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Wälder als Kohlenstoffquelle statt Senke

Landgebundener Klimaschutz benötigt neue Maßnahmen

Die Wälder in Deutschland speichern CO2 und sind damit eine wichtige Kohlenstoffsenke? Das ist leider Schnee von gestern: In den letzten fünf Jahren setzte der Wald mehr Treibhausgase frei, als er aufnehmen konnte. Von der Kohlenstoffsenke zur Kohlenstoffquelle: Dieses Ergebnis der gerade vorgestellten Bundeswaldinventur alarmiert. Der Holzzuwachs stagniert seit der letzten Inventur im Jahr 2012. Seit 2017 hat sich der Kohlenstoffvorrat um 41,5 Millionen Tonnen verringert. Hauptgrund sind Dürren, Stürme und sekundär Schädlingskalamitäten.

von Eckhard Jedicke erschienen am 18.10.2024
© Eckhard Jedicke
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Waldumbau forcieren

Somit verfehlt der Bund seine Ziele im Klimaschutzgesetz für den Landnutzungssektor ganz entscheidend. Abwarten genügt nicht – jetzt braucht es ein entschlossenes Vorgehen, um den Wald als Kohlenstoffsenke zu regenerieren: einen weiter beschleunigten Waldumbau zu möglichst resilienten Mischwäldern, flächigen Wasserrückhalt und Wiedervernässung von Feuchtstandorten und Mooren, einen Nutzungsverzicht alter Laubwälder, die Verringerung des jährlichen Holzeinschlags, echte Kreislaufwirtschaft für Holzprodukte und ein Verzicht auf die Holzverbrennung in Kraftwerken (die wir in dieser Zeitschrift auch schon ausführlich begründet haben). Der Aufschrei aus der Forstwirtschaft, das zeigt die aktuelle Debatte um die dringend notwendige Novellierung des Bundeswaldgesetzes, wird groß sein. Enkeltaugliche Politik darf sich davon nicht ins Bockshorn jagen lassen, aber sie muss die wirtschaftlichen Folgen für das Waldeigentum abfedern.

Hecken und Agroforst

Der momentane Ausfall der Wälder als Klimaschützer lenkt den Blick noch stärker auf andere Optionen des landgebundenen Klimaschutzes. Da bieten sich zuvorderst Agroforstsysteme an, die neben ihrer Wirkung als Klimaanpassung für die agrarischen Systeme in erheblichem Maße Kohlenstoff speichern können. Neben den Streuobstwiesen bilden Heckensysteme historisch tradierte Agroforsten. Hecken sind in der Lage, fast ebenso viel des Klimagases zu binden wie intakte Wälder. Daher analysiert ein Beitrag aus dem Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen in diesem Heft die rechtlichen und förderpolitischen Hemmnisse. Aber Vorsicht: Neue Hecken zu schaffen, wirkt nicht in jeder Landschaft nur positiv. Einmal mehr braucht es eine fachlich fundierte Steuerung durch Flächenkulissen und idealerweise eine aktuelle Landschaftsplanung, die mögliche Konflikte mit der Biodiversität vermeidet.

Neustart für Agrarpolitik?

Der Thünen-Beitrag listet auf, wie eine attraktive Förderung gestaltet werden muss, um mehr Hecken in ausgeräumte Landschaften zu bringen. Damit wären wir bei einem anderen brandaktuellen Thema: Aus der EU-Kommission sickerten die Pläne durch, das Ende der bisherigen Agrarförderung einzuläuten. Geplant scheint ein einfacher, fokussierter Haushalt – dafür sollen die Subventionen für die Landwirtschaft, die bisher ein Drittel des Haushalts umfassen, ab 2028 als eigenständiger Etatposten wegfallen. Stattdessen würden die EU-Mittel nach zuvor definierten politischen Zielen an die nationalen Haushalte überwiesen. Klingt spannend wie riskant: Nur noch 27 Programme, je eines pro Mitgliedstaat, statt bisher rund 530 Programmen im Mittelfristigen Finanzrahmen zu verwalten, könnte die Bürokratie vereinfachen. Aber die Gefahr ist groß, Steuerungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Ausrichtung der Agrarpolitik weitgehend in nationales Belieben zu geben. Der EU-Rechnungshof hat die aktuelle Umwelt- und Klimawirkung der GAP-Strategiepläne gerade mangels Erfolgs kritisiert. Aber ganz in nationales Belieben geben muss man die Agrarförderung deswegen nicht gleich.

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