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Empfehlungen für den Anbau eingeführter Waldbaumarten

Der Deutsche Verband Forstlicher Versuchs- und Forschungsanstalten (DVFFA) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) vertreten hinsichtlich der naturschutzfachlichen Invasivität einiger forstlich bedeutsamer, eingeführter Baumarten abweichende Auffassungen (Nehring et al. 2013, Vor et al. 2015). Diese beruhen insbesondere auf einer unterschiedlichen Herangehensweise zur Einschätzung des im Bundesnaturschutzgesetz in § 7 genannten „erheb­lichen Gefährdungspotenzials“, das von ­einer als invasiv eingestuften Art ausgehen muss. Daraus ergeben sich unterschiedliche Ansätze zur Beurteilung von Invasivität.

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Die Douglasie gefährdet nach aktuellem Wissensstand auf den meisten Standorten die Biodiversität nicht – auf manchen Sonderstandorten ist sie aber kritisch zu sehen. © conny-wr / pixelio.de
Die Douglasie gefährdet nach aktuellem Wissensstand auf den meisten Standorten die Biodiversität nicht – auf manchen Sonderstandorten ist sie aber kritisch zu sehen. © conny-wr / pixelio.de
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Gemeinsames Papier von Forstwissenschaft und Naturschutz1

In mehreren konstruktiven Fachgesprächen wurden in den letzten Monaten die Positionen zum Thema Invasivität eingeführter Waldbaumarten ausgetauscht und diskutiert. Mit dem vorliegenden Papier wollen DVFFA und BfN jenseits der strittigen Aspekte der Invasivitätsbewertung den Fokus auf Gemeinsamkeiten bei der konkreten Ausgestaltung von Handlungsempfehlungen im Umgang mit eingeführten Waldbaumarten lenken.

Am Beispiel der seit langem in Deutschland angebauten nordamerikanischen Douglasie (Pseudotsuga menziesii) werden im Folgenden Hinweise gegeben, wie mögliche nachteilige Wirkungen auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen beim Anbau reduziert bzw. vermieden werden können.

1. DVFFA und BfN stimmen darin überein, dass auf der weit überwiegenden Anzahl von Waldstandorten in Deutschland der derzeitige Douglasienanbau nach aktuellem Kenntnisstand auf der nationalen Ebene keine erhebliche Gefährdung der Biodiversität und der damit verbundenen Ökosystemleistungen darstellt.

2. Auf bestimmten Sonderstandorten sollte die Douglasie grundsätzlich nicht angebaut werden, um diese Standorte als Lebensraum für spezialisierte einheimische Arten zu sichern. Potenziell gefährdete Sonderstandorte sind zum einen offene, ursprünglich baumfreie oder baumarme Felsstandorte und Blockmeere (vgl. Knoerzer 1999) wie beispielsweise flachgründige, nährstoffarme Felsrücken, Silikat-Trockenrasen, Silikat-Blockmeere und andere Waldgrenzstandorte, zum anderen trocken-warme Eichen- und Eichen-Mischwälder auf sauren, basenarmen Bergland-Standorten, insbesondere im submontanen Bereich (vgl. Knoerzer 1999).

Bei diesen Sonderstandorten – von insgesamt geringem Flächenumfang – handelt es sich in vielen Fällen um Vorrangflächen des Naturschutzes, die in der Regel in Schutzgebieten liegen. Sich dort verjüngende Douglasie sollte mittels adäquater Pflegemaßnahmen vollständig entfernt werden. In Nachbarschaft befindliche Douglasienbestände sollten im Sinne des Vorsorgeprinzips im Rahmen waldbaulicher Pflegemaßnahmen umgebaut werden. Zudem sollte hier in Zukunft der Anbau unterbleiben.

3. Zu diesen allgemeinen Empfehlungen treten in Schutzgebieten die dort zum Anbau eingeführter Baumarten jeweils geltenden Regelungen. Je nach Schutzstatus bzw. Schutzgebietsverordnung ist der Anbau der Douglasie entweder möglich (z.B. in den meisten Landschaftsschutzgebieten) oder unterliegt Einschränkungen (z.B. in vielen Naturschutzgebieten und in FFH-Gebieten bei möglicher Verschlechterung des Erhaltungszustands).

4. Der Anbau der Douglasie sollte in Mischung mit einheimischen Arten erfolgen. Als besonders gut zur Douglasie passende Mischbaumart hat sich die Rotbuche erwiesen.

Jenseits weiter bestehender Auffassungsunterschiede zur Frage der Invasivität und des von der Douglasie ausgehenden Gefährdungspotenzials der einheimischen Flora und Fauna zeigt das Beispiel dieser Baumart, dass konsensfähige Empfehlungen zum Umgang und Anbau eingeführter Waldbaumarten möglich sind. Vor diesem Hintergrund wird der fachliche Dialog weitergeführt, um die biologische Vielfalt von Ökosystemen, Biotopen und Arten in Deutschland zu erhalten und gleichzeitig den berechtigten ökonomischen Interessen der Forstwirtschaft Rechnung zu tragen.

Literatur

Knoerzer, D. (1999): Zur Naturverjüngung der Douglasie im Schwarzwald. Diss. Bot. 306, 283S.

Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W., Essl, F. (2013): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352, Bundesamt für Naturschutz., 202S.

Vor, T., Spellmann, H., Bolte, A., Ammer, C. (Hrsg., 2015): Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten: Baumartenportraits mit naturschutzfachlicher Bewertung. Göttinger Forst­wissenschaften 7, 296S.

Autoren in alphabetischer Reihenfolge:

Christian Ammer1*, Andreas Bolte2*, Alfred Herberg**, Anke Höltermann**, Andreas Krüß**, Andreas Krug**, Stefan Nehring**, Olaf Schmidt3*, Hermann Spellman4*, Torsten Vor1*

* für den Deutschen Verband Forstlicher Forschungsanstalten

** für das Bundesamt für Naturschutz

1 Abteilung Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen, Universität Göttingen

2 Thünen-Institut, Institut für Waldökosysteme

3 Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

4 Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt

1 Die Autor(inn)en sprechen für den Deutschen Verband Forstlicher Forschungsanstalten und das Bundesamt für Naturschutz.

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