert.

Ökosoziale Landwirtschaft

Systemisches Denken ist auch in der Landwirtschaft gefragt. Sehr kontrovers wurde bei Twitter mein Januar-Editorial hierzu diskutiert – bis hin zu Beschimpfungen wie „Umweltfaschisten“. Schön zu lesen, dass auch aus der Landwirtschaft Stimmen kommen, rauszugehen aus der selbst gewählten Opferrolle. Einen spannenden Teilaspekt zur Agrarsystem-Wende sollte die ökosoziale Landwirtschaft leisten, für die wir in diesem Heft Beispiele aus den Alpen vorstellen. Multifunktionalität pur – denn es geht um weit mehr als nur die Produktion von Nahrungsmitteln, so wichtig diese natürlich ist und bleibt!

Das Landschaftsbild landesweit modellieren

Straßentrassen und landwirtschaftliche Nutzung beeinflussen ganz entscheidend das Landschaftsbild – ein weiteres Thema in dieser Ausgabe. Wie kann das Landschaftsbild auf der Ebene ganzer Bundesländer planerisch bewertet werden? Wir stellen den Stand und die Eignung der gängigen Verfahren in einem Übersichtsbeitrag zusammen. Ähnlich wie bei Straßenbauvorhaben trägt auch hier eine fundierte Bewertung auf Landesebene, die auf den untergeordneten Planungsebenen konkretisiert wird, sehr zu Rechtssicherheit und Planungsbeschleunigung bei. Das ist wieder ein Plädoyer, mit großer Sorgfalt Landschaftsprogramme und Landschaftsrahmenpläne zu erstellen. Wird bereits hier das Landschaftsbild, gestützt auf empirische Daten, flächendeckend modelliert, so können diese Daten sehr viel einfacher abgeschichtet werden – und so die Qualität der Landschaftsbildbewertung auf kommunaler Ebene und in Fachplanungen und Umweltprüfungen deutlich steigern (oder überhaupt einführen).

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