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Rezension

Bodenschutz unter der Lupe

In ihrem neuen Buch „Der Grund“ begeben sich Tanja Busse („Das Sterben der anderen“) und Christiane Grefe („Global Gardening“) gemeinsam auf die Suche nach Konfliktlinien rund um die Ressource Fläche. Die beiden Autorinnen wählen dabei den maximalen Einstieg – der erste Satz lautet: „Wie wir mit Böden und Flächen umgehen, ist die Überlebensfrage des 21. Jahrhunderts!“ Mag das zunächst etwas dramatisch klingen, so wird dem Lesenden bald sehr klar, dass das mitnichten übertrieben, sondern eher eine nüchterne Bestandsaufnahme ist.

von Nicolas Schoof erschienen am 08.05.2024
© Kunstmann
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Die ungebremste Versiegelung – in Deutschland sind es 52 ha pro Tag – und die neue alte politische Sorglosigkeit im Umgang mit der knappen Ressource werden in den ersten Kapiteln ausführlich thematisiert. Dazu bedienen sich die Autorinnen etlicher kleiner Geschichten. Von den Windkraftanlagen des Münsterlandes geht es ins Thünen-Institut, zu Landwirten der bayerischen Niederung und denen Mecklenburgs, von dort ins politische Berlin und auch die vielerorts umjubelten „Zukunftsprojekte“ wie in Grünheide (Tesla) oder Magdeburg (Intel) werden aus Sicht des Flächenschutzes neu erzählt. Von den Regenwürmern und Springschwänzen geht es in wenigen Seiten zum Bundeskanzler Scholz und wieder zurück ins Erdreich.

In diesem Parforceritt machen die Autorinnen immer wieder deutlich, dass ohne Fläche kein Klimaschutz, keine Landwirtschaft und auch kein Naturschutz gelingen kann. „Der Grund“ ist zwar kein Naturschutzbuch im engeren Sinne, allerdings wird der Natur- und Artenschutz immer wieder geschickt im dichten Interessensnetz der Flächennutzung verortet.

Dem Thema der Lektüre ist geschuldet, dass es keine allzu leichte Lesekost ist. Der Versuch, die Konflikte der Welt an der Ressource Fläche zu erzählen, ist ein Wagnis, das die Autorinnen überzeugend meistern und das tatsächlich eine neue Perspektive auf einen ganzheitlich gedachten Ressourcenschutz eröffnet. Es bleibt im Buch nicht bei einem Klagelied, vielmehr werden auch konkrete Verbesserungsoptionen skizziert. Etwas bedauerlich ist, dass der Verlag wohl keine Abbildungen im Buch realisieren wollte. Das Thema hätte sich dazu angeboten. Alles in allem ist Busse und Grefe mit „Der Grund“ ein hochinteressantes und inhaltlich überzeugendes Sachbuch gelungen. Die große Frage ist nun, wie das Buch diejenigen erreicht, die es unbedingt lesen sollten, bevor sie weiterhin ein „Bauen auf der grünen Wiese wie in den 70ern“ propagieren …

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