Auf diese Lebensräume sollten Sie Rücksicht nehmen
Um die Biodiversität in der eigenen Kommune zu schützen oder zu steigern, muss man erst einmal wissen, um welche Lebensräume es eigentlich geht und wie sie sich schützen oder anlegen lassen. Hier finden Sie eine Zusammenstellung der wichtigsten kommunalen Biotope.
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Lebensräume an und in Gebäuden
Viele ältere Gebäude bieten in der Stadt lebenden Arten einen Ersatzlebensraum. Doch gerade bei der Sanierung von Bauwerken drohen diese wertvollen Biotope verloren zu gehen. Sie sollten deshalb vor Baumaßnahmen kartiert, der Verlust der Lebensräume durch Ersatzmaßnahmen kompensiert werden. Wo immer alte Bausubstanz erhalten werden kann, sollte dies geschehen.
- Dachüberstände (Schwalben, Mauersegler)
- Hohlräume (Fledermäuse)
- Spitzgiebel/Dachfirsten (Fledermäuse, Falken)
- Brücken (Fledermäuse, Mauerbrüter)
- Ruinen und verlassene Gebäude
- Mauerfugen mit Mörtelfüllung (Solitärbienen, Mauervegetation)
- Künstliche Nisthilfen
Gärten, Parks und Friedhöfe
- Private Gärten sind oft wertvolle Lebensräume. Aber sie sind der Mode und damit starken Änderungen unterworfen. So haben sich in den letzten Jahren an vielen Stellen Steinwüsten, robotergemähte Scherrasen und (immergrüne) Schnitthecken ausgebreitet und haben die Vegetationsflächen verdrängt. Zwar können in Neubausiedlungen Festlegungen zur Bepflanzung gemacht werden, jedoch wird ihre Einhaltung nur selten überprüft. Die aktive Beratung von Bauwilligen hilft, Alternativen zu irreleitenden Trends aufzuzeigen. Gestaltungssatzungen helfen, Auswüchse und Fehlentwicklungen zu verhindern. Wird am Anfang darauf hingewiesen, dass Verstöße zum Rückbau führen können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Auflagen eingehalten werden.
- Kleingärten: Ähnliches gilt für Klein- und Schrebergärten, in denen oft noch zum Eigenbedarf Obst- und Gemüseproduktion stattfindet. Oft sind die hier herrschenden Vorschriften nicht auf der Höhe der Zeit und laufen dem Umwelt- und Artenschutz zuwider. Eigene kommunale Regeln helfen, die nachhaltige Nutzung in den Vereinen zu fördern.
- Friedhöfe: Friedhöfe sind Ruheräume. Davon profitieren viele Arten, die in der Struktur aus Gehölz- und Wiesenflächen optimale Bedingungen vorfinden. Koniferen bieten vielen Vogelarten Brut- und Schlafbäume.
- Parks: Ausgedehnte Rasen-/Wiesenflächen oder Baumbestände in Stadtnähe sind nicht nur für Menschen wichtige Lebensräume. Auch den Tier- und Pflanzenarten des urbanen Raums bieten sie – je nach Ausstattung und Nutzung – Überlebensmöglichkeiten. Insbesondere extensiv gepflegte Bereiche (Wiesen, Naturwaldparzellen) sind wertvolle Refugien zahlreicher Arten. Durch geschickte Nutzerführung und gute Kommunikation lassen sich Konflikte zwischen Nutzung und Lebensraum reduzieren.
Lebensräume am Wasser
- Quellen: Wasseraustritte sind der Ursprung aller Fließgewässer. Werden Quellen nicht besonders geschützt, beginnt die Schäden am Bachlauf bereits am Ursprung. Großräumige Abstände um Quellhorizonte, strenge Ablagerungsverbote und Außerbetriebnahme von Agrarflächen im Einzugsbereich von Quellhorizonten helfen, unser wichtigstes Lebensmittel und den Ursprung der Fließwasser-Biotope zu schützen und nährstoffarme, saubere Oberläufe als Lebensraum für empfindliche Arten zu sichern.
