Landschaftsplanung im App Store
Wie kann der Berufsstand der Landschaftsarchitekten die moderne Kommunikation mit (auch mobilem) Internet und GPS für sein Marketing nutzen? Ein Praxisbericht zu Aktivitäten des Bunds Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla).
- Veröffentlicht am
Ein Praxisbericht aus der Arbeit des bdla
Von Petra Schoelkopf
1 Marketing für landschaftsplanerisches Schaffen?
Noch immer kann nur ein kleiner Teil der Bevölkerung mit Landschaftsarchitektur Inhalte verbinden, die über das Anlegen von Hausgärten hinaus gehen, geschweige denn, dass er weiß, welche vielschichtigen, positiven Beiträge die Landschaftsplanung mit seinen Konzepten und konkreten Projekten z.B. für die Erhaltung der Schönheit und Vielfalt der (Kultur-)Landschaften Deutschlands leistet.
Das kann unter anderem daran liegen, dass ein räumlich wie sachlich übergeordnetes Marketing für diese Planungsleistung gänzlich fehlt und eine bundesweite und übergreifende Öffentlichkeitsarbeit für die Landschaftsplanung besonders im Internet wenig innovativ betrieben wird.
Die starke Verbreitung mobiler Geräte mit Zugang zu Internet und GPS verändert die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren und wie sie sich Informationen beschaffen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob und wie man sich diese digitalen Trends für ein durchaus wünschenswertes Marketing zur Landschaftsarchitektur zu Nutze machen kann. Kann Online-Marketing dazu beitragen, dass insbesondere auch die offenkundigen Erfolge und die ungebrochen hohe Relevanz der räumlichen Naturschutz- und Umweltplanung in Deutschland besser kommuniziert werden können?
2 Ziele des bdla für eine zeitgemäße Online-Kommunikation
Die bisherige Öffentlichkeitsarbeit des bdla konzentrierte sich eher auf die Kommunikation verbandspezifischer Inhalte und weniger auf die Darstellung von Landschaftsarchitektur an sich. Mit seinem Konzept zur „online-Kommunikation 2012“ hat der bdla die Weichen gestellt, seine Informationsvermittlung im Internet grundlegend auf das geänderte Nutzerverhalten (vgl. Ringel & Radünz 2011) auszurichten und an die aktuelle technische Entwicklung anzupassen. So soll, neben der immer stärker an Bedeutung gewinnenden mobilen Informationsnutzung, die direkte Umgebung des Nutzers und sein soziales Umfeld in der neuen Online-Kommunikation Berücksichtigung finden.
Die Vermittlung von Landschaftsarchitektur soll emotionaler, persönlicher, menschlicher, konkreter, räumlich verortet und greifbarer gestaltet werden. Informationsangebote mit ansprechender visueller Präsentation und intuitiv-spielerischer Bedienbarkeit sollen das Interesse unterschiedlich fachlich vorgebildeter Zielgruppen wecken.
3 Bausteine und Erzählweisen der bdla-Online-Kommunikation
Der bdla hat seit Ende 2012 als Ergebnis seiner Neuausrichtung der Online-Komunikation drei Bausteine mit besonderen Erzählweisen in seine Webpräsenz integriert.
Das Portal http://www.parcview.de thematisiert die kulturelle Bedeutung von Landschaftsarchitektur in Berlin und macht auf die enge Verbindung von Berliner Kunst, Kulturgütern und Kultureinrichtungen mit dem urbanen Freiraum aufmerksam. „ParcView“ ist als niedrigschwelliges Informationsangebot konzipiert, das sich insbesondere an interessierte Laien, z.B. kulturinteressierte Bürger, oder an Touristen richtet und auf spielerische Art Lust auf die Auseinandersetzung mit den BerlinerKulturLandschaften macht.
Als zweites foklussiert das Portal http://www.landschaftsarchitektur-heute.de auf die unmittelbare Darstellung aller Leistungsfelder von Landschaftsarchitekten, die beispielsweise von der Objektplanung bis zur Landschaftsplanung reichen. Es richtet sich vorrangig an fachlich interessierte Zielgruppen. Redaktionell konzentriert sich das Portal auf die drei Schwerpunkte „Büros“, „Projekte“ und „Themen“. Büros können ihre Projekte in eigener Regie vorstellen und vertiefte Einblicke in die Planungsidee und dazugehörigen Konzepte und Entwürfe eröffnen. Die Funktion „Projektsuche“ erlaubt das Filtern der Projekte z.B. nach Beiträgen der Landschaftsplanung und des Naturschutzes.
Das 100-jährige Bestehen des bdla war der Anlass, einen intensiven Rückblick auf die Geschichte der Profession vorzunehmen und das Wirken von Landschaftsarchitekten zwischen 1913 und 2013 in einer Online-Ausstellung aufzubereiten. Unter der Webadresse http://www.100-jahre-landschaftsarchitektur.de wird als dritter Baustein für jedes der 100 vergangenen Jahre ein typischer von Landschaftsarchitekten geschaffener Freiraum präsentiert und zum besseren Verständnis der Zusammenhänge in den Kontext von besonderen fachlichen, gesellschaftlichen und politischen Ereignissen gestellt. So wird z.B. die Entwicklung der Landschaftsplanung in den einzelnen Zeitabschnitten kurz beleuchtet und mit entsprechenden bedeutsamen Projekten untersetzt, wie z.B. dem Landschaftsplan Schwarzenbruck, oder mit Fachereignissen, wie z.B. Rossows Ausstellung „Landschaft muss das Gesetz werden!“.
