Weltbiodiversitätsrat IPBES gewählt
Bonn (NeFo). Als unabhängiges Gremium das Wissen zum Zustand, der Entwicklung der biologischen Vielfalt und den Ursachen ihres weltweiten Verlustes zusammentragen und politischen Entscheidungsträgern zugänglich machen – so lautet das Ziel der Interdisziplinären Plattform für Biologische Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen (IPBES). Der Weltbiodiversitätsrat, so die Kurzbezeichnung, traf sich in Bonn zur ersten Vollversammlung.
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Am Sitz des künftigen Sekretariats haben die Vertreter der bisher 105 Mitgliedstaaten die Regeln für die künftige Arbeit, die Organisationsstruktur innerhalb der Vereinten Nationen sowie die Besetzung der verschiedenen Gremien festlegt.
IPBES werde als unabhängiges Gremium künftig zunächst federführend vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) verwaltet, teilte das Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NeFo) mit. IPBES bestehe aus dem Plenum der Mitgliedsstaaten, einem politisch besetzten Leitungsbüro, sowie einem Multidisziplinären Expertengremium (MEP). Das MEP setze sich aus weltweit führenden Wissenschaftlern zusammen. Unter ihrer Koordination sollten künftig Berichte entstehen, die das Wissen über den Zustand der Ökosysteme weltweit zusammenfassen, Ursachen und Zusammenhänge des ungebremsten Verlustes der biologischen Vielfalt darstellen und der Politik Vorhersagen über Auswirkungen verschiedener Handlungsoptionen sowie Maßnahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung an die Hand geben sollen.
Die Mitglieder des MEP seien für die kommenden zwei Jahre gewählt worden und setzten sich zu gleichen Teilen aus Vertretern der fünf UN-Regionen zusammen. Deutsche Forscherinnen und Forscher seien nicht vertreten. IPBES-Vorsitzender sei Prof. Abdul Hamid Zakri aus Malaysia, der bereits zahlreiche internationale Studien koordinierte.
Erste IPBES-Berichte würden frühestens 2015 erscheinen. Hierfür sollten die Mitgliedstaaten unter Beteiligung der verschiedenen internationalen Naturschutzabkommen wie etwa dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt CBD, weiterer öffentlicher Interessengemeinschaften wie Indigenen und Naturschutzorganisationen sowie Forschungs- und Industrieverbänden im Laufe dieses Jahres thematische Vorschläge vorlegen. Darüber werde das Plenum bei der zweiten Vollversammlung voraussichtlich im Dezember dieses Jahres abstimmen.
Dr. Carsten Neßhöver, Koordinator des Netzwerk-Forums zur Biodiversitätsforschung Deutschland, begrüßt grundsätzlich die in Bonn beschlossenen Strukturen des Rates. IPBES solle möglichst viele Forschungsrichtungen einbeziehen und daneben auch praktisches Wissen öffentlicher Organisationen und indigener Völker berücksichtigen. Denn der Verlust der biologischen Vielfalt habe sehr viele Ursachen gesellschaftlichen Ursprungs, die einer interdisziplinären Betrachtung bedürften, um erfasst und effektiv angegangen werden zu können, so Neßhöfer.
Wie diese weiteren Wissensformen einbezogen und bewertet werden, werde nun von verschiedenen Arbeitsgruppen und Workshops bis zur nächsten Vollversammlung erarbeitet. Denn Exzellenzmaßstäbe wie Peer-Review-Verfahren in der Forschung reichten hier allein nicht aus, sondern müssten um andere Validierungsmethoden ergänzt werden, erklärte er.
Unterdessen forderte der WWF vom IPBES eine „schnellere Gangart“ zum Schutz der biologischen Vielfalt. Angesichts des andauernden Raubbaus an der Natur sei die Einrichtung des Beratergremiums überfällig gewesen, allerdings kämen die Regierungen nur im Schneckentempo voran. „Wenn der Artenverlust bis 2020 gestoppt werden soll, muss der Rat sich die Geschwindigkeit eines Tigers als Vorbild nehmen und nicht die einer Schnecke“, forderte Günter Mitlacher, Leiter Biologische Vielfalt beim WWF Deutschland.
Mehr Informationen über IPBES, die erste Vollversammlung und vorangegangene Veranstaltungen finden sich unter http://www.biodiversity.de und http://www.ipbes.net.
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