Naturschutz und Landschaftsplanung 4/2017
Naturschutz und Landschaftsplanung erscheint am 3. April. Lesen Sie hier die Abstracts der Hauptbeiträge.
- Veröffentlicht am
Möglichkeiten und Grenzen des Fischbestandsmanagements in Kleingewässern
Hinweise zur Neuanlage von Gewässern und Entfernung von Fischen
von Oliver-D. Finch und Thomas Brandt
ABSTRACT: Kleingewässer stellen in der Kulturlandschaft wichtige und zugleich durch Nutzungen und Aktivtaten des Menschen vielfaltig gefährdete Lebensräume dar, die im besonderen Fokus des Naturschutzes und der ökologisch orientierten Planung stehen. Zum Schutz von Fischarten werden solche Gewässer selten angelegt, allerdings werden Fische (auch Neozoen) haufig anthropogen eingebracht.
Unerwünschte Effekte des Fischbesatzes auf die Lebensgemeinschaften von Kleingewässern sind vielfach beschrieben, sie hängen von der Fischart und -größe, der Bestandsdichte, den im Gewässer vorhandenen Strukturen und weiteren Faktoren ab. Im vorliegenden Beitrag werden im Hinblick auf den in Artenschutzgewässern zumeist unerwünschten Fischbesatz strategische Überlegungen bei der Neuanlage mitgeteilt sowie Methoden zum Fischbestandsmanagement dargestellt und deren Grenzen aufgezeigt.
Gewässer können durch eine geeignete Positionierung unter Umständen vor einer unerwünschten Besiedlung durch Fische geschutzt werden. Maßnahmen zur Fischentfernung umfassen Absenkungen des Wasserstands sowie Elektro- und Netzbefischungen. Biomanipulationen können solchen Befischungen folgen. Die aus eigenen Erfahrungen und Literaturanalysen gezogenen Schlüsse werden fur die Naturschutzpraxis diskutiert.
Erhaltung und Produktion gebietseigener genetischer Vielfalt in Ex-situ-Populationen
Umsetzung der Ergebnisse aus DNA-Studien am Wildapfel
von Aki M. Höltken, Anne Hennig, Jörg Kleinschmit, Hans Jürgen Arndt und Wilfried Steiner
ABSTRACT: Für viele seltene Baum- und Straucharten ist die Verfügbarkeit geeigneter Habitate in den letzten Jahrhunderten stark zurückgegangen. Heutige Bestände sind geprägt durch geringe Populationsgrößen, ungünstige Altersstrukturen, Hybridisierung mit nicht-heimischen Arten und – damit einhergehend – starken Verlusten an genetischer Vielfalt. Da eine In-situ-Erhaltung vieler Populationen oft nicht mehr möglich ist, sollten Schutzprogramme nicht nur die Erhaltung geeigneter Lebensräume, sondern auch die Produktion von angepasstem und genetisch vielfältigem Vermehrungsgut für Anreicherungspflanzungen oder die Etablierung neuer Vorkommen beinhalten.
In dieser Studie wird am Beispiel des Wildapfels (Malus sylvestris (L.) Mil) vorgestellt, welche Möglichkeiten ein DNA-basiertes Qualitätsmanagement für die Ex-situ-Sicherung genetischer Ressourcen und die Produktion von Vermehrungsgut in speziellen Samenplantagen bietet: (a) DNA-Analysen erlauben eine präzise Unterscheidung artreiner Wildäpfel vom Kulturapfel und deren Hybriden; (b) der Genpool eines Vorkommensgebietes (= die gebietseigene genetische Vielfalt) kann repräsentativ rekonstruiert werden; (c) zur Sicherung der regionaltypischen gebietseigenen genetischen Vielfalt kann die Mindestgröße von Ex-situ-Populationen geschätzt werden; (d) an Vermehrungsgut aus Samenplantagen ist eine vereinfachte Herkunfts- und Identitätsprüfung (Zertifizierung) bei gleichzeitiger Optimierung der Beerntungsmöglichkeiten gegenüber natürlichen Vorkommen möglich.
Biokohle aus Moorgrünland-Aufwüchsen
Eignung grasartiger Landschaftspflege-Aufwüchse zur Hydrothermalen Carbonisierung (HTC)
von Michael Röhrdanz und Rainer Buchwald
ABSTRACT: Die Hydrothermale Carbonisierung (HTC) stellt ein thermochemisches Verfahren zur Herstellung von Kohle aus Biomasse dar. Bei Temperaturen zwischen 180 und 240 °C und einem Druck von etwa 20 bar wird Biomasse in einem wässrigen Milieu innerhalb weniger Stunden in ein torf- bis braunkohleähnliches Produkt überführt.
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob sich grasartige Landschaftspflege-Aufwüchse von niedersächsischen Moorgrünländern als Edukt für das HTCVerfahren eignen. Alle geernteten Landschaftspflege-Aufwüchse ließen sich gut carbonisieren. Sowohl der Mahdzeitpunkt als auch die Arten- Zusammensetzung der Aufwüchse haben einen geringen Einfluss auf die Kohlenstoff-Gehalte der Aufwüchse und der daraus hergestellten Kohlen. So waren die Kohlenstoff-Gehalte der geernteten Einzelarten und Zwei-Schnitt-Aufwüchse im September meist etwas höher als im Juni, bei den daraus hergestellten Kohlen war jedoch kein Trend zwischen den beiden Mahdzeitpunkten erkennbar.
Bei den aus verschiedenen Pflanzenarten bestehenden heterogenen Aufwüchsen, geerntet von Mai bis Oktober, gab es zwar eine Kohlenstoff-Zunahme der Aufwüchse im Jahresverlauf, doch ließ sich diese Tendenz in den daraus hergestellten Kohlen nicht immer erkennen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.