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Korrekte Inwertsetzung bedarf praxisorientierter Konventionen

Auf die vorstehende Replik antwortet der Verfasser des kritisierten Beitrags.

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Von Olaf Miosga

Herrn Prof. Hampicke danke ich für diese kleine Lehrstunde in Ökonomie. Wie Sie, sehr geehrter Herr Hampicke, trefflich analysiert haben, bin ich in der Tat kein Ökonom und, um einen bekannten Berliner Politiker zu zitieren, das ist gut so!

Ihr Beitrag hat mir auch deshalb gefallen, da er mir verdeutlicht, wie ein Thema überfrachtet werden kann und wie man es besser nicht machen sollte. Ich halte sehr viel von handfesten Erfahrungen und die Praxis der angewandten Landschaftsplanung hat mich zu meinem Artikel geführt.

Sie werden sicherlich Recht haben, wenn Sie schreiben, dass der Wert von etwas sich in keiner Weise aus seinen Kosten ergibt. Die ökonomisch-sprachlichen Fehler in meinem Artikel bitte ich zu entschul­digen.

Offensichtlich ist uns durch die gültige Gesetzgebung der Natur- und Artenschutz etwas wert und hierdurch entstehen u.a. Kosten für den Erhalt eines günstigen Erhaltungszustands von planungsrelevanten Arten. So kann der Kiebitz, wie darstellt, in einem planerischen ungünstigen Fall einen Eingriffsverursacher im Münsterland real rund 42600 € kosten.

Auf Ihre Lehrbuch zitierenden Ausführungen zur korrekten Ermittlung von Acker- und Grünlandpreisen mag ich nicht näher eingehen. Sie werden sicherlich Recht haben – für das Thema, der Inwertsetzung von Vögeln, erscheint mir dies nicht zielführend zu sein.

Produktionsintegrierte Kompensationsansätze zum Erhalt eines günstigen Erhaltungszustands von Vögeln oder andere „billigere“ Ansätze, wie z.B. das Aufhängen von Nisthilfen, lassen sich fachlich diskutieren, bei einem Großteil der von mir bewerteten Vögel ist dies jedoch kein gangbarer Weg. Für den Artikel habe ich einen einheitlichen methodischen Ansatz gewählt; Einzelfalllösungen können sicherlich gefunden werden, müssen sich aber an den artspezifischen Lebensraumansprüchen betroffener Arten und nicht an den Einsparpotenzialen von Kosten ausrichten.

Das Grünland muss gepflegt werden, einverstanden. Pflegekosten von Biotopen wurden in meinem Artikel nicht explizit berücksichtigt, auch wurden mögliche Produktionserträge von landwirtschaftlichen Herstellungsflächen nicht gegengerechnet. An dieser Stelle darf ich noch einmal auf die artspezifischen Lebensraumansprüche der von mir bewerteten Vogelarten verweisen – nicht alle treten auf Grünland und Acker auf. Zugunsten einer nachvollziehbaren plausiblen Kostenermittlung von Vögeln wurde in dem Beitrag auf ausgefeilte ökonomische Kapriolen verzichtet – dies bezieht sich auch auf die Ermittlung von anrechenbaren Begleiteffekten, wie etwa der Kohlenstoffspeicherung im Grünland.

Es erscheint mir offensichtlich, dass Sie die hohen überschlägigen Herstellungskosten für eine Biotopherstellung stören. Auch mag ich glauben, dass in Mecklenburg-Vorpommern andere Preise als im Münsterland gezahlt werden – die Frage nach den regionalen Unterschieden wird im Artikel thematisiert.

Allerdings, Herr Kollege, sitzen Sie einem grundlegendem Irrtum auf: Sofern eine artenschutzfachlich begründete Kompensationspflicht mit Herstellungskosten von Biotopen anfällt, erübrigen sich i.d.R. nachfolgende wirtschaftliche Verzweckungsgedanken. Bei einer extensiven Grünland- oder Ackerwirtschaft mag dies noch gehen, wenn aber etwa zugunsten einer Waldvogelart Wald herzustellen ist, wird das naturschutzfachliche Ziel, die Herstellung eines günstigen Erhaltungszustands dieser Waldvogelart, konterkariert, wenn dieser Wald nach Erreichen der Hiebreife geerntet wird. Dieses gilt umso mehr, je abhängiger eine betroffene Art von einer ausgereiften Altersstruktur „ihres“ Lebensraums ist.

Es gibt sicherlich eine Reihe von produktionsintegrierten Kompensationsansätzen (etwa beim Grünland, z.T. auch beim Wald), der im Beitrag verfolgten Zielsetzung entspricht das nicht. Wie dargestellt, werden die einmalig anfallenden Herstellungskosten von Biotopen für eine Inwertsetzung von schutzwürdigen Wildvögeln herangezogen.

Die Diskussion über die Höhe der Kosten hat noch gar nicht richtig begonnen; bedenken Sie, dass die angegebenen Herstellungskosten von Biotopen sogar deutlich höher ausfallen können, wenn z.B. die Altersreife eines Biotops (z.B. alter Wald, Moor) bei den Herstellungskosten mit berücksichtigt werden müsste.

Wie Sie so schön formulieren, zu bewerten ist eben doch nicht so einfach! Da stimme ich Ihnen mit vollem Herzen zu. Der von mir gewählte Ansatz zur Wertermittlung von Vögeln zielt auf eine möglichst einfache, nachvollziehbare und praxisorientierte Berechnungsstruktur ab, unter bewusstem Ausblenden ökonomischer Detailbetrachtungen.

Für eine korrekte Inwertsetzung von Vögeln bedarf es m.E. eines fachkollegialen Austausches und einer praxisorientierten Konvention – diese steht noch aus. Vielleicht eröffnet unser kleiner Disput die hierzu notwendige breite Diskussion.

Anschrift des Verfassers: Olaf Miosga, c/o öKon GmbH, Do­rotheenstraße 26a, D-48145 Münster, E-Mail miosga@oekon.de, Internet http://www.oekon.de .

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