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Schmitz’ Sternstunden

Stay hydrated!

Der Sommer im letzten Jahr war wieder unglaublich heiß und trocken in der Gegend, in der ich damals eines meiner Projekte liegen hatte. Eine Eisenbahnbrücke sollte abgebrochen und durch eine neue ersetzt werden. Meine Aufgabe war es, zu kontrollieren, ob sich im Baustellenbereich noch Schlingnattern und Zauneidechsen befinden.

von Franziska Schmitz erschienen am 21.07.2025
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Die Sonne knallt auf den Bahndamm, der zur Vergrämung der Reptilien kurzgemäht worden ist. Eigentlich sollte der Tag auch für die Tiere fast zu heiß sein. Trotzdem mache ich mehrere Durchläufe entlang des Dammes und finde ein paar Eidechsen, die ich einsammle, und in das wenige Kilometer entfernte Ersatzhabitat bringe.

An diesem Tag weht nicht der geringste Windhauch. Ich habe nur eine Flasche Wasser dabei, weil ich die Temperatur einfach unterschätzt habe. An der neuen Brücke, nur wenige Meter von der alten entfernt, wird fleißig gearbeitet.

Drei Bauarbeiter bauen irgendeine Verschalung. Die neue Brücke wird nach dem Abbruch der alten auf deren Stelle geschoben. Dafür sind nur wenige Tage Zeit eingeplant, jede Minute kostet Geld. Die Bauarbeiter schauen immer wieder rüber zu mir, grinsen, grüßen.

„Was wollen die bloß“, denke ich mir, „noch nie eine Frau Schlangen fangen gesehen?“ Es ist unglaublich heiß, ich bereue es, zu wenig zu Trinken dabei zu haben. Und ich bin langsam genervt, dass die drei immer wieder zu mir schielen und offensichtlich über mich reden. Was sie sprechen, kann ich nicht verstehen, denn es sind keine deutschen Arbeiter. Ich bekomme langsam Kopfweh und muss mich hinsetzen. Es ist heute einfach nicht mein Tag.

Ich setze mich an den Fuß des einzigen Baumes weit und breit und lehne meinen schmerzenden Kopf gegen den Stamm. Als ich für einen kurzen Moment die Augen schließe, spüre ich, wie ein Schatten auf mich fällt. Ich zucke zusammen und sehe den Verursacher der Störung wütend an, will aufspringen, merke aber, wie meine Beine versagen und er mich sanft zurück auf den Boden drückt. „Stay stay“, sagt er, drückt mir ein fragwürdiges, aber angenehm kühles Tuch auf die Stirn und hält mir eine große Flasche Wasser vor die Nase. Obwohl mir als Kind eingetrichtert wurde, nichts von Fremden zu nehmen, greife ich dankbar zu.

Das Tuch auf der Stirn kühlt meinen Kopf, die Flüssigkeit hilft gegen meinen ausgetrockneten Mund. Der Mann wedelt mit seiner Hand in seinem Gesicht rum, zeigt wieder auf mich. „Red, red, hot!“ Ich lege meine Hand auf meine Stirn, da spüre ich, ich glühe richtig. Ich trinke die halbe Flasche Wasser aus, dann begleitet mich der Herr zu meinem Auto, bedeutet mir, in den Spiegel zu sehen. Mein Kopf ist knallrot, kein Wunder, dass er so schmerzt. Ich bedanke mich mehr mit Gesten als mit Worten bei meinem Retter, der mich sanft auf meinen Fahrersitz drückt, mir eine weitere Flasche Wasser schenkt, die Tür schließt und mir nachwinkt, um mich in einen frühen Feierabend zu verabschieden.

Tja, wie heißt es so schön? „Stay hydrated!“ – auch als Umweltbaubegleitung nicht zu unterschätzen.

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