- See-, Bach- oder Flussufer: Innerörtliche Gewässerufer (ganz besonders Steilufer) sind nicht nur wertvolle Habitate für Tiere und Pflanzen, sondern auch attraktive Aufenthaltsorte für Menschen. Immer mehr Kommunen verbinden den Platz am Wasser wieder mit den innerkommunalen Freiräumen und machen den Siedlungsraum attraktiver. Gerade deswegen muss durch entsprechende Kommunikation dafür gesorgt werden, dass es nicht zur Vermüllung dieser Bereiche kommt. Auch sind Maßnahmen zu ergreifen, dass Wasservögel nicht gefüttert und Neozoen wie Nil- und Kanadagänse in ihrer Ausbreitung/Vermehrung gebremst werden, sodass die Gewässer nicht übermäßig verschmutzt und eutrophiert werden. Auch eine Verbauung dieser Bereiche sollte unterbleiben. Wegen möglicher Überflutungsgefahr ist es bei Fließgewässern in den meisten Fällen ohnehin ratsam, keine Bebauung im Hochwasserbereich des Gewässers auszuweisen.
- Renaturierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen helfen, ehemals vorhandene Ufer- und Wasserbiotope wieder zurückzugewinnen. Besonderes Augenmerk gilt illegalen Einleitungen oder problematischen Anrainerflächen, die in Bäche oder Seen entwässern. Besonders gefährdet sind Gewässer, die an landwirtschaftliche Flächen grenzen. Brennnesselmonokulturen zeigen hier oft die Überdüngung an. Ausreichender Abstand der agrarisch genutzten Flächen vom Ufer oder deren Umwidmung zu biologisch bewirtschafteten Äckern helfen, die Einträge an Dünger, Gülle oder Pestiziden zu verringern.
- Überschwemmungsbereiche: Überall wo Platz ist, bietet es sich an, den Fließgewässern Retentionsräume zu schaffen, die nach der Schneeschmelze oder starken Niederschlägen Hochwasserwasser aufnehmen können. Diese Auen bieten gleichzeitig viele Lebensräume für Vögel, Amphibien, Reptilien etc. und helfen die flussabwärts liegenden Siedlungen vor Hochwasser zu schützen.
- Feuchte und nasse Gräben: Dauerhaft feuchte wie auch phasenweise trockenfallende Gräben sind wichtige (Laich)-Habitate für Amphibien und Insekten. Sie sollten aber nicht als Entwässerungsgräben dazu dienen, eutrophiertes und pestizidbelastetes Wasser aus landwirtschaftlichen Bereichen in Flüsse und Bäche einzuleiten. Die Grabenkanten und -sohlen sind schonend zu pflegen. Mulchmähen ist in diesen Bereichen zu unterlassen.
- Röhricht- und Schilfbereiche: An den Rändern von Stillgewässern entwickeln sich oft ausgedehnte Süßgrasbestände. Diese Pflanzengesellschaften aus hochwachsenden Gräsern sind wichtige Lebensbereiche, auf die sich viele Vogelarten - ganz besonders Wasservögel - spezialisiert haben und für die Aufzucht ihrer Jungen nutzen.
Feuchtwiesen und Moore
Feuchtbiotope sind nicht nur wegen ihres Artenreichtums besonders schützenwert, sondern auf wegen des Kontaktes zum Grundwasserkörper. Wie bei den offenen Still- oder Fließwasserbiotopen geht es hier also nicht nur um Artenschutz, sondern auch um den Schutz des Grundwassers. Jede Verunreinigung durch Stoffeinträge sollte vermieden werden.
- Sumpfwiesen: Sumpf- oder Feuchtwiesen werden von Binsen, Seggen, Gräsern und krautigen Arten geprägt und zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie werden vom Grundwasserstand beeinflusst und können zeitweise überschwemmt werden. Werden sie nicht gepflegt (Mahd oder Beweidung), entwickeln sie sich im Laufe der Sukzession über Zwischenstadien der Hochstaudenfluren und Gebüsche bis hin zu (Au)Wäldern oder Brüchen.
