Neue Ziele und Wege zur Förderung urbaner Biodiversität
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Eine Herausforderung für die Gestaltung und Pflege öffentlichen Grüns
Die Förderung von Stadtnatur und biologischer Vielfalt im urbanen Raum erfährt aktuell eine hohe Aufmerksamkeit. Durch neue Erkenntnisse und Entwicklungen in Forschung und Praxis werden frische Impulse gesetzt. Dabei zeichnet sich ab, dass die Ziele für den Erhalt und die Entwicklung von Stadtnatur neu gesteckt werden müssen. Öffentliche Grünanlagen spielen für die Förderung urbaner Biodiversität eine zentrale Rolle. Deshalb müssen bei der Gestaltung und Pflege von öffentlichem Grün künftig neue und innovative Wege eingeschlagen werden.
In Bielefeld kamen am 20. September 2017 insgesamt 82 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur ersten Fachtagung des von Bundesforschungsministerium (BMBF), Bundesumweltministerium (BMUB) und Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam geförderten Verbundprojekts „Urban NBS“ zusammen. „Urban NBS“ lautet das Akronym des Projekts „Städtische Grünstrukturen für biologische Vielfalt – integrierte Strategien und Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege von Biodiversität in Städten“. Darin setzen sich das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) sowie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit den Städten Bielefeld und Heidelberg aus theoretischer und praktischer Perspektive mit der planerischen Verankerung und der Umsetzung kommunaler Biodiversitätsbelange im Rahmen der Stadtentwicklung auseinander.
„Mehr Natur in der Stadt – neue Ziele, neue Wege? Förderung urbaner Biodiversität – eine Herausforderung für die Gestaltung und Pflege öffentlichen Grüns“ lautete der Titel der Tagung zum Themenfeld urbane Biodiversität. Florian Mayer (BfN) sowie Dr. Georg Verbücheln (LANUV) als Vertreter des Bundes bzw. Landes erläuterten die übergeordneten strategischen Ziele und Perspektiven der Förderung biologischer Vielfalt in urbanen Räumen. Dr. Juliane Mathey (IÖR) stellte das rahmengebende Projekt „Urban NBS“ in seinen Grundzügen vor.
Danach erläuterte Dr. Valentin Klaus (ETH Zürich) seine Forschungsergebnisse zu Chancen und Potenzialen des Konzepts der „novel ecosystems“. Arnt Becker (Umweltamt der Stadt Bielefeld) nahm die praktische Perspektive der Förderung biologischer Vielfalt im öffentlichen Raum ein, indem er am Beispiel seiner Stadt Strategien und Umsetzungsmaßnahmen erläuterte.
Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer drei Themenschwerpunkte, in die zuvor drei Beiträge einführten:
- Prof. Dr. Jörg Dettmar (TU Darmstadt) zum Schwerpunkt „Strategien“: „Ziele und Strategien für mehr Biodiversität – Paradigmenwechsel oder alt bekannte Aufgaben?“;
- Franz-Joseph Lüttig (Grünflächenamt der Stadt Frankfurt a. M.) zum Schwerpunkt „Pflegen“: „Biodiversität, Freizeitnutzung, Kosten – lösbare Widersprüche?“;
Agnes Dittmar (IFOK) zum Schwerpunkt „Beteiligen“: „Kommunale Biodiversitätsstrategien – ein Weg zur Aktivierung von Eigenverantwortung?“.
- Nach zweistündigen intensiven Diskussionen in drei Gruppen wurden die wichtigsten Ergebnisse im Plenum vorgestellt:
- Strategien: Erörtert wurde, was unter dem heutigen Blickwinkel tatsächlich neue Ziele und Strategien für mehr Biodiversität sind, wo schon auf langjährige Erfahrungen zurückgegriffen werden kann und wie diese weiterzuentwickeln bzw. an welcher Stelle die „alten“ Strategien und Begriffe sogar ehrlicher sind als mit „neumodischen“ Etiketten versehene altbekannte Herangehensweisen. Die Diskussion ergab, dass die neueren Ansätze zwar zum Teil bessere Perspektiven für Synergien und Anschlussfähigkeiten (z.B. zu Themen wie Klimaschutz, Gesundheit) bieten, jedoch trotzdem nicht ausreichen. Es werde ein gesellschaftlicher Konsens in Bezug auf das Leitbild von mehr Natur in der Stadt benötigt.
- Pflegen: Hier ging es um die Frage nach der Lösbarkeit von Widersprüchen im Hinblick auf die Pflege innerstädtischer Grünflächen. Wiederholt wurden Zweifel an der Umsetzbarkeit von ökologischen Praktiken geäußert. Es fehle einerseits an finanziellen Mitteln sowie andererseits an der Akzeptanz seitens Politik und Bevölkerung. Problematisch sei auch, dass Förderprojekte zum Erhalt und zur Aufwertung der Biodiversität nur begrenzte Laufzeiten hätten, so dass zwar die Erstanlage von Biotopflächen, nicht jedoch die anschließende Pflege finanziell gefördert werde könne.
- Beteiligen: Welche Gruppen von gesellschaftlichen Akteuren sind besonders wichtig, wenn es um die Umsetzung von Biodiversitätsstrategien geht? Und welche Wege gibt es, diese Menschen zu erreichen und einzubeziehen? Diese Fragen wurden angeregt diskutiert. Es herrschte Konsens darüber, dass eine zielgruppengerechte Ansprache das wichtigste Werkzeug ist. Es müssten eine angemessene Sprache und geeignete Medien bzw. Wege gefunden werden, die an die jeweiligen Gruppen angepasst sind.
Eine zweite Fachtagung ist am 15. November 2018 in Heidelberg geplant. Informationen dazu werden in Kürze auf der Projekthomepage ( urban-nbs.de ) veröffentlicht.
Kontakt
Anne Seifert , Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR), Forschungsbereich
„Wandel und Management von Landschaften“, Dresden
Dr. Juliane Mathey , Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR), Forschungsbereich „Wandel und Management von Landschaften“, Dresden
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