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Editorial

Zusammen ist man erfolgreicher

Kooperation und Partizipa­tion? Na klar, die zählen doch heute zum Standard. Partizipative Prozesse als aktive Beteiligung Dritter und die kooperative Arbeit etwa bei Entwicklung von Zielen und Maßnahmen von Projekten werden in der Ausbildung von Planerberufen gelehrt und zunehmend in der Naturschutz­praxis gelebt. Aber stopp: Ist es wirklich so einfach, eine fruchtbare Zusammenarbeit zu erreichen und Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen, wie es die reine Lehre propagiert?

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Spätestens, wenn ein Landwirt oder der Bürgermeister wutschnaubend auf den Tisch schlägt und sich als notwendige Schlüsselperson der weiteren Diskussion verweigert, gerät jede Kooperation an ihre Grenzen. Jede noch so geschickte Moderation läuft dann erst einmal ins Leere. Dabei müssen gar nicht die aktuellen Fragestellungen die tatsächliche Ursache sein. Vielfach brechen einfach alte Wunden wieder auf – wie etwa aus der vor Jahren erfolgten Meldung von Flächen für das Schutzgebietsnetz Natura 2000, bei der Partizipa­tion meist ein Fremdwort war.

Kooperation und Partizipation in Naturschutz und Landschaftsentwicklung lautet das Thema des vorliegenden Doppelheftes. Es geht dabei nicht um die Frage, wie sich eine festgefahrene Situation wieder flott machen lässt. Die Hauptbeiträge liefern vor allem positive Beispiele aus der Praxis: Welche Kooperationen und partizipativen Prozesse laufen gut? Welches sind die Ergebnisse für die Natur, welches die Erfolgsfaktoren? Dabei wandert der Blick auch über den Tellerrand reflektierter Praxiserfahrung hinaus in Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung.

Im November wird ausnahmsweise keine Ausgabe von Naturschutz und Landschaftsplanung erscheinen – dafür enthält das Themenheft mit verdoppeltem Umfang auch entsprechend mehr Inhalt:

Auf die Entwicklung der Landschaftspflegeverbände in Deutschland schaut der erste Beitrag zurück und analysiert Strukturen, Arbeitsweise und Potenziale. In den bundesweit heute 155 Landschaftspflegeverbänden arbeiten Kommunen, Landwirtschaft und Naturschutz freiwillig und gleichberechtigt zusammen. Eine Checkliste gibt praktische Tipps zur Gründung eines Landschaftspflegeverbands.

Warum engagieren sich Bürgerinnen und Bürger freiwillig in der Landschaftspflege? Was solcherart aktive Partizipation bewirkt, wird anhand zweier Projekte zur Landschaftspflege in Vorarlberg und Bayern untersucht.

Weiter geht es mit Praxisbeispielen aus verschiedenen Landschaftspflegeverbänden – zur Umsetzung von Natura 2000 und der Wasserrahmenrichtlinie, zur Umnutzung organischer Böden, zur produktionsintegrierten Kompensation und zur Biodiversitäts­beratung auf landwirtschaftlichen Flächen.

Noch detaillierter nimmt ein weiterer Praxisbeitrag die Umsetzung von Natura 2000 mit kooperativ strukturierten Verbänden in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein unter die Lupe – durch Landschaftserhaltungsverbände und Lokale Aktionen.

Den Mehrwert einer partizipativen Planung beschreibt Erkenntnisse aus zwei Evaluationsstudien zum Einbezug der Bevölkerung und lokaler Interessengruppen in der Schweiz, und zwar im Themenfeld der Revitalisierung von Fließgewässern – nicht nur hinsichtlich gewachsener Akzeptanz, sondern zugleich auch in Bezug auf soziale Lern­effekte.

Auch die Bewertung des Landschaftsbildes ist eine Frage der Partizipation. Denn hier ist – stärker wohl als bei anderen Schutzgütern – für eine Objektivierung der Bewertungen ein Zusammenführen der Sichtweisen verschiedenster Bevölkerungsgruppen erforderlich (was auch in einem Leserbrief kritisch angesprochen wird). Eine gute Beteiligung, so zeigt ein weiterer Beitrag, kann die Ergebnisse wissenschaftlich valider, rechtlich stichhaltiger und planerisch-praktisch nachvollziehbarer gestalten – ein zentraler Punkt gerade in Zeiten erhöhten Nutzungsdrucks.

Schließlich zeigt der letzte Hauptbeitrag am Beispiel der Grünlandnutzung, wie hilfreich Kooperationen auch im landwirtschaftlichen Bereich sind: der Aufbau neuer Netzwerke und Wertschöpfungsketten wirkt sehr förderlich für den Betrieb wie auch für Ziele des Naturschutzes.

Kooperativer Naturschutz und partizipative Landschaftsentwicklung funktionieren „nicht immer, aber immer öfter“ – dieses Fazit ziehen wir als die Koordinatoren des Themenheftes in Anlehnung an einen Werbeslogan aus den Beiträgen. Die Mühe lohnt, auch wenn es keine Erfolgsgarantie gibt! Zusammen ist man nicht nur „weniger ­allein“, sondern auch erfolgreicher!

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