- Kalk-, Quell- und Hangmoore: Werden durch mineralstoffreiches Wasser aus dem Boden genährt. Durch die permanente Wassersättigung des Bodens kann sich ein Torfkörper aufbauen, der aber meist nur eine geringe Mächtigkeit aufweist.
- Niedermoore: Haben Anschluss an den Wasserspiegel und sind durch zeitweise Überstauung mit Fremdwasser und phasenweise Austrocknung geprägt. Die Standorte sind oft nährstoffreich und deshalb meist dicht und hoch bewachsen.
- Hochmoore: Können nur in Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit existieren und sind dadurch charakterisiert, dass die Lebensgemeinschaft ausschließlich auf der Wasserspeicherfähigkeit der Torfmoose basiert. Hochspezialisierte Pflanzenarten mit ausgeklügelten Systemen, Pflanzennährstoffe zu gewinnen, sind typisch für diesen Biotoptyp, der durch Flächenentwässerung und Luftverschmutzung unter starkem Druck steht.
- Brüche: Bruchwälder sind gekennzeichnet durch einen hohen Grundwasserstand, überflutungstolerante Gehölze und horstbildende Gräser und Farne.
Böschungen und Steilhänge
- Böschungen, gerade südexponierte Böschungen sind wertvolle Lebensräume für licht- und wärmeliebende Pflanzen und die mit ihnen assoziierte Fauna. Deshalb gilt diesen Böschungen grundsätzlich eine besondere Sorgfaltspflicht. Die Pflege sollte extensiviert und auf die vorkommende Vegetation abgestellt werden. Selbst kleine Böschungen können hier wertvolle punktuelle Lebensräume sein. Schüttere Vegetation bietet dabei bodennistenden Insekten wichtige Nistplätze. Grundsätzlich sollte das Auftragen von Bodenaushub oder das Ablagern von Gehölzschnitt dringend unterbleiben!
- Offene Bodenanschnitte und Felsböschungen sind ebenfalls besonders schützenswerte Biotope. Gerade zum Licht ausgerichtete Steillagen bieten Lebensräume für Wildbienen, Eidechsen und andere Sonnenanbeter. Bodenwände aus Sand, Kies, Lehm oder Ton sind das Zuhause vieler Bodenbrüter.
- Hohlwege sind Relikte historischer Nutzung und Folge von Erosion. Steile Böschungen bieten Raum für viele Arten - sowohl Pflanzen als auch Tiere. Der Schutz der Hohlwege ist auch ein Schutz landschaftstypischer Eigenheiten der Regionalkultur.
Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben
- Abbaustellen bieten ein großes Mosaik an unterschiedlichen Biotopen – steile Wände, Felsfluren, Tümpel und temporäre Wasserflächen, magere Staudenfluren und Gebüsche, Spalten und Höhlen oder verfallene Gebäude. Gerade diese Vielfalt macht sie für die Biodiversität besonders bedeutsam. Bevor Gruben wieder bedenkenlos befüllt oder „renaturiert“ werden, sollte geprüft werden, ob sie nicht durch einfache Sukzession zu wertvollen Elementen der Biotop-Infrastruktur werden können. Auch im laufenden Abbaubetrieb kann solche „Natur auf Zeit“ erhalten werden. Oft sind Steinbrüche sowie Sand-, Kies- oder Tongruben auch wertvolle Geotope, die Einblicke in die Entwicklungsgeschichte der Region bieten und damit auch touristischen Wert erreichen können.
Mauern und Steinhaufen
- Trockensteinmauern: Mauern aus „trocken“ (ohne Beton) aufgesetzten Steinen gehören zu unseren wertvollsten Lebensräumen, weil sie ganz unterschiede Standorte und Nischen anbieten. Auf der trockenen, sonnenverwöhnten Mauerkrone wachsen Pflanzen, die sonst kaum noch geeignete Standorte finden und ziehen eine entsprechende Fauna an. Das gilt auch für die Mauerfugenvegetation. Viele Tierarten finden in den Fugen Schutz und Lebensraum. Zwar ist die Neuanlage von Trockenmauern teurer als die Verwendung anderer Hangsicherungstechniken, wie Gabionen oder L-Steinen – dafür ist ihre Ausstrahlung und damit ihr Wert für die Attraktivität der Kommune erheblich.
