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Editorial

Zukunft Deutschlands ohne Landschaftsplanung?

„Deutschlands Zukunft gestalten“. Drei Worte, die auf Zupacken hoffen lassen, auf bewusste, fundierte Entscheidungen. Drei Worte, die Aufbruchsstimmung verbreiten... für vier Jahre einer schwarz-roten Koalition in Berlin, denn mit diesen drei Worten ist die Koalitionsvereinbarung von CDU, CSU und SPD überschrieben.

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Landschaftsplanung heißt das Schlüsselinstrument, mit dem Erhalt und nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen als zentrale Basis von Deutschlands Zukunft zu gestalten ist: „Die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege werden als Grundlage vorsorgenden Handelns im Rahmen der Landschaftsplanung überörtlich und örtlich konkretisiert…“, so lautet der allgemeine Grundsatz in §8 BNatSchG.

Machen wir den Lackmustest des Koalitionsvertrags: Wie häufig kommt der Begriff „Landschaftsplanung“ darin vor? Fehlanzeige! Okay, vielleicht zu speziell gefragt – wie sieht es mit „Landschaft“ aus? Schon besser, mit 13 Erwähnungen: Es geht um Medienlandschaft, Presselandschaft, Forschungslandschaft, Wissenschaftslandschaft, Tariflandschaft, Denkmalschutzlandschaft, Kinolandschaft und – ja, tatsächlich: Auch die (Kultur-)Landschaft kommt vor! Und zwar an ganzen zwei Stellen:

Die „Vermaisung der Landschaft“ soll künftig dadurch begrenzt werden, dass neue Biogasanlagen „überwiegend auf Abfall- und Reststoffe begrenzt“ werden (Seite 54). Eine überfällige Absichtserklärung, der angesichts erdrückender Argumente rasch Taten folgen müssen!

Land- und Ernährungswirtschaft und – nochmals unterstrichen – die Milchwirtschaft und der Weinbau werden als Garanten für den Erhalt vielfältiger Kulturlandschaften genannt (Seite 121f.). Keines kritischen Wortes gewürdigt wird dabei die gravierende Rolle der Landwirtschaft als Gefährdungsfaktor für biologische Vielfalt und Böden. Nur nebulöse Andeutungen weisen auf den Willen hin, mit der nationalen Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik „besonders die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung ländlicher Räume fördern“ zu wollen. Da liegt der Schluss nicht fern, dass sich das erste Entwicklungsmerkmal – die Wirtschaftlichkeit – weiterhin durchsetzen wird. Und nicht einmal eine volkswirtschaftliche!

Was lehrt uns das? „Landschaft“ illustriert in vielfältiger, vor allem übertragener Bedeutung Gesamtzusammenhänge. Aber die Kulturlandschaft mit ihren natürlichen und anthropogen beeinflussten Bestandteilen wird bis auf fragmentarische Teile nicht wirklich thematisiert. Mit anderen Worten: Deutschlands Zukunft findet in den nächsten fünf Jahren ohne ihre natürlichen Lebensgrundlagen statt. Das kann nicht gut sein, denn deren Gefährdungen sind viel zu virulent.

Der Begriff „Naturschutz“ wird viermal genannt, gemeinsam mit „biologischer Vielfalt“ werden ihm relativ unverbindlich abgefasste 18 Zeilen der 185 Seiten gewidmet (Seite 119). Zu tun gäbe es genug. Exemplarische Handlungsfelder beschreibt auch das erste Heft des neuen Jahrgangs unserer Zeitschrift:

Gämsen (siehe Titelfoto) und andere störungssensible Arten müssen effektiver vor dem Stress durch ungeregelte Freizeitaktivitäten geschützt werden – der erste Hauptbeitrag zeigt die Effektivität der Information von Wintersportlern auf.

Erneuerbaren Energien verändern das Landschaftsbild – für die landschaftsästhetische Komponente liefern wir Hinweise zur Versachlichung der Diskussion.

Ökosystemleistungen integrieren Belange der natürlichen Umwelt in die ökonomische Logik – doch das birgt die Gefahr, dass der wirtschaftliche Nutzen höher bewertet wird als andere Dimensionen der Umweltpolitik.

Die Menschen mitzunehmen beim europäischen Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ ist ein wichtiges Ziel, um Akzeptanz und Mitwirkung zu fördern – dabei gilt es, moderne Geoinformationstechnologien weit mehr als bisher einzusetzen.

>Damit Baustellen nicht mehr Schaden als nötig anrichten, sollte noch mehr als bisher die Umweltbaubegleitung eingesetzt werden – auch dazu gibt es Tipps.

Um Deutschlands Zukunft zu gestalten, braucht es diese und viele andere Instrumente. Schade, dass die schwarz-rote Koalition die meisten der guten und dringend notwendigen Vorschläge hierzu vom Tisch gewischt hat. „Nicht finanzierbar“, heißt die Standardantwort. Doch das ist manchmal eine kurzfristige Sicht. Vier Jahre eben…

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