Von der Schwarmintelligenz der Bienen lernen
Ein imposantes Naturschauspiel: Ein Bienenvolk schwärmt und steigt mit einer dunklen Wolke und wahrem Getöse in den Himmel. Immer wieder beeindruckend, wie sich „der Bien“ als Superorganismus organisiert. Direkt daneben fliegen, scheinbar unbeeindruckt, Bienen im Apfelbaum von Blüte zu Blüte und tragen Nektar und Pollen in den Bienenstock ein. Was heute in Beuten geschieht, ist ein ganz altes Handwerk, welches der Verein Mellifera gerade mit praktischen Seminaren in Erinnerung ruft: Seit dem frühen Mittelalter haben Zeidler mit Hilfe künstlicher Beuten (Höhlen) in Bäumen ihren Honig gesammelt ( http://www.mellifera.de/blog/freibeuter/ ).
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Die Bienen in den Blüten der Streuobstwiese verdeutlichen, welch wichtige Funktion die Blütenbestäuber im Naturhaushalt erbringen – in wirtschaftlicher Hinsicht, aber ebenso für den Erhalt der Biodiversität. Es gibt viele weitere gute Gründe, warum die Rodung einer Streuobstwiese, ebenso wie andere Eingriffe, mit Hilfe verschiedener Prüfinstrumente bewertet und ihre Folgen gemindert und ausgeglichen werden müssen: Eingriffsregelung, Umweltverträglichkeitsprüfung und spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) sind solche Instrumente, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, Ökokonto und CEF-Maßnahmen Termini aus der Umsetzung.
Komplexe Beurteilung von Eingriffen
Die Rechtsmaterie ist komplexer und schwieriger geworden. In der Eingriffsregelung erschweren länderspezifisch differenzierte methodische Vorgehen den Überblick. Hier sollte der Erlass einer Bundeskompensationsverordnung Klar- und Gleichheit schaffen, doch scheiterte der Entwurf an der Mehrheit der Länder, vorerst zumindest. In diesen Tagen beraten Experten bei einer Fachtagung des Bundesumweltministeriums und des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten in Berlin, welche Alternativen bestehen. Naturschutz und Landschaftsplanung begleitet die Tagung in Berlin als Medienpartner und behandelt auch in der vorliegenden Ausgabe wichtige Teilaspekte:
In immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen werden Gutachten zum Schutz von Fledermäusen angefertigt. Wie ist die Qualität solcher Gutachten? Bei 156 analysierten Gutachten wurden durchschnittlich mindestens 20% der Kriterien nicht erfüllt, die aus vorliegenden Arbeitshilfen als Qualitätsstandard entwickelt wurden. Das sei „nicht akzeptabel“, urteilen die Autoren der Studie, es bestehe Verbesserungsbedarf.
Auch nur temporär wirkende Eingriffe wie die Entschlammung eines Stadtteichs können durch den Verlust von Nahrungsräumen Tierpopulationen beeinträchtigen – ein Beitrag am Beispiel der Wasserfledermaus zeigt, wie die vorlaufende Anlage funktionierender Nahrungsräume und eine maßnahmenbegleitende Überwachung funktionieren können.
Exemplarisch für den Gartenrotschwanz wird illustriert, wie im Rahmen eines Bebauungsplan-Verfahrens Maßnahmen zum Auffangen von Funktionsverlusten durchgeführt werden können.
Grüne Infrastruktur ist auch mittels der Eingriffsregelung zu erhalten. Das Thema bearbeitet die Bundesregierung derzeit mit Blick auf das Stadtgrün mit einem Weißbuch, das Umsetzungswege aufzeigen soll – der bdla gibt einen Überblick des Diskussionsstands.
Erfahrungen aus fünf Jahren Anwendung des Ökokontos in Baden-Württemberg ziehen wir mit einem Tagungsbericht – „bewährt, aber optimierbar“, lautet das Kurzfazit.
Fortlaufender Bedarf an Verbesserung
Die Tatsache, dass Eingriffe in den Naturhaushalt kompensiert werden müssen, ist zweifelsohne eine hohe Errungenschaft des Naturschutzes in Deutschland. Gleiches gilt für die europäisch begründeten Prüfinstrumente des Artenschutzes, der FFH-Lebensraumtypen und der Umweltverträglichkeit. Ihre Anwendung in der Praxis und nicht zuletzt die Zusammenschau und gegenseitige Abstimmung zwischen den verschiedenen Verfahren und die einschlägige Rechtsmaterie müssen einem fortlaufenden Verbesserungsprozess unterworfen werden – im Interesse des dringender denn je nötigen Umsetzungserfolgs, aber auch der Arbeitserleichterung für beteiligte Büros und Behörden. Das sollte im Tagesgeschäft nicht vergessen werden.
Kann die Schwarmintelligenz der Bienen ein Vorbild sein? So wie die schwärmenden Bienen Boten aussenden, die geeignete Höhlen auskundschaften, so sollten auch „Vordenker“ die fortlaufende Weiterentwicklung der Methoden für die bestmögliche planerische Bewältigung von Eingriffen betreiben. Die Harmonisierung der Eingriffsregelung durch die Bundeskompensationsverordnung bleibt in diesem Sinne ein nach wie vor aktuelles Ziel. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt ...
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