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Privatisierung ohne Rücksicht?

Berlin (DNR/DBU). Einen sofortigen Verkaufsstopp haben angesichts der zunehmenden Privatisierung von bundeseigenen Naturschutzflächen durch die BVVG (Bundesverwertungs- und -verwaltungs GmbH) die in der Strategiegruppe Naturschutzflächen des Deutschen Naturschutzrings (DNR) zusammenarbeitenden Umweltverbände und Umweltstiftungen gefordert. Derzeit würde die BVVG zahlreiche Flächen verkaufen, die für die Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie und den naturnahen Hochwasserschutz dringend benötigt würden. Aktuell habe die BVVG beispielsweise in Thüringen eine ca. 100ha große Waldfläche ausgeschrieben, bei der im Ausschreibungstext notiert sei: „Nach Informationen des (Thüringer Umweltministeriums) soll das Objekt (...) in die Kernzone des (Biosphärenreservats) Hohe Rhön integriert werden. Eine förmliche Ausweisung ist jedoch nicht erfolgt.“

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„Die Bundesregierung hat im Jahr 2007 die nationale Biodiversitätsstrategie verabschiedet, nach der 10 % der Waldflächen dauerhaft aus der Nutzung genommen werden sollen. Es ist ein Skandal, dass die BVVG nun genau dafür vorgesehene Flächen privatisiert und damit willentlich die von der Bundesregierung verabschiedete Strategie untergräbt. Denn eine Ausweisung einer Kernzone auf einer privaten Eigentumsfläche ist so gut wie aussichtslos“, sagte Leif Miller, Sprecher der Strategiegruppe Naturschutzflächen und DNR-Vizepräsident.

Weiter verweist der DNR darauf, dass die BVVG derzeit auch viele Flächen in Flussauen und Überschwemmungsbereichen zum Verkauf anbietet. „Nach der zweiten Jahrhundertflut innerhalb von zehn Jahren hat die Bundesregierung versprochen, den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Es ist für die Umweltverbände nicht nachvollziehbar, warum trotzdem weiterhin Bundesflächen in Überschwemmungsbereichen privatisiert werden. Auch hier konterkariert die BVVG-Verkaufsstrategie den politischen Willen nach besserem (naturnahem) Hochwasserschutz. Im Zweifelsfall müssen die jetzt privatisierten Flächen für spätere Hochwasserschutzprojekte mit viel Geld zurückgekauft oder die heutigen Käufer entschädigt werden“, so Miller.

Der DNR forderte die Bundesregierung und die BVVG auf, Flächen in Schutzgebieten und Überschwemmungsgebieten ab sofort von einer Privatisierung auszunehmen. Miller: „In vielen Parteiprogrammen zur Bundestagswahl ist die Forderung der Umweltverbände nach einer dritten Tranche des Nationalen Naturerbes aufgenommen worden. Bei einer solchen weiteren Flächensicherung für den Naturschutz wären die BVVG-Flächen in Schutzgebieten sehr gut aufgehoben.“

Unterdessen hat die DBU Naturerbe GmbH das Eigentum an der DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald übernommen. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern vor Ort verantwortet die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) die Naturschutzmaßnahmen in der 3272 ha großen Fläche. Das Gebiet ist Teil des Biosphärenreservats „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“. Der ehemalige Panzerschießplatz beherberge wertvolle Offenlandkomplexe mit Sand­rasen und Heideflächen im Verbund mit Feuchtbiotopen und Kiefernbeständen. In der Kernzone sollen sich Moor- und Eichenwälder in Zukunft natürlich entwickeln. Die großflächigen Kiefernbestände sollen schrittweise in natur­nahe, strukturreiche Kiefer-Eichen- bzw. Eichen-Kiefernmischwälder umgewandelt werden, erläuterte Dieter Pasch, Fachlicher Leiter Naturschutz der DBU Naturerbe GmbH. Um die rund 150ha großen Offenlandflächen vor einer Verbuschung zu be­wahren, finde eine Beweidung mit Schafen und Przewalski-Pferden statt. Heideteiche, Seggenriede, Fließgewässer und Auenbereiche bedürften renaturierenden Maßnahmen.

Die DBU-Naturerbefläche Daubaner Wald sei eine von insgesamt 47 Flächen, die die DBU Naturerbe GmbH seit 2009 sukzessive vom Bund übernimmt. Die erste Tranche sei im Mai 2008 mit rund 45000 ha, die zweite im Mai 2013 mit rund 15000 ha abgeschlossen worden.

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