Naturnahe Waldwirtschaft
Jeder, der mit Georg Wilhelm schon im Wald war und mit ihm die Produktion von Wertholz mit Hilfe seiner Waldbaustrategie „Qualifizieren-Dimensionieren“ (QD) diskutiert hat, wird in den Bann geschlagen – egal, ob Waldarbeiter, Förster oder Betriebsleiter. Nun hat er mit seinem Kollegen Helmut Rieger diese Ideen niedergeschrieben.
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Das Buch gliedert sich in vier große Kapitel. Im ersten Kapitel wird die Beziehung von Mensch und Wald beleuchtet. Im zweiten, dem Hauptkapitel, werden die verschiedenen Entwicklungsphasen im Laufe eines Baumlebens aus Sicht des Gestalters beschrieben. Dabei ist das Konzept so einfach wie einleuchtend. In der Jugend soll geklumpte Verjüngung die Qualität der Bäume fördern. Anschließend erweisen sich einzelne Exemplare im Konkurrenzkampf als besonders vital und gleichzeitig von hoher Holzqualität. An diesen wird in der Dimensionierungsphase die Krone gezielt ausgebaut und damit ihr Dickenwachstum beschleunigt. In der Reifephase erfolgt dann die gezielte Entnahme der Bäume nach ökonomischen Gesichtspunkten. Erfreulicherweise hat Wilhelm sein einst rein ökonomisch ausgerichtetes Konzept nun auch um den Baustein Alters- und Zerfallsphase erweitert und plädiert konsequent für Ewigkeitsbäume, die Totholzstrukturen oder Höhlen im Wald sichern.
Im dritten Kapitel wird das Verfahren wirtschaftlich beleuchtet. Im vierten und letzten Kapitel werden die Handlungsspielräume diskutiert.
Der große Unterschied des Konzeptes ist die räumliche Konzentration auf wenige Bäume. Das lässt der Natur viel Spielraum in den Zwischenfeldern. Ein kritischer Punkt, inwieweit diese Methode tatsächlich Naturschutz und Nutzung auf der Fläche vereinbaren kann, ist die Zahl der Auslesebäume. Ursprünglich war hier von 10 bis 15 Bäumen pro Hektar die Rede. Im Buch werden 40 Auslesebäume für Buche angeführt. Dieses ist sicher eine zu hohe Zahl für eine multifunktionale Behandlung des Waldes auf der Fläche. Manche Teilaspekte, wie die potenzielle Rolle des Luchses für die Waldverjüngung, entsprechen eher dem Wunsch als dem Stand des Wissens. So erweisen sich Großräuber nur in unproduktiven Lebensräumen als wirksame Kontrolleure des Schalenwildes.
Insgesamt ist die Idee nach wie vor bestechend, tatsächlich zu versuchen, deutlich mehr Wertholz zu produzieren – in einem Land wie Deutschland, wo es nahezu kein Wertholz gibt. Gleichzeitig eröffnet das punktuelle Vorgehen viele Möglichkeiten, Naturschutzaspekte im Waldbau einzubauen, die beim flächigen Vorgehen mit hohen Auslesebaumzahlen kaum möglich ist.
Das Buch ist reich illustriert durch anschauliche Zeichnungen und schöne Bilder. Damit kann es allen, die Wälder wirklich multifunktional bewirtschaften wollen, mit Wertholz und seltenen Totholzbewohnern in einem Bestand, sicherlich viele wertvolle Anregungen in der täglichen Arbeit liefern. PD Dr. Jörg Müller
Naturnahe Waldwirtschaft – mit der QD-Strategie. Eine Strategie für den qualitätsgeleiteten und schonenden Gebrauch des Waldes unter Achtung der gesamten Lebewelt. Von Georg Josef Wilhelm und Helmut Rieger. 207 Seiten mit 53 Farbfotos, 38 Zeichnungen und 4 Tabellen. Gebunden. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2013. 29,90€. ISBN 978-3-8001-7858-2.
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