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Bücher

Bodenatlas Deutschland – so fasziniert Bodenkunde

Der Feldbodenkunde geht es ähnlich wie der Botanik und Faunistik: Kenner der Materie werden zunehmend seltener, während gleichzeitig die Situation des jeweiligen Metiers immer prekärer wird. Umso wichtiger erscheint es, allgemeinverständlich und dennoch fachlich fundiert über die Böden als Lebensgrundlage und begrenzte Ressource zu informieren. Dieses war das zentrale Ziel des von den Vereinten Nationen 2015 ausgerufenen „Jahr des Bodens“ – und genau das tut auch der von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) jetzt publizierte „Bodenatlas Deutschland“.

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Zu einem attraktiven Preis schließt der Atlas im Großformat (30x36cm) eine entscheidende Lücke, indem er eine Sammlung von bundesweiten bodenkundlichen Themenkarten vereint. Dabei bleibt das Werk, das Jahrzehnte lange Forschungs­arbeit des nationalen geologischen Dienstes zusammenführt, nicht in der beschreibenden Analyse von Böden stehen, sondern geht ebenso auf Potenziale und Gefährdungen ein. Der Bodenatlas liefert, wie es die Herausgeber formulieren, die Basis für bodenkundliche Informationen über die Raumstruktur und die wichtigsten funk­tionalen Beziehungen von Böden; er gibt Auskunft über Nutzungskonkurrenzen und Prognosen bei Bodennutzung und Bodengefährdungen; er vermittelt durch die Darstellung von sich wechselseitig beeinflussenden Faktoren ein Gefühl über die Zusammenhänge in der Bodenkunde; und er trägt in der breiten Öffentlichkeit zu einem besseren Verständnis der natürlichen und ökonomischen Funktionen des Bodens bei, um Gefährdungen zu vermeiden.

Diesem Anspruch wird der Band ohne Einschränkungen gerecht – sowohl inhaltlich als auch, nicht minder wichtig, in gestalterischer Hinsicht: illustriert mit großformatigen und qualitativ herausragenden Fotos, schematischen Schaubildern, ganzseitigen Themenkarten (48 an der Zahl, meist im Maßstab 1 : 3 Mio.) und mit einem lesefreundlichen dreispaltigen Layout und zusammenfassenden Textkästen („kompakt“). Die Texte sind mustergültig klar und verständlich formuliert.

Der Band gliedert sich in sieben Hauptkapitel: Einleitend wird der Boden als multifunktionale Lebensgrundlage beschrieben, indem – auch für Laien gut verständlich – bodenkundliche Grundlagen und Bodenfunktionen, die Arbeit mit Bodenkarten sowie Auswertungskarten erklärt werden. Im zweiten Kapitel folgt die Antwort auf die Frage, wie Böden entstehen; erläutert werden Ausgangsgestein, Relief, Klima und Landnutzung, und das jeweils durch thematische Karten räumlich konkretisiert. Sodann werden die Böden in Deutschland analysiert: mittels Bodenübersichtskarte (Bodentypen plus geologischem Ausgangsmaterial, gruppiert zu sieben Gruppen von Bodengesellschaften), der Zusammensetzung von Böden (Bodenarten einschließlich organischer Substanz) sowie Bodenmächtigkeit.

Kapitel 4 klärt über die Zusammenhänge von Wasser und Boden auf, indem es den Boden als Wasserspeicher beschreibt und den Wasserhaushalt der Böden mit Karten zu Sickerwasserrate, Oberflächenabfluss von Ackerböden, Grundwasserstufen, kapillarem Aufstieg und pflanzenverfügbarem Wasser im Sommerhalbjahr analysiert. Danach geht es um Nähr- und Schadstoffe, deren Gehalte und Mobilität. Das sechste Kapitel rüttelt auf unter dem Titel „Boden in Gefahr“ und fokussiert nach den stofflichen Belastungen im vorangegangenen Abschnitt auf die Bodenerosion durch Wasser und Wind sowie Bodenverdichtung. Im letzten Kapitel steht der Boden als Grundlage der Landwirtschaft im Mittelpunkt, welches es anhand des ackerbaulichen Ertragspotenzials vertieft. Der Anhang liefet kapitelweise die verwendete Literatur, ein Abkürzungsverzeichnis und Glossar.

Dem Rezensenten ist kein besseres Buch bekannt, welches so brillant und verständlich, aber dennoch wissenschaftlich fundiert für die Bodenkunde und ihre praktische Anwendung wirbt. Es sollte zur Pflichtlektüre in Landschaftsplanung und architektur, Agrar- und Forstwissenschaften, Geographie und weiteren umweltrelevanten Studiengängen gemacht werden. Gleiches gilt – wenngleich schwieriger realisierbar – für die politischen Entscheidungsträger, welche im Großen wie im Kleinen die Weichen für den Umgang mit den Böden stellen, besonders in Agrar-, Siedlungs- und Verkehrspolitik. Und es trifft zu für die Landwirte, für die die Böden Produktions- und Lebensgrundlage sind, die mit der Art und Weise ihrer Nutzung aber zugleich auch wesentlich zur Gefährdung oder Schutz der Böden betragen. Empfehlung: unbedingt kaufen! Eckhard Jedicke

Bodenatlas Deutschland – Böden in thematischen Karten. Herausgegeben von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, koordiniert von Klaus Kruse (gemeinsam mit zehn weiteren Autoren). 144 Seiten mit 48 Karten, 67 farbigen Abbildungen und 8 Tabellen. Gebunden. 38,80 €. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2016. ISBN 978-3-510-96855-8.

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