Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Tagungen

Auen-Tagung im Schloss Criewen

Wasser und Wälder prägen die Auen. Vieles was in Mitteuropa schon verloren ist, können wir heute noch in Ost- und Südosteuropa erleben. Europäische Auenschützer trafen sich zum Thema „Schutz und Entwicklung von Auenlandschaften in Europa“ in der Brandenburgischen Akademie Schloss Criewen zur simultan dreisprachig übersetzten ersten internationalen Auen-Tagung.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Artikel teilen:

Die Schwerpunkte der nunmehr zehn Jahre alten Brandenburgischen Akademie Schloss Criewen liegen im grenzüberschreitenden Naturschutz, bei den großen Weidetieren, in der Wildnisentwicklung und in den Flussauen. 15 Referenten aus Deutschland, Luxemburg, Serbien, Kroatien, Slowenien, Polen, Österreich, Ungarn und Portugal tauschten vor rund 75 Zuhörern ihre Erfahrungen aus. Die Tagung der Brandenburgischen Akademie wurde finanziell vom Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (MUGV) gefördert und in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal vorbereitet.

In den letzten Jahrzehnten sind die intakten Flussauen in Europa in dramatischer Weise reduziert worden, konkurrieren hier doch Nutzungsansprüche von Städte- und Verkehrsbauern, Landwirten, Fischern, Anglern, Jägern, aber auch von Kies- und Sandabbau bis hin zum Tourismus. In dem vom Bundesamt für Naturschutz im Jahr 2009 erstmals vorgelegten Auenzustandsbericht, präsentiert von Bernd Neukirchen (BfN), wird ein dringender Handlungsbedarf für den Schutz und die Sicherung der Auen festgestellt. An den großen Flüssen Rhein, Elbe, Donau und Oder sind nur noch etwa 10 bis 20% der Auengebiete erhalten. So ist am Rhein durch den auf Energiegewinnung ausgerichteten Ausbau und durch die Abtrennung des Stroms von der Aue großer ökologischer Schaden entstanden. Mit dem vom Land Baden-Württemberg im Jahr 1987 aufgelegten Integrierten Rheinprogramm wird eine Verbesserung des Hochwasserschutzes durch eine Auenrenaturierung angestrebt, wobei sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Probleme berücksichtigt werden.

Eine Reihe von erfolgreichen Renaturierungsprojekten entlang des Rheins wurden von Prof. Dr. Erika Schneider vom Aueninstitut Rastatt vorgestellt. Von der mittleren Elbe berichteten Guido Puhlmann, von der Unteren Oder Dirk Treichel, Leiter der Nationalparkverwaltung, und Dr. Ansgar Vössing, Vorstand der ­Nationalparkstiftung Unteres Odertal. Nationalparkstiftung und -verein haben bisher europäische Wasserbüffel und Auerochsen-Abbildzüchtungen (Heckrinder) sowie Koniks für die nicht als Totalreservat ausgewiesenen Nationalparkflächen eingeführt. Unterstützt wird deren Großherbivoren-Hypothese von Prof. Dr. Bernd Gerken, der die Tagung auch straff und fachkundig moderierte.

Ohne eine natürliche Hochwasserdynamik wird sich in der Oderaue eine natürliche Waldentwicklung vermutlich nur mit Waldinitialmaßnahmen erreichen lassen. Die Bedeutung von Wiedervernässung und Beweidung unterstrich auch Dr. Harald Schaich vom Institut für Landespflege in Freiburg mit seinem Erfahrungsbericht aus den Auenlandschaften Luxemburgs. Während in Deutschland der Nutzungsdruck auf die Auen durch Deichbau, intensive Landwirtschaft und Besiedlung nach wie vor hoch ist, gibt es in Südost-Europa noch ursprüngliche Auenlandschaften wie die Save-Auen mit Europas größten Auwäldern. Von diesen wilden Wassern und Wäldern der Aue können mitteleuropäische Naturschützer nur träumen. In Verbindung mit der Donau und zahlreichen Nebenflüssen ist eine einmalige Flusslandschaft erhalten geblieben, die Lebensraum für viele und seltene Pflanzen und Tiere bietet. Wie selbstverständlich werden diese Wälder und Wiesen von Wild- und Haustieren, wenn auch sehr extensiv, genutzt. Diese Landschaft gilt es zu erhalten und auch den Menschen das „Leben mit dem Wasser“ zu ermöglichen.

Im Naturschutzgebiet Lonjsko Polje sind dabei ganz besondere touristische Angebote entstanden. EuroNatur engagiert sich seit vielen Jahren in diesem Gebiet, wie Dr. Martin Schneider-Jacoby in seiner Präsentation zeigte, und unterstützt ein Hochwasserschutzprogramm, durch das über 1000 Auen- und Retentionsflächen erhalten werden konnten. In einem weiteren Beitrag wurde das größte Karstfeld der Welt, Livanjsko Polje, vorgestellt, das von Wissenschaftlern und Ornithologen erst spät entdeckt wurde. Borut Stumberger von der Schutzgebietsverwaltung zeigte atemberaubende Bilder. Aber eine immer intensivere Nutzung und der geplante Bau von Windkraftanlagen gefährden das einzigartige Karstgebiet. Die Stiftung EuroNatur leistet auch hier wichtige Lobby- und Forschungsarbeit zum Schutz und zur Entwicklung der größten Karstauenlandschaft Europas. Gabor Varbiro von der Akademie der Wissenschaften, Limnologisches Institut in Ungarn, präsentierte die Feuchtgebiete seines Heimatlandes, Miljan Velojic die Auenlandschaften an der Drau und Donau und in der Vojvodina (Serbien).

Die Tagungsbeiträge machten sehr deutlich, dass ein wirksamer Auenschutz und eine weitere Entwicklung natur­naher Auengebiete nur durch intensive Zusammen­arbeit mit allen beteiligten Akteuren möglich ist. Dass dies gelingen kann, zeigt das transnationale Netzwerk der Da­nubeparks, das Carl Manzano, Leiter des Nationalparks Donau-Auen, vorstellte. Vertreter aus acht Donauländern arbeiten in diesem Netzwerk an der Umsetzung gemeinsamer Strategien zum Schutz der Donauauengebiete.

Die Teilnehmer waren sich am Ende der Tagung nach ­interessanten Vorträgen, an­regenden Diskussionen und einer Exkursion zu den Flächen erfolgreicher Wald-Ini­tialmaßnahmen (Schwarz-Pappel-Projekt) einig, dass der Schutz und die Entwicklung von Flussauen trotz aller Erfolge auch weiterhin eine besondere Herausforderung und eine zentrale Aufgabe des Naturschutzes ist.

Die Beiträge zur Tagung werden auf Wunsch gerne zur ­Verfügung gestellt (Kontakt: u.boehme@brandenburgische-akademie.de). Ausführliche Veröffentlichungen der Referenten zu den genannten Themen finden sich im Nationalpark-Jahrbuch Unteres Odertal 2011, Nationalparkstiftung Unteres Odertal.

Uta Böhme, Studienleiterin Brandenburgische Akademie „Schloss Criewen“

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren