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Editorial

Tagungszeit zur Herbstzeit: mehr kompetente Fürsprecher für Natur und Landschaft braucht das Land

Herbstzeit ist traditionell Tagungszeit. In Marburg tagte Anfang September die Gesellschaft für Ökologie: „150 years of ecology – lessons for the future“ lautete das Motto der rund 500 ökologisch tätigen Wissenschaftler. Der deutsche Zoologe und Philosoph Ernst Haeckel prägte den Begriff der Ökologie im Jahr 1866. Eine Woche später trafen sich in Magdeburg 750 berufliche Naturschutz-Fachleute zum 33. Deutschen Naturschutztag: „Naturschutz und Landnutzung – Analysen, Diskussionen, zeitgemäße Lösungen“ war das Event überschrieben. Und die deutschsprachige Sektion der Internationalen Gesellschaft für Landschaftsökologie ­(IALE-D) hat für Anfang Oktober auf die Insel Rügen eingeladen: „Landschaftsökologie zeitlos“ ist der Leitspruch, unter dem Jungforscher, mitten im Leben stehende Landschaftsökologen und „Felsblöcke“ der Disziplin – die Pro­fessoren Wolfgang Haber, Hartmut Leser, Karl-Friedrich Schreiber, Michael Succow und Friedrich Weller – über Entwicklungen ihrer Disziplin diskutieren wollen.

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Viele weitere kleinere und größere Tagungen und Workshops landauf landab – so feierte der Bundesverband der Flächenagenturen Deutschland (bfad) stilvoll im St. Paulikloster der Stadt Brandenburg sein zehnjähriges Jubiläum. Die Agenturen arbeiten als Profis bei der konzen­trierten Umsetzung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung mittels Flächenpools und Ökokonten. In Zeiten weiter fortschreitender Eingriffsvorhaben – und ganz besonders der Ersatzgeldzahlungen für landschaftsästhetische Eingriffe durch Windparks – spielen sie eine wachsende Rolle. Und doch darf diese wichtige Arbeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein effizierter Naturschutz in der Fläche weit mehr Instrumente bedarf als dieser.

Andere Staaten und auch die EU blicken durchaus auf Deutschland und schauen, wie das Instrument der Eingriffsregelung wirkt. Im ersten Hauptbeitrag stellen wir einen Vorschlag für eine entsprechende Regelung im Nachbarland Österreich vor, wo derzeit die neun Naturschutzgesetze höchst unterschiedliche Regelungen vorsehen.

Das Thema der Ökosystemleistungen steht in zwei Artikeln im Mittelpunkt: Einerseits geht es um die Frage, wie dieses Konzept in die kommunale Landschaftsplanung Eingang finden kann. Und andererseits hinterfragt ein ­Diskussionsbeitrag die kritische Position zur Monetarisierung der ÖSL im August-Heft un­serer Zeitschrift. Gleichfalls um die lokale ­Ebene geht es in einem weiteren Hauptbeitrag zur Klimaanpassung im Bebauungsplan – hier primär um den methodischen Ansatz der ­Bayesian Networks, um die Wahrscheinlichkeit einer Implementierung von Maßnahmen abzuschätzen.

Spannend auch die kritische Besprechung der lange erwarteten Progress-Studie zur Wirkung von Windenergieanlagen auf Vögel – leider muss die inhaltliche Auseinandersetzung weitergehen.

Hier die wissenschaftlichen Konferenzen, dort die Praxis, die sich ebenso auf Tagungen austauscht. Herbstzeit ist Tagungszeit: Klar ist ein solcher Austausch enorm wichtig. Auch Naturschutz und Landschaftsplanung trägt Monat für Monat gern zu der Vermittlung neu ­er­arbeiteten Wissens bei, ebenso gern dient die Zeitschrift dem kritischen Diskurs, wie auch in dieser Ausgabe. Doch ein Gefühl schleicht ­immer mit: Forschen einerseits und Jammern über den Zustand der Natur andererseits allein genügen nicht. Konkretes und entschlossenes Handeln sind wichtiger denn je, der Naturschutz braucht eine stärkere, auch politische Lobby. Warum engagieren sich nur so wenige Wissenschaftler und Praktiker für das Lobbying abseits das Tages­geschäfts, das meist im Makro­maßstab an Einzelfällen operiert? Warum spielt Politik­beratung eine so geringe Rolle? Natur und Landschaft brauchen mehr kompetente Fürsprecher, die wissenschaftlich oder in der Praxis geerdet sind – am besten beides!

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