Die Informationsvermittlung in den neuen Bausteinen wird durch besondere, auf das Erleben von Landschaftsarchitektur zugeschnittene Erzählweisen unterstützt. Bei der „Projektdarstellung mit Galerie“ steht die spielerische und individuelle Entdeckung des Ortes über aussagekräftige und ansprechende Bilder und kurze Texte im Mittelpunkt der Darstellung. Die „Story“ vermittelt tiefer gehende Informationen zu besonderen Aspekten in seinem räumlichen Kontext, z.B. zur biologischen Vielfalt der Wiesenlandschaft im Landschaftspark Rudow-Altglienicke.
Erleben von Landschaftsarchitektur ist eine Erfahrung von Raum und räumlichen Zusammenhängen, die die Erzählweise des virtuellen „Rundgangs“ berücksichtigt. Die „Zeitblende“ bringt dem Nutzer z.B. das Vorher und Nachher einer Planung oder die Entwicklung eines Landschaftsraumes, beispielsweise der Erholungslandschaft Gehrensee, näher. Die Einbindung von Videos beispielsweise zum Masterplan emscher:zukunft. unterstützt die emotionale Ansprache des Nutzers und ermöglicht es, sich ein Bild von den Intentionen und Arbeitsweisen der Landschaftsarchitekten zu machen. Darüber hinaus schärfen die sogenannten „Themen“ das Verständnis für Landschaftsarchitektur durch das Aufzeigen inhaltlicher Bezüge ausgewählter Projekte. Im Portal „Landschaftsarchitektur heute“ geben z.B. die Themen „Grüne Infrastruktur“ oder „Landschaft entwickeln“ einen Überblick über das breit angelegte Wirkungsfeld der Landschaftsplanung.
Alle drei Informationsangebote sind als WebApps konzipiert und können auch mittels mobiler Geräte genutzt werden. Sie ermöglichen einen flexiblen und spontanen Zugriff auf Informationen zur Landschaftsarchitektur und dem jeweiligen direkten räumlichen und kulturellen Kontext. Welche Orte aktueller Landschaftsarchitektur kann ich in der Nähe anschauen?“, „Wie komme ich am besten dorthin?“ und „Kann ich vor Ort mehr erfahren?“ sind typische Nutzerbedürfnisse, die die mobilen Websites unterstützen. Die WebApps können über den Browser eines Smartphones mit Internetzugang ohne vorherige Installation für Erkundungstouren vor Ort eingesetzt werden. „Landschaftsarchitektur heute“ wird zudem als App kostenfrei zur Verfügung gestellt ( https://play.google.com/store/apps/details?id=de.bdla.laheute.app&hl=de bzw. https://itunes.apple.com/de/app/landschaftsarchitektur-heute/id863220687?mt =8 ). Um auch jüngere Zielgruppen anzusprechen, werden Wege des Informationsaustausches in den sozialen Medien (Facebook, Google+, Youtube) eingebunden.
4 Erkenntnisse aus dem Entwicklungsprozess
Eine dezentrale, von den Büros gespeiste Projektdatenbank führt im Portal Landschaftsarchitektur heute zu einer stetig wachsenden Zahl an Beiträgen (derzeit rund 1400 Projekte). Dies zeigt, dass die neue Online-Kommunikation angebotsseitig gut angenommen wird. Die entwickelten Erzählweisen eigenen sich auch für das Vermitteln von Konzepten und sind somit besonders geeignet, Landschaftsplanung und Naturschutz zu erklären.
Während die ersten beiden Bausteine noch mit einer zusätzlichen mobilen Website konzipiert waren, wurde bei der Online-Ausstellung „100 Jahre Landschaftsarchitektur“ durch das sogenannte responsive Design das angestrebte plattformunabhängige Publizieren erheblich vereinfacht. Beim responsive Webdesign wird nur eine einzige Version der Webseite erstellt, d.h. auf zusätzliche Gestaltungsvorlagen für eine mobile Website verzichtet. Eine Website im responsive Design passt sich selbstständig z.B. beim Layout, das sich nach Breite des Browser-Fensters entsprechend verändert, der verfügbaren Umgebung an.
Um die Bekanntheit des neuen Informationsangebots wirksam zu steigern, wurden flankierende Kommunikationsmaßnahmen für Web und Print konzipiert. Entscheidend dabei ist, dass neben den fachrelevanten Informationskanälen auch Nutzer aus anderen Kontexten auf Informationsangebot aufmerksam werden.
Die Analyse der Zugriffszahlen zeigt, dass das neue Informationsangebot mit rund 200000 Besuchen auch nutzerseitig eine gute Resonanz gefunden hat. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei rund 4min und ist somit deutlich höher, als durchschnittlich üblich ist. Inwieweit fachfremde Adressaten angesprochen werden, lässt sich direkt nicht belegen. Allerdings wurde eine deutliche Zahl der Seitenzugriffe auf „ParcView“ über die Vernetzung mit sozialen Medien (Facebook, Google+) und mit der Website des touristischen Kooperationspartners visitBerlin.de erreicht.
Literatur
Ringel, T., Radünz, A.-L. (2011): SoLoMo – Die Social Local Mobile Bewegung. In: Schwarz, T., Hrsg., Leitfaden Online Marketing. Band 2.
Anschrift der Verfasserin: Petra Schoelkopf, Freie Landschaftsarchitektin bdla, freiraumforum schoelkopf – Landschaftsarchitektur & Freiraummarketing, Lister Meile 21, D-30161 Hannover, E-Mail schoelkopf@freiraumforum.de, Internet http://www.freiraumforum.de.
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