- Weinbergsmauern und Weinterrassen: Je steiler die Täler, desto eindrucksvoller Mauern und Terrassen. Seit Jahrtausenden werden in Weinbaugebieten aus lokalen Gesteinen Trockenmauern gebaut, um das Gelände für den Weinanbau zu terrassieren. Bei der Aufgabe der Nutzung sind Mauern und Terrassen in Gefahr. Dabei bestimmen sie oft die Ausstrahlung und sind Biotope für eine Reihe sonnenhungriger Tier- und Pflanzenarten. Ihr Erhalt ist eine Gesellschaftsaufgabe!
- Alte, gemörtelte Mauern: Auch alte Mauern aus Naturstein oder Ziegel tragen zur Ausstrahlung und damit zur Lebensqualität einer Kommune bei. Oft sind sie auch bemerkenswerte Lebensräume mit Mauerfugen-, Mauerkronen- und Mauerfußvegetation sowie entsprechenden Arten der heimischen Fauna als Begleiter. Alte Mauern verdienen wie Trockenmauern unseren besonderen Schutz.
- Lesesteinhaufen und andere Biotope aus losem Gestein: Gerade an Ackerrändern aufgeschichtete Lesesteine, aber auch aufgetürmter Natursteinschutt haben einen ähnlichen ökologischen Wert wie Mauern. Sie bieten vielen Tieren Unterschlupf und Winterquartier. Dazu gehören Eidechsen, Schlangen, Kröten aber auch viele Arthropoden. Je mehr Hohlräume es gibt und je besser die Steinhaufen in die Vegetation eingebunden sind, desto größer ist der Habitatwert.
Rasen, Wiesen und Staudenfluren
- Die „Blumenwiese“ gilt wie der „Blühstreifen“ in der Landwirtschaft als Allheilmittel gegen Artenschwund. Dabei bieten die wenigsten urbanen Standorte geeignete Voraussetzungen für echte, dauerhafte und vielfältige Wiesen. Voraussetzung sind dafür magere Standorte, geeignetes Saatgut und entsprechende Pflege. Wird der Grund entsprechend vorbereitet (Verwendung von skelettreichem Unterboden, Kiessand oder Mineralgemisch), können aber durchaus Magerwiesen- oder wiesenartige Vegetationsflächen entstehen (Vergleiche Checkliste zur Ansaat von Wiesen).
- Es muss nicht immer eine Wiese sein. Durch die Reduktion der Mähintervalle und das Zurückfahren der Düngung kann aus dem Scherrasen auch ein Blumenrasen werden. Damit ist die Nutzung immer noch möglich, aber der ökologische Wert steigt.
- Oft sind Staudenpflanzungen auf magerem Pflanzsubstrat im innerstädtischen Bereich die bessere, weil stabilere Alternative.
- Gerade an Straßen- und Wegrändern können sich immer noch artenreiche Säume entwickeln – je nachdem, wie der Untergrund beschaffen ist und welche Nutzung angrenzt. Ist der Standort mager (Sand, Schotter, Mineralgemisch, anstehendes Gestein), sollte möglichst selten gemäht und abgefahren werden, um den Biotopwert zu erhalten.
- Manchmal entwickeln sich auf Brachen so genannte Ruderalfluren, Pflanzengesellschaften aus hochwüchsigen, meisten ein- oder zweijährigen Kräutern. Diese Fluren sind für viele Tiere (z.B. Schmetterlinge, Vögel) wertvoll und sollten nicht bedenkenlos gemäht werden. Sie bieten vielen Arten Versteck und Winterquartier und sollten erst zu Beginn des Frühjahrs schonend geschnitten werden – falls überhaupt notwendig.
