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Editorial

Agrarlandschaft 2020 – jetzt Tacheles reden!

Seit dem 12. Oktober liegen sie auf dem Tisch, die Legislativvorschläge der Europäischen Kommission zur Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der nächsten Förderperiode 2014 bis 2020. Ernüchterung folgte in weiten Teilen den früheren hoffnungsvollen Ankündigungen und erklärten Zielen von Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos¸. Die meisten Beiträge der Rubrik „Aktuelles“ im vorliegenden Heft bestimmt dieses Thema – beginnend mit der Kolumne „Aktuelles aus Brüssel“.

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Zwar gibt es positive Ansätze wie ein behutsames „Greening“ der 1. Säule, doch unter dem Strich wird das „Weiter so“ dominieren. So ist absehbar, dass auch 2020 noch eine riesige Lücke klaffen wird zwischen den Umweltzielen der EU und der Realität: sehenden Auges in die Katastrophe…

Ist das Papier es wert, auf denen diese Deklarationen zum Schutz von Biodiversität, Wasser, Boden und Klima gedruckt sind? Der Schutz der natürlichen Ressourcen funktioniert nur, wenn seine Notwendigkeiten in die verschiedenen Politikbereiche integriert werden, zuallererst in die Landnutzungspolitiken. Dafür aber scheint die Europäische Kommission mit der nächsten GAP-Förderperiode wieder eine – ja, die zentrale – Chance zu vertun. Vor Jahresfrist entschied die internationale Staatengemeinschaft bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt, alle die Biodiversität schädigenden Subventionen bis 2020 abzubauen. Ist das schon wieder vergessen? Die Finanzierung einer industriellen Landwirtschaft ohne Umwelt-Gegenleistungen gehört zuallererst zu dieser Art Subventionen!

EU-Umweltkommissar Dr. Janez Potocnik muss für seine ureigenen Anliegen kämpfen. Am Beispiel der extensiven Beweidung überzeugte er sich keine zwei Wochen vor dem Kommissionsvorschlag noch in Deutschland von den Notwendigkeiten in der Praxis. Bei ihm rannte der Deutsche Verband für Landschaftspflege quasi offene Türen ein – aber besitzt er in Brüssel das notwendige Gewicht? Immerhin: Erstmals entscheidet das Europäische Parlament bei einer Agrarreform mit. MdEP Martin Häusling, Landwirtschaftsexperte der Grünen im EP und Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, forderte beim Deutschen Landschaftspfle­getag in Bergisch Gladbach dazu auf, sich in die Debatte einzubringen: Er werde mit allen zusammenarbeiten, die sich für umweltgerechtere und nachhaltigere Landwirtschaft und eine gerechte Verteilung der öffentlichen Gelder einsetzen.

In der Tat ist es eine Frage, die nicht nur die Bauern angeht, sondern die gesamte Gesellschaft: Welche Landschaft möchten wir 2020 haben? Die Entscheidung sollte nicht allein den (Groß-)Bauern überlassen werden, welche sich offenbar am besten (einflussreichsten) artikulieren.

Ein anderes Streitthema, ebenfalls mit der Landwirtschaft: die in Deutschland rastenden Wildgänse. Bestandsdaten und -trends in diesem Heft können zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Und fundierte fachliche Grundlagen für politische und planerische Entscheidungen liefern auch die beiden an­deren Hauptbeiträge: Arten-Areal-Kurven für Brutvögel in südwestdeutschen Lebensraumtypen (besonders auch für Agrarlandschaften) zeigen ein deutlich niedrigeres Niveau als etwa drei Jahrzehnte zuvor. Und der Nachtkerzenschwärmer illustriert als Beispiel, wie das Artenschutzrecht in der Planungspraxis anzuwenden ist.

Allen Themen ist eine Erkenntnis gemein: Nur im Dialog sind Kompromisslösungen zu erzielen. Wo gilt das mehr als in der Agrarpolitik? In den nächsten Wochen und Monaten gilt es, Tacheles und nicht in den Wind zu reden!

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