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Diskussion

Naturschutzverbände fördern Aufträge für Biologen

Das Editorial „Die Erosion der Artenkenntnis – selbst mitverschuldet?“ von Eckhard Jedicke in Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (8), 2010, Seite 225, kritisiert der Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Vereins POLLICHIA.

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Von Oliver Röller

Die Äußerungen von Dr. Jedicke zum Kooperationsvertrag zwischen den Naturschutzverbänden (BUND, NABU und POLLICHIA) mit dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz sind sehr befremdlich. Die Anstrengungen der Verbände in Rheinland-Pfalz, konstruktiv mit dem Umweltministerium an einer Verbesserungen der aktuellen Situation rund um den Artenschutz (und dazu gehört selbstverständlich auch das Thema Artenerfassung) zu arbeiten, werden unangemessen dargestellt und fehlinterpretiert.

Die angesprochene Kooperationsvereinbarung zwischen dem Umweltministerium und den Verbänden zeigt, dass das Land Rheinland-Pfalz willens ist, sich mit den Verbänden um eine bessere Datengrundlage bezüglich der gesetzlich geschützten und planungsrelevanten Arten zu kümmern. Sollen wir uns dem verweigern? Die Naturschutzverbände sind steuerlich privilegiert. Angesichts dessen kann das Land ein konstruktives Verhalten der Verbände erwarten.

Es ist leicht einzusehen, dass die schwerwiegenden Defizite, die Rheinland-Pfalz in Bezug auf seine Artenschutzverpflichtungen hat, nie und nimmer durch das Ehrenamt kompensiert werden können und unser Bundesland diesbezüglich nur voran kommt, wenn es an der richtigen Stelle in professionelle Arbeitskraft investiert. Das wissen auch die Verantwortlichen der angesprochenen Kooperationsvereinbarung! Die Verbände haben die Defizite der rheinland-pfälzischen Arterfassungen immer wieder kritisiert. Dies entbindet sie indessen nicht von der Pflicht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten an der Behebung der Defizite mitzuwirken.

Dr. Jedicke unterstellt uns in seinem Beitrag „Die Erosion der Artenkenntis – selbst mitverschuldet?“, die Naturschutzverbände würden dem Land Rheinland-Pfalz „für lau“ planungsrelevante Daten zur Verfügung stellen. Daten, die nach gesetzlichen Vorgaben vom Land zu erheben sind, würden die Verbände dem Land schenken und damit in Konkurrenz zu professionellen Büros treten, die für die Erhebung der Artendaten eigentlich beauftragt werden sollten. Angeblich sorgen die Verbände damit sogar für die Arbeitslosigkeit von professionellen Biologen, Landschaftsplanern etc.

Nichts von alledem trifft zu – das Gegenteil ist der Fall: Die Naturschutzverbände tragen mit ihren jährlich rund 800 kritischen Stellungnahmen zu Eingriffen in Natur und Landschaft ständig dazu bei, dass mehr an Planungs- und Untersuchungsaufwand von Vorhabensträgern gefordert wird, als diese zunächst zu leisten bereit sind. Wir streiten dafür, dass Vorhabensträger ihre Vorhaben nicht als vereinfachte Verfahren, als vermeintlich naturverträgliche Eingriffe mit geringem Kompensationsbedarf durch die Genehmigungsverfahren schleusen, sondern dass die Vorhaben kritisch auf den Prüfstand kommen und die Anforderungen der Eingriffs-Ausgleich-Regelung erfüllt werden. Und schließlich achten wir darauf, dass die Kompensationsmaßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden.

Dadurch sorgen die Verbände im Gegenteil mit ihrer Arbeit dafür, dass professionelle Biologen nicht weniger, sondern eher mehr Aufträge bekommen. Die Behauptung, das Ehrenamt würde zum Untergang von Planungsbüros beitragen, ist daher zurückzuweisen.

Anschrift des Verfassers: Dr. Oliver Röller, Geschäftsführer der POLLICHIA, Verein für Naturforschung und Landespflege in Rheinland-Pfalz, Bismarckstraße 33, D-67433 Neustadt a.d. Weinstraße, E-Mail roeller@pollichia.de .

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