- Alte Streuobstwiesen sind oft artenreiche Lebensräume und sollten besonders qualifiziert gepflegt werden. Ein Anteil von stehendem und liegendem Totholz bietet zahlreichen Vogel- und Insektenarten geeignete Habitate. Aber Vorsicht: Auch sie sind kein Allheilmittel gegen Artenschwund. Für neuangelegte Bestände ist dringend ein Pflege- und Entwicklungskonzept notwendig.
Wegränder und Ackerraine
- In der ausgeräumten Landschaft sind Weg- und Straßenränder oft die letzten Rückzugsräume. Leider sind sie nicht nur durch Überdüngung und Vermüllung gefährdet, sondern auch durch intensive Bankettpflege. Schonendes Mähen und möglichst langes Stehenlassen der Gräser und Kräuter steigern den ökologischen Wert dieser wichtigen linearen und vernetzenden Grünstrukturen. Begleitende Hecken erhöhen die Lebensraumqualität noch einmal deutlich.
- Übrigens lassen sich auch im Siedlungsbereich Wege extensiv befestigen und entsprechende Säume oder Zaun- oder Mauerfußfluren einplanen beziehungsweise durch extensive Pflege schützen. Weniger Asphalt erhöht die Versickerungsleistung und senkt die Aufheizung im Sommer.
- Ähnliche Funktionen haben die Ackerraine, die nicht nur durch Mahd und Überdüngung gefährdet sind, sondern auch durch Übergriffe der Landwirte. Wegen ihrer Bedeutung für die Vernetzung in der sonst ausgeräumten Landschaft verdienen sie besonderen Schutz. Das Zerstören der Feldraine durch die Ackerbearbeitung sollte unterbunden werden. Ebenso die Überschüttung mit Material aus Wegebau oder Bankettpflege.
Brachen und Ruderalflächen
- Kommunale Brachen (z.B. ehemalige Industrie- und Hafenanlagen, stillgelegte Bahngelände etc.) sind schon deshalb gefährdet, weil sie von vielen Bürgern als unordentlich bewertet werden und allgemein als Zwischenzustand vor einer zukünftigen Bebauung gelten. Dabei sind Brachen und Ruderalflächen wichtige und oft vielfältige Biotope mit sehr unterschiedlichen Teillebensräumen (temporäre Wasserflächen, sonnenexponierte Schotterflächen, lückige Vegetation, xerotherme Kräuterfluren). Deshalb brauchen sie eine besonders qualifizierte (extensive) Pflege und eine gute Kommunikation in Bezug auf ihren Wert für die Biodiversität (https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/anthropogen/ruderalflaechen-kulturbrachen/)
Wälder, Bäume, Hecken und Gehölzstrukturen
- Altbäume: Alte Bäume sind in ihrem ökologischen Wert Jungbäumen immer überlegen. Auf der einen Seite sorgt ihr größeres Kronenvolumen für eine deutlich stärkere Photosyntheseleistung und Kühlung durch den Schattenwurf der Krone, auf der anderen Seite bieten sie mit Borke, Totholz und Biomasse deutlich mehr Lebensräume und ermöglichen so ein größeres Artenspektrum. Wenn immer möglich, sollten Altbäume geschützt werden. Das gilt besonders, wenn in ihrem Einzugsgebiet Bautätigkeiten geplant sind. Guter Baumschutz schließt immer auch den Wurzelraum mit ein (geplante Checkliste Baumschutzmaßnahmen).
- Kommunale Wälder: Wälder und Waldparzellen im urbanen Raum haben zwar durch erhöhten Nutzungsdruck einen geringeren Wert für die Biodiversität als siedlungsferne Wälder. Denn viele störungsempfindliche Arten kommen hier nicht mehr vor. Trotzdem ist ihr Wert für das Stadtklima sowie als Refugium und ökologischer Trittstein nicht zu verachten. Um diese Biotope zu schützen, muss die Nutzung gelenkt und der Missbrauch der Flächen als illegale Abladeplätze für Schutt, Müll und organischen Unrat verhindert werden. Auch sollten negative Einflüsse durch angrenzende Agrarnutzung oder Parkplätze unterbunden werden.
- Hecken/Knicks: Hecken funktionieren immer als lineare Biotope und sind damit besonders wertvoll, denn sie können, wenn sie entsprechend ausgeprägt sind, kommunale Lebensräume vernetzen. Außerdem gehören sie zu den wertvollsten Brut- und Ruheräumen in der Feldflur sowie im Siedlungsraum und sind Ganzjahreslebensräume für Vögel und Säugetiere (z.B. Igel). Ihre Qualität nimmt zu, wenn ein sonniger und ein schattiger Saum zu beiden Seiten der Hecke den Gehölzstreifen begleiten.
Bauwerksbegrünung
Grüne Dächer und Wände ersetzen nicht die übrigen kommunalen Biotope, können aber viele Wohlfahrtswirkungen für Städte und Gemeinden leisten. Denn einerseits lässt sich über grüne Wände auf engstem Raum Grün im Siedlungsgebiet unterbringen, andererseits sind die Dachflächen ebenfalls konkurrenzlos für Grün nutzbar. Vorhandenes Fassadengrün aus Efeu oder Wildem Wein sollte geschützt werden.
- Fassadenbegrünung: Gerade Efeu bietet zahlreichen Vögeln des Stadtraumes geeignete Brutmöglichkeiten. Denn unter dem Dach der immergrünen Blätter entstehen oft geschützte Räume von 15 bis 20cm Tiefe. Die späte Blüte bei Efeu und Wildem Wein zieht viele Fluginsekten an. Eine Liste geeigneter Kletterpflanzen findet sich hier. Daneben tragen Fassadenbegrünungen auch zur Staubbindung bei, kühlen das lokale Klima und dämmen die Baukörper.
- Begrünte Zäune/Masten: Oft werden gerade in Randlagen und Gewerbegebieten zweckmäßige Zaunanlagen (z.B. Stabmattenzaun) gesetzt, die sich geradezu anbieten, begrünt zu werden. Hierfür eignen sich besonders Schling- und Rankpflanzen.Für Masten - wie etwa Laternenpfähle - sind Selbstklimmer, wie Wilder Wein eine gute Alternative (Kletterpflanzen-Liste)
- Dachbegrünung: Je nach Dachhöhe und Dachneigung können auch Dachbegrünungen Biotopfunktion übernehmen. Besonders, wenn sie im Sinne eines Biodiversitätsdaches aufgewertet werden. Dachflächen können große Mengen Regenwasser zurückhalten und wirken kühlend auf das Mikroklima. In Kombination mit Solarenergie können sie doppelten Nutzen erzeugen (Siehe auch Checkliste Dachbegrünung)
Virtuelle Biotope
- Das Nachtfalterbiotop: Ein Großteil der heimischen Schmetterlinge sind so genannte Nachfalter, also weitgehend nachtaktive Insekten. Ihre Raupen leben in den vorgenannten Biotopen, die erwachsenen Tiere bewohnen den nächtlichen Luftraum und werden von Lichtquellen angezogen; so erleiden sie entweder tödlichen Stress, verbrennen oder werden leichte Beute nachjagender Insektenfresser. Ein großer Teil der Nachfalter-Population dürfte alljährlich der Lichtverschmutzung zum Opfer fallen. Reduktion der Beleuchtung auf das notwendige Maß ist aktiver Falterschutz.
Baumschutzsatzungen
- Werden von Städten oder Gemeinden erlassen, um den vorhandenen Baumbestand zu schützen und ihren ökologischen Wert zu erhalten. Sie enthalten konkrete Vorgaben auch für private Grundstückseigentümer, unter welchen Umständen ein Baum gefällt werden darf. Die Einführung einer Baumschatzung ist sorgfälltig vorzubereiten und durch Kommunikation zu begleiten, weil eine bevorstehende Einführung zu präfentiven Fällungen führen kann.
Biotopverbund
- Ziel ist es, möglichst viele Lebensräume miteinander zu vernetzen, sodass die Interaktion der Tiere und Pflanzen verschiedener Populationen erhalten bleiben kann. So können Verinselungseffekte durch ausbleibenden genetischen Austausch und damit ein Populationsrückgang von Arten vermieden